Potenzieller Schutzschirm |
01.03.2022 17:56:00
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RBI-Aktie tiefrot: EZB beobachtet RBI und Co genauer - RBI prüft offenbar Rückzug aus Russland - Dementi
Der Westen hat umfassende finanzielle Sanktionen gegen Moskau verhängt. Die RBI und andere Geldhäuser mit größeren Geschäften in Russland und der Ukraine müssen nun den Aufsichtsbehörden ihre Liquidität häufiger melden. Zudem müssen die betroffenen Banken die Aufsicht über die Auswirkungen der Sanktionen auf ihre Vermögenswerte in Russland und in der Ukraine informieren, berichtete Reuters am Montagabend unter Berufung auf Insider. Demnach stünden die Aufsichtsbehörden seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine in laufenden Kontakt mit den Banken.
Die russischen Kunden hätten Vertrauen in die Bank, betonte Strobl schon am Vormittag. "Die Kapitalposition ist ebenfalls stark." Gleichzeitig würden die Mitarbeiter in der Ukraine die wichtigsten Bankdienstleistungen aufrechterhalten, so Strobl weiter. "Dienstleistungen werden unter der Voraussetzung angeboten, dass keine Gefahr für die Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden besteht."
Eine abschließende Einschätzung zu der Lage in den Ländern könne derzeit nicht gegeben werden, da die Sanktionen "fast täglich" ausgeweitet würden, so die Bank. "Sie sind hart und in ihren Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die Realwirtschaft weitreichend. Die Auswirkungen auf die RBI-Gruppe werden analysiert."
Vorsichtig äußerte sich heute Erste-Group-CEO Bernd Spalt: "Ich halte die RBI für eine sehr gut aufgestellte Bank, die ich auch so einschätze, dass sie in der Lage ist, mit sehr schwierigen Situationen umzugehen", so Spalt am Montag im Rahmen der Bilanzpressekonferenz der Erste Group. Mehr wolle er zu dem Thema nicht sagen. "Es hilft im Moment nicht, sehr starke Statements zu machen, die kein Problem lösen sondern ein Problem möglicherweise vertiefen."
Auch das Finanzministerium sieht in der RBI eine "sehr gut aufgestellte Bank mit einem exzellenten Management, die gut vorbereitet auf alle Eventualitäten ist", hieß es aus dem Ministerium. "Die RBI und andere österreichische Banken machen seit Jahrzehnten Geschäfte in dieser Region und können mit dem Risiko gut umgehen." Generell seien die heimischen Institute gut aufgestellt und die Lehren aus der Finanzkrise gezogen worden.
Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) hatte am Montag im Ö1-"Morgenjournal" zunächst gesagt, dass über die RBI ein Schutzschirm gespannt werden solle. Das Institut sei mit seinen Investments in Russland in Prozent der Bilanzsumme die wahrscheinlich am stärksten betroffene Bank überhaupt, noch vor der UniCredit oder Societe Generale, "da haben wir echt ein Thema", so Felbermayr. "Da wird man jetzt einen Schutzschirm spannen müssen, damit das nicht zu echten Problemen bei der RBI führt, das muss man sehen im Laufe des Tages", meinte der Wifo-Chef.
Wenige Stunden später relativierte der Wifo-Chef seine Aussage aber etwas. "Ob die RBI einen Rettungsschirm braucht, das muss man sehen", sagte Felbermayr im Ö1-"Mittagsjournal". Es gebe aber "keine unmittelbare und akute Notwendigkeit" dafür, meinte er auf Twitter. Er gehe davon aus, dass die RBI bereits Vorkehrungen getroffen habe. Er habe zuvor vor allem deutlich machen wollen, dass es wichtig sei, das Risiko im Blick zu haben.
Die Aktien der RBI waren am Montag erneut stark unter Druck. Am späten Nachmittag notierten sie um 18,5 Prozent tiefer bei 13,90 Euro je Aktie. In den vergangenen fünf Handelstagen hatten die Papiere rund ein Drittel ihres Werts verloren. Am Wiener Aktienmarkt zeigte sich auch Erste Group um rund zehn Prozent schwächer und die Papiere der BAWAG büßten gut viereinhalb Prozent ein.
Auch außerhalb Österreichs litten Bankwerte unter dem beschlossenen Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift und den Sanktionen gegen die russische Zentralbank. Die Aktien der Deutschen Bank gaben bis zu Mittag um gut 9 Prozent nach, jene der ING Group verloren rund 10 Prozent und jene der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit büßten rund 11,7 Prozent ein. Die UniCredit zählt zu den europäischen Banken mit den größten Engagements in Russland. Die Bank erzielt dort rund drei Prozent ihrer Erträge.
RBI prüft laut Insidern Rückzug aus Russland, Bank dementiert
Die börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) erwägt Insidern zufolge nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine dem russischen Markt den Rücken zu kehren. Das sagten zwei mit der Situation vertraute Personen zur Nachrichtenagentur Reuters. Unmittelbar geplant sei ein solcher Schritt zwar nicht. Es handle sich aber um einen Notfallplan, falls der russischen Tochterbank das Geld ausgehe, da lokale Unternehmen Liquidität oder Kapital einforderten. Die Bank dementiert.
Die RBI wollte den Bericht nicht im Detail kommentieren, hielt jedoch in einem kurzen Statement an die APA fest: "Die Raiffeisen Bank International hat keine Pläne Russland zu verlassen".
Die RBI zählt zu den größten Kreditgebern in Osteuropa und wäre mit so einem Schritt die erste europäische Bank, die Russland verlässt. Die RBI würde sich vor weiterem Schaden schützen. Sie ist seit 30 Jahren in Russland tätig, seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
"In einer solchen Situationen lässt man das Geschäft normalerweise fallen", sagte eine der mit der Situation vertrauten Personen. Denkbar wären in einem solchen Fall zwei Szenarien: Einerseits die Übertragung des Geschäfts in Russland an einen neuen Eigentümer oder andererseits die vorübergehende Einstellung der Aktivitäten in dem Land, sagte die Person. Ein solcher Schritt müsste aber in Abstimmung mit der russischen Zentralbank erfolgen, die möglicherweise ihre eigenen Bedingungen auferlegte, fügte der Insider hinzu.
Eine Sprecherin der Bank wollte sich dazu auf Anfrage von Reuters nicht äußern. Am Vortag, als die Aktie der RBI an der Wiener Börse erneut auf Talfahrt war, versuchte die Bank noch zu beruhigen: In der Ukraine könne man derzeit die wichtigsten Bankgeschäfte aufrechterhalten. Die russische Tochter sei gut kapitalisiert und man verzeichne aktuell sogar Zuflüsse. Die russische RBI-Tochter erklärte gegenüber Reuters, die Bank wolle die Finanzdienstleistungen für die Kunden auf der Grundlage der bestehenden Gesetzgebung weiterhin ununterbrochen zur Verfügung stellen.
Der volle Schaden für die RBI war vorerst unklar. Ein Ausfall des Geschäftes in der Ukraine und Russland wäre für die Österreicher zwar schmerzhaft, aber verkraftbar, sagten die Insider. "Die große Herausforderung ist, dass der Bank die 'Cash cows' wegfallen", sagte eine Person. Die RBI habe schließlich in diesen beiden Märkten den Großteil ihrer Gewinne erwirtschaftet. Das Geschäft in Russland machte zuletzt fast ein Drittel des Nettogewinns der Gruppe aus. In der gesamten Region "Osteuropa", die Russland, Weißrussland und die Ukraine umfasst, hat die RBI laut Geschäftsbeicht für 2021 rund 600 Mio. Euro Gewinn gemacht. Das entspricht knapp der Hälfte des im Vorjahr erzielten Konzerngewinns von 1,37 Mrd. Euro.
Aus einer Unternehmenspräsentation geht zudem hervor, dass die RBI 2,4 Milliarden Euro in die russische Tochter investiert hat, die Ende letzten Jahres über ein Vermögen von 11,96 Milliarden Euro verfügte. Unter der Annahme, dass diese Gelder abgeschrieben werden müssen, würde dies laut Berechnungen von Reuters der Gruppe nur etwas mehr als 100 Basispunkte von der harten Kernkapitalquote der Gruppe in Höhe von 13,14 Prozent kosten.
Das Finanzministerium in Wien versuchte ebenfalls zu beschwichtigen. "Die RBI ist eine sehr gut aufgestellte Bank mit einem exzellenten Management, die gut vorbereitet auf alle Eventualitäten ist", teilte das Ministerium auf Anfrage von Reuters mit. Die RBI und andere österreichische Banken würden seit Jahrzehnten Geschäfte in dieser Region machen und könnten mit dem Risiko gut umgehen. Die RBI gehört mehrheitlich den genossenschaftlich organisierten Raffeisenlandesbanken.
In Wien notierte die RBI-Aktie schlussendlich 10,16 Prozent tiefer bei 13,18 Euro.
phs/bel
APA
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