Risikokosten gesunken |
02.05.2024 17:54:00
|
Raiffeisen-Aktie in Rot: RBI im 1. Quartal mit Millionenergebnis - auch ohne Russland und Belarus
Höhere Zinserträge in Zentral- und Südosteuropa führten zu einem Anstieg des Zinsüberschusses um 70 Mio. auf 1,45 Mrd. Euro. Den größten Zuwachs mit 25 Mio. Euro verzeichnete die Slowakei, vorwiegend aufgrund zinssatzbedingt höherer Erträge aus Kundenkrediten sowie aus Einlagen bei der Nationalbank. Der Provisionsüberschuss sank um 297 Mio. auf 669 Mio. Euro. Den stärksten Rückgang verzeichnete Russland mit 287 Mio. Euro, die restlichen Länder des Konzerns zeigten eine stabile Entwicklung.
Die Wertminderungen auf finanzielle Vermögenswerte lagen im 1. Quartal mit 25 Mio. Euro signifikant unter dem Wert der Vergleichsperiode von 301 Mio. Euro, der überwiegend in Osteuropa gebucht worden war. Für ausgefallene Kredite (Stage 3) wurden Wertminderungen von netto 92 Mio. Euro (Vorjahresperiode: netto 63 Mio. Euro) gebildet, die größten Positionen waren 66 Mio. Euro für Nicht-Finanzunternehmen und 31 Mio. Euro für Haushalte. Als "Stage 3" werden Kredite klassifiziert, die bereits ausgefallen sind oder bei denen ein Zahlungsausfall als wahrscheinlich angesehen wird.
Auf Länderebene wurden die Wertminderungen in Stage 3 am stärksten in Russland (43 Mio. Euro) dotiert. In Stage 1 (kein erhöhtes Ausfallrisiko) und Stage 2 (Kreditrisiko signifikant erhöht, aber noch kein Zahlungsausfall) wurden in der Berichtsperiode Nettoauflösungen in Höhe von 66 Mio. Euro ausgewiesen, vor allem in Ungarn, Russland und in der Ukraine (Vorjahresperiode: Wertminderungen in Höhe von 238 Mio. Euro, davon in Russland 223 Mio. Euro).
In ihrem Ausblick für das Gesamtjahr rechnet die RBI ohne Russland und Belarus, weil die EZB die österreichische Bank aufgefordert hat, ihren Rückzug aus Russland zu beschleunigen. Der Zinsüberschuss dürfte demnach im Jahr 2024 bei rund 4,0 Mrd. Euro liegen und der Provisionsüberschuss bei rund 1,8 Mrd. Euro. Bei den Kundenforderungen wird ein Wachstum um 3 bis 4 Prozent erwartet. Die Verwaltungsaufwendungen werden bei 3,3 Mrd. Euro erwartet, was zu einer Cost/Income Ratio von rund 52 Prozent führen dürfte. Der Konzern-Return-on-Equity dürfte 2024 voraussichtlich bei rund 10 Prozent liegen. Zum Jahresende erwartet die RBI eine harte Kernkapitalquote von rund 14,6 Prozent, wobei eine Entkonsolidierung der russischen Einheit zum Kurs-Buchwertverhältnis von Null angenommen wird. Auch die Dividendenentscheidung werde von der Kapitalposition des Konzerns ohne Russland abhängen, heißt es in der Mitteilung.
RBI-Strobl: Werden STRABAG-Deal stoppen, wenn Sanktionsrisiko besteht
Der Verkauf ihres Russland-Geschäfts hat für die Raiffeisen Bank International (RBI) höchste Priorität - das sagte RBI-Chef Johann Strobl am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Dafür sei aber auch die Zustimmung der russischen Behörden notwendig. Den Plan, ein Aktienpaket am Strabag-Konzern über die russische RBI-Tochter zu erwerben, würde man aufheben, falls damit ein Sanktionsrisiko verbunden wäre, sagte Strobl.
Die RBI hat im ersten Quartal 2024 ihr Konzernergebnis um ein Prozent auf 664 Mio. Euro um ein Prozent gesteigert - die Hälfte davon wurde in Russland und Belarus erwirtschaftet. Man habe das Russland-Geschäft aber in den vergangenen zwei Jahren bereits deutlich zurückgefahren, sagte Strobl. So sei das Kreditportfolio in Russland deutlich reduziert worden. Darüber hinaus habe man Beschränkungen bei der Finanzierung von Geschäften in Russland und in vielen Nachbarländern eingeführt. "Viele dieser Maßnahmen haben wir proaktiv eingeführt, bevor Sanktionen oder Beschränkungen verhängt wurden", so Strobl.
Man habe aber darauf geachtet, das Russland-Geschäft nicht zu schnell zu reduzieren, um den Wert der Russland-Tochter für einen möglichen Verkauf zu erhalten. "Unsere russische Tochter hat bedeutende Investitionen in ihr IT-Personal und die Systeme getätigt, um eine völlige Entkoppelung im Falle eines Verkaufs zu ermöglichen. Das Russland-Geschäft wäre dann vollkommen unabhängig von der RBI-Gruppe und von westlichen IT-Lieferanten."
Man habe in den vergangenen zwei Jahren viele Angebote für die russische RBI-Tochter erhalten, sowohl aus Russland als auch aus anderen Ländern. Für einen Verkauf sei es aber auch notwendig, dass die russischen Behörden einem potenziellen Käufer zustimmten. "Die Dekonsolidierung unserer russischen Tochter bleibt unsere erste Priorität. Und wir glauben, dass ein Verkauf der schnellste und sauberste Weg dazu ist."
Die RBI bemüht sich auch um den Erwerb eines durch EU-Sanktionen eingefrorenen Strabag-Aktienpakets, das früher dem russischen Milliardär Oleg Deripaska gehörte, durch die russische RBI-Tochter. Dieses Aktienpaket würde dann an die RBI in Wien in Form einer Sachdividende weitergereicht werden. Das Investmentvehikel, das die Strabag-Aktien hält, wurde an einen nicht sanktionierten russischen Investor verkauft. Nun müsse geklärt werden, ob dieser Verkauf ausreichend sei, um die eingefrorenen Strabag-Aktien wieder freizugeben. Vorher könnten die Aktien weder an die russische Strabag-Tochter, noch an irgendeinen anderen Interessenten übertragen werden, sagte Strobl. "Lassen Sie es mich ganz klar sagen: Wir werden nicht mit dem Erwerb der Strabag-Aktien durch die Raiffeisen Bank Russia fortfahren, wenn wir glauben, dass ein Risiko für Sanktionen oder andere negative Konsequenzen von irgendeiner der relevanten Behörden besteht", etwa durch das US-Finanzministerium. Die Pläne für den Verkauf der Russland-Tochter wären von dieser Entscheidung nicht betroffen. "Wir erwarten, dass wir in den nächsten Wochen mehr wissen werden."
Die Aufforderung der Europäischen Zentralbank (EZB) an die RBI, ihren Rückzug aus Russland zu beschleunigen, prüfe man sehr sorgfältig, sagte Strobl. Praktisch könnte dieses Verlangen aber die Dekonsolidierungspläne beeinträchtigen.
Die RBI hat im ersten Quartal 2024 ihre Risikokosten im Vergleich zur Vorjahresperiode um mehr als 90 Prozent gesenkt. Höhere Zinserträge in Zentral- und Südosteuropa führten zu einem Anstieg des Zinsüberschusses um 70 Mio. auf 1,45 Mrd. Euro. Den größten Zuwachs mit 25 Mio. Euro verzeichnete die Slowakei, vorwiegend aufgrund zinssatzbedingt höherer Erträge aus Kundenkrediten sowie aus Einlagen bei der Nationalbank. Der Provisionsüberschuss sank um 297 Mio. auf 669 Mio. Euro. Den stärksten Rückgang verzeichnete Russland mit 287 Mio. Euro, die restlichen Länder des Konzerns zeigten eine stabile Entwicklung.
Im Wiener Handel verlieren RBI-Aktien schließlich 1,96 Prozent auf 17,04 Euro.
ivn/tsk
(APA)
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Weitere Links:
Nachrichten zu Raiffeisenmehr Nachrichten
09:30 |
Freundlicher Handel in Wien: ATX verbucht zum Handelsstart Zuschläge (finanzen.at) | |
14.01.25 |
Zuversicht in Wien: ATX Prime beendet die Dienstagssitzung mit Gewinnen (finanzen.at) | |
14.01.25 |
Freundlicher Handel in Wien: ATX bewegt sich zum Ende des Dienstagshandels im Plus (finanzen.at) | |
14.01.25 |
Gute Stimmung in Wien: ATX Prime zeigt sich nachmittags fester (finanzen.at) | |
14.01.25 |
Handel in Wien: So performt der ATX aktuell (finanzen.at) | |
14.01.25 |
Börse Wien: Das macht der ATX Prime aktuell (finanzen.at) | |
14.01.25 |
Zuversicht in Wien: ATX verbucht mittags Gewinne (finanzen.at) | |
14.01.25 |
Dienstagshandel in Wien: ATX präsentiert sich zum Start des Dienstagshandels fester (finanzen.at) |
Analysen zu Raiffeisenmehr Analysen
01.08.24 | Raiffeisen neutral | Deutsche Bank AG | |
24.05.24 | Raiffeisen accumulate | Erste Group Bank | |
05.02.24 | Raiffeisen buy | Erste Group Bank | |
10.11.23 | Raiffeisen neutral | Deutsche Bank AG | |
06.11.23 | Raiffeisen Sell | Baader Bank |
Aktien in diesem Artikel
Raiffeisen | 20,26 | 1,45% |