Dividende wird erhöht |
03.02.2022 17:55:00
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OMV-Aktie schwächer: OMV verdoppelt Umsatz und Gewinn - Stern will Gasproduktion übergewichten
Im vierten Quartal legten vor allem dank gestiegener Gasverkaufsmengen und höherer Gaspreise die Konzernumsatzerlöse um 169 Prozent auf 13,35 Mrd. Euro zu. Man habe natürlich vom Marktumfeld profitiert, sagte OMV-Chef Alfred Stern zur APA, allerdings stamme auch mehr als die Hälfte der operativen Performance aus dem Refining, das nicht direkt von den hohen Öl- und Gaspreisen profitiere.
Das (um Lagerhaltungseffekte bereinigte) CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten stieg im vierten Quartal von 524 Mio. Euro auf ein Rekordergebnis von 2,0 Mrd. Euro. Das Operative Ergebnis vor Sondereffekten von Exploration & Production wuchs von 184 Mio. Euro (4. Quartal 2020) auf 1,16 Mrd. Euro, während sich das CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten von Refining & Marketing von 161 Mio. auf 351 Mio. Euro verbesserte. Im Bereich Chemicals & Materials stieg das Operative Ergebnis vor Sondereffekten auf 512 Mio. Euro (nach 208 Mio. Euro im 4. Quartal 2020).
"Unser Portfolio-Shift in Richtung Chemie und Materialien ist das, was das Rekordergebnis der OMV sowohl im vierten Quartal, also auch im Gesamtjahr 2021 ausmacht", sagte Stern. Den Cashflow aus dem Betriebstätigkeit exklusive Net-Working-Capital habe man gegenüber dem Vorjahr von 2,8 Mrd. auf 8,9 Mrd. Euro gesteigert, davon seien 3,5 Milliarden allein im vierten Quartal erzielt worden, "das ist wirklich ein tolles Ergebnis".
Die Gewinnausschüttung an die Aktionäre soll um 24 Prozent auf 2,30 Euro je Aktie erhöht werden. "Wir haben ja eine progressive Dividendenpolitik, wir möchten sie jedes Jahr steigern oder in besonderen Krisenjahren wie dem Coronajahr zumindest auf dem Niveau des Vorjahres halten", erklärte Stern.
Gleichzeitig habe man es mit Kostendisziplin sowie über die Investitionspolitik und Verkäufe geschafft, den Verschuldungsgrad (Gearing) wieder auf das Niveau von 2019 zu bringen, nämlich auf 22 Prozent. Das erklärte Ziel sei es gewesen, auf 30 Prozent oder weniger zu kommen.
Vor zwei Wochen hatte die OMV Abschreibungen und Wertberichtigungen in Höhe von 1,7 Mrd. Euro bekannt gegeben. Davon entfielen rund 40 Prozent (also rund 680 Mio. Euro) auf die Beteiligung an der ADNOC Refining. Die OMV hält an dem Unternehmen 15 Prozent und hat dafür im Sommer 2019 2,4 Mrd. Dollar bezahlt (damals 2,18 Mrd. Euro). "Gegenüber dem Einstieg vor drei Jahren haben sich die langfristigen Markterwartungen geändert", so Stern, sie seien nicht mehr so positiv für Raffinerieprodukte. "Man könnte das auch durchaus mit der Energiewende und der Geschwindigkeit der Anstrengungen bei der Energiewende in Zusammenhang bringen."
35 Prozent der Wertberichtigungen in Höhe von 1,7 Mrd. Euro entfielen auf die Öl- und Gasförderung (E&P) und der Rest auf den Kunstdünger-Bereich der Borealis, der nun an den Düngemittel-Hersteller EuroChem verkauft wird, wie heute bekanntgegeben wurde.
Die OMV erwartet für 2022 einen durchschnittlichen Brent-Rohölpreis von rund 75 Dollar pro Fass (2021: 71 Dollar). Der durchschnittlich realisierte Gaspreis wird für 2022 oberhalb von 25 Euro/MWh erwartet (2021: 16,5 Euro/MWh). Die organischen Investitionen sollen sich heuer auf rund 3,5 Mrd. Euro belaufen (2021: 2,6 Mrd. Euro), davon sollen 1,3 Mrd. Euro in den Bereich Exploration und Produktion fließen. Für 2022 wird ein Rückgang der Produktion von 486.000 Fass pro Tag (2021) auf 470.000 Fass erwartet. Die Erdgas-Verkaufsmengen sollen heuer leicht unter jenen von 2021 liegen, der Auslastungsgrad der Raffinerien in Europa etwa gleich sein wie vergangenen Jahr (88 Prozent).
Stern will Gasproduktion übergewichten
Mit der Taxonomie-Verordnung der EU-Kommission wird nach Ansicht von OMV-Chef Alfred Stern "anerkannt, dass mit Gas als Übergangsenergie gegenüber Kohle eine sehr signifikante CO2-Reduzierung erzielt werden kann". Deshalb werde die OMV auch künftig stark auf das Gasgeschäft setzen, sagte Stern am Donnerstag zur APA.
"Es ist allen klar, dass wir uns so schnell wie möglich in Richtung Nachhaltigkeit und Reduzierung des CO2-Ausstoßes bewegen müssen", sagte Stern. "Fakt ist aber, dass im vergangenen Jahr die Energieerzeugung aus Kohle in Europa und weltweit stark angestiegen ist."
2021 habe die OMV im Durchschnitt 486.000 Barrel Öl- und Gas pro Tag gefördert, mehr als die Hälfte der Gesamtproduktion sei auf Gas entfallen. "Wir werden weiterhin an dieser Übergewichtung von Gas in unserem Portfolio arbeiten", sagte Stern.
Die aktuell sehr hohen Gaspreise hätten verschiedene Ursachen, sagte der OMV-Chef. Der Gasbedarf sei gestiegen und über LNG (Flüssigerdgas) sei das Gasgeschäft globalisiert worden. "2021 haben wir gesehen, dass insbesondere durch den gestiegenen Bedarf in Asien relativ wenig LNG nach Europa gekommen ist. Erst am Jahresende, als die Gaspreise auf ein sehr, sehr hohes Niveau gestiegen sind, war es attraktiv genug, dass LNG-Importe verstärkt nach Europa angezogen wurden."
"Wir hatten 2021 hat mit einem lang andauernden Winter begonnen, sodass wir einige Wochen verloren haben und Gas aus den Speichern herausgenommen wurde, wo in anderen Jahren normalerweise schon eingelagert worden wäre." Durch die Nachfrageverschiebung sei es auch nicht gelungen, die Speicher wieder aufzufüllen.
Weltweit sei der Gasverbrauch 2021 um 4,6 Prozent gegenüber 2020 gestiegen und damit über das Niveau vor Corona, verwies Stern auf einen Bericht der Internationalen Energieagentur IEA. "Die OMV-Erdgasverkaufsmengen sind im Jahr 2021 auf 196 Terawattstunden gestiegen, also ungefähr 20 Prozent höher als im Jahr davor."
Gleichzeitig sei die Gasproduktion in Europa, insbesondere im holländischen Gasfeld Groningen, in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. "Wir haben natürlich auch in den letzten Jahren gesehen, dass die Investitionen in Gas nicht auf dem gleichen Niveau waren wie vielleicht vor fünf Jahren."
Sorgen, dass der Ukraine-Konflikt zum Ausbleiben russischer Gaslieferungen führen könnte, teilt Stern nicht. Die OMV habe schon 1968 für Österreich als erstes westliches Land Gas-Lieferverträge mit Russland abgeschlossen. "Da kann man sagen, dass wir über den gesamten Zeitraum immer eine hohe Zuverlässigkeit der russischen Gaslieferungen gesehen haben." Auch jetzt halte Gazprom alle ihre vertraglichen Lieferverpflichtungen der OMV gegenüber ein. Die OMV hat ihren Liefervertrag mit dem russischen Gasmonopolisten erst 2018 bis zum Jahr 2040 verlängert. Auf die Details dieses Vertrags könne er aus rechtlichen Gründen nicht eingehen, sagte Stern auf die Frage, ob angesichts der Kritik an der Abhängigkeit von russischem Gas auch ein vorzeitiger Ausstieg möglich wäre.
Der Konflikt zwischen der NATO und Russland gefährdet auch die Inbetriebnahme der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, an deren Finanzierung die OMV mit 729 Mio. Euro beteiligt ist. Man habe einen Finanzierungsvertrag mit der Nord Stream 2 AG in der Schweiz, sagte Stern, und die ersten Rückzahlungen habe man schon im vergangenen Jahr erhalten. "Wir gehen davon aus, dass es auch weiterhin so laufen wird", sagte Stern.
In Wien fiel die OMV-Aktie schlussendlich um 2,45 Prozent auf 53,44 Euro.
ivn/tsk
APA
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