Prognose bekräftigt 19.04.2017 16:05:14

Zalando wächst im ersten Quartal weiter - Aktie rutscht dennoch ab

Zalando wächst im ersten Quartal weiter - Aktie rutscht dennoch ab

Zwar setzte das Unternehmen seinen Wachstumskurs fort und konnte den Umsatz erneut im zweistelligen prozentualen Prozentbereich steigern, wie Zalando am Mittwoch mitteilte. Ein starkes Umsatzwachstum allein ist den Aktionären mittlerweile allerdings zu wenig. Sie wollen auch bei den Gewinnen Fortschritte sehen. Entsprechend enttäuscht reagierten sie am Mittwoch auf die operative Ergebnisentwicklung des Online-Modehändlers. Die Papiere sackten als schwächster Wert im MDAX gegen Mittag um 5,21 Prozent auf 38,245 Euro ab. Der Index der mittelgroßen Unternehmen notierte kaum verändert.

SCHWACHER JAHRESAUFTAKT FÜR DIE MODEBRANCHE

Das erste Quartal gehört in der Modebranche traditionell zu den schwächeren. So drückt der Winterschlussverkauf mit seinen Preisreduzierungen auf die Gewinne der Händler - auch bei Zalando. Zudem belasteten Investitionen und Marketingkosten das Ergebnis.

Der Textilverband BTE hatte zuletzt ebenfalls von einem schwierigen Start in das neue Jahr gesprochen. Die Umsätze seien erst im März wieder angezogen, hatte der Verband Anfang April erklärt.

ZALANDO-VORSTAND RITTER SIEHT UNTERNEHMEN AUF KURS

Zalando erwartet das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) des ersten Quartals daher bei 10 bis 30 Millionen Euro. Dies sei alles andere als überzeugend, nachdem Konkurrent Asos zuletzt eher positive Signale gesendet habe und die Markterwartungen für Zalando mit 29 Millionen Euro am oberen Ende gelegen hätten, sagte ein Händler. Im Vorjahr hatte das Unternehmen 20,2 Millionen Euro erzielt. Die bereinigte operative Marge soll 1,0 bis 3,0 Prozent betragen. Wie üblich fasst Zalando dabei die Spanne sehr weit. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten hatten im Schnitt mit 32,7 Millionen Euro bereinigtem Ebit gerechnet, was leicht über dem oberen Ende der von Zalando ausgegebenen Spanne liegt. Beim Umsatz geht das Zalando-Management von einem Wachstum von 22 bis 24 Prozent auf 971 bis 987 Millionen Euro aus.

BREITE EBIT-SPANNE BIRGT ENTTÄUSCHUNGSPOTENZIAL

Vor allem das untere Ende der breiten Ebit-Spanne berge Enttäuschungspotenzial, schrieb Analyst Peter Steiner vom Bankhaus Lampe. Der Experte hält jedoch das Geschäftsmodell von Zalando für intakt und sieht die Kursschwäche als Kaufchance. Mit seinem Kursziel von 51 Euro liegt er gut 33 Prozent über dem aktuellen Kurs.

Auch DZ-Bank-Analyst Thomas Maul sieht Zalando weiter positiv. Die Frühlings- und Sommerkollektion werde typischerweise zu niedrigeren Preisen verkauft als die Herbst- und Winterware und das erste und dritte Quartal beinhalteten zudem Schlussverkaufszeiträume, schrieb er. "Vor diesem Hintergrund gibt das etwas niedriger als erwartet ausfallende Ebit keinen Anlass zur Sorge." Allerdings schätzt er das Potenzial bei einem von ihm errechneten fairen Wert von 42 Euro deutlich geringer ein.

Vorstandsmitglied Rubin Ritter sieht Zalando dennoch weiter auf Kurs. "Wir wollen langfristig stark wachsen und liegen im Plan, unsere Ziele für das laufende Jahr zu erreichen", sagte der Manager im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. So soll der Umsatz 2017 um 20 bis 25 Prozent zulegen.

Beim Ergebniswachstum will Zalando zulegen. Die bereinigte operative Marge erwartet das Management für das Gesamtjahr weiterhin bei 5 bis 6 Prozent. Die Marge würde aber auch dann bestenfalls auf dem Vorjahreswert von 5,9 Prozent liegen.

ZALANDO INVESTIERT WEITER - RENDITEZIEL AMBITIONIERT

Ritter bezeichnete das Renditeziel dabei als "ambitioniert". Für ihn steht 2017 weniger das Ergebniswachstum im Vordergrund als der Ausbau des Geschäfts. "Wir haben in diesem Quartal in Logistik und Software investiert", sagte Ritter. Dazu arbeite Zalando an weiteren Dienstleistungen wie Auslieferungen am selben Tag oder der Abholung von Retouren.

Zalando hatte zuletzt angekündigt, im laufenden Jahr rund 200 Millionen Euro investieren zu wollen. Geplant ist unter anderem die Eröffnung eines Logistikzentrums in Schweden. Dieses soll von einem Dienstleister betrieben werden und den Kundenservice in den nordeuropäischen Märkten Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark verbessern.

Den Start in die neue Frühjahr-/Sommersaison bezeichnete Ritter als "sehr positiv". So habe Zalando viele neue Kunden gewinnen können. /p>

REKORDHOCH WIEDER ETWAS WEITER WEG

Der aktuelle Kursrutsch wirft die Zalando-Anteile wieder zurück auf das Niveau von Anfang April, nachdem sie sich am Vortag erst beim Stand von 40,765 Euro an ihr im Oktober 2016 erreichtes Rekordhoch von 41,115 Euro herangepirscht hatten.

Im Vergleich mit anderen deutschen Textilunternehmen haben die Zalando-Titel weiter klar die Nase vorn. Die Anteile etwa von HUGO BOSS oder TOM TAILOR hinken der Kursentwicklung von Zalando seit Monaten hinterher. Wer bei Zalando seit Jahresanfang investiert ist, hat bislang einen Gewinn von gut 6 Prozent auf dem Konto. Beim MDAX beläuft sich das Plus auf rund 8 Prozent.

Zalando habe eine Vielzahl an Möglichkeiten, um seinen Marktanteil in Europa auszubauen, da der Bekleidungshandel im Internet weiter wachse, hieß es vom Analysehaus RBC Capital. Zalando ziehe das Tempo mit Blick auf seine Lieferoptionen an. Die Experten der RBC rechnen daher mit einem Ausbau des Marktanteils in Europa.

Die endgültigen Zahlen will das Unternehmen am 9. Mai veröffentlichen./nas/tav/fbr

Berlin (dpa-AFX)

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Bildquelle: iStockphoto/hrstklnkr,Sean Gallup/Getty Images,DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images

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