Gewinn bricht ein 06.08.2013 11:17:31

Naturkatastrophen belasten Munich Re

Insgesamt 230 Millionen Euro muss der Konzern allein für die Jahrhundertflut in Zentraleuropa hinblättern. Bei der Kapitalanlage müssen die Münchener für ihre Vorsicht büßen und dagegen ankämpfen, dass sich das aktuelle Niedrigzinsniveau zu sehr in die Bilanz hinein frisst. Wie deutlich sich die Lage bei Munich Re im zweiten Quartal verschlechtert hat, zeigt insbesondere das operative Ergebnis. Hier konnte der Rückversicherer lediglich 594 Millionen Euro Gewinn vermelden - knapp 46 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Durch eine Steuerrückzahlung bleiben unterm Strich zumindest 529 Millionen Euro. Das sind trotzdem rund 35 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Damit blieb der Konzern weit unter den Erwartungen der Analysten, die mit 584 Millionen Euro gerechnet hatten.

Auf Grund der Belastungen durch die Flut sowie nach Großschäden wie einem Erdrutsch-bedingtem Produktionsausfall in einer Kupfermine in Utah stieg die Schaden-Kosten-Quote. Sie liegt aktuell bei 99,3 Prozent nach 96,9 Prozent im Vorjahr. Analysten hatten mit 98,5 Prozent gerechnet. Die Quote gibt Aufschluss darüber, ob ein Unternehmen im Kernversicherungsgeschäft profitabel ist und setzt dafür die durch Schäden entstandenen Kosten in Relation zu den Prämieneinnahmen. Quoten unter 100 sind gut, liegen sie darüber, zahlt der Konzern drauf.

Stabilisiert wurde die Schaden-Kosten-Quote dadurch, dass Munich Re erneut Rückstellungen für länger zurückliegende Schadensfälle auflöste und dabei 150 Millionen Euro freisetzte. Die Auflösungen sind möglich, weil der Konzern bei bestimmten Ereignissen in der Vergangenheit nicht mehr damit rechnet, dass weitere Schäden geltend gemacht werden könnten. Munich Re hatte in Aussicht gestellt, dass sie 2013 bis zu 600 Millionen Euro an Rückstellungen auflösen könnte.

Neben den Schäden ist es insbesondere die schlechte Entwicklung bei der Kapitalanlage, die das Ergebnis der Münchener nach unten reißt. Hier spürt der Konzern - wie die gesamte Branche - die Auswirkungen des Niedrigzinsumfelds. Um fast 14 Prozent gingen die Erträge auf 1,6 Milliarden Euro runter. "Die Rahmenbedingungen blieben auf Grund des Niedrigzinsumfelds weiter schwierig", erklärte Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard. Bei der Wideranlage konnte der Konzern nur deutlich niedrigere Zinsen einloggen, als die vorher fällig gewordenen Papiere aufwiesen. Außerdem kosten Absicherungsgeschäfte etwa gegen ein Ansteigen der Inflation viel Geld.

Bei der Pressekonferenz wies der Konzernchef am Dienstag zudem darauf hin, dass Munich Re in der Kapitalanlage "mit dem Fuß auf der Bremse" gestanden habe. "Wir haben der Versuchung widerstanden, gestiegene Marktwerte in großem Stil zu realisieren, sondern haben uns an unsere Anlagepolitik gehalten", erklärte er. Finanzvorstand Jörg Schneider ergänzte dazu: "Wir bleiben bei einer risikoarmen Kapitalanlagepolitik." Dabei sieht der Manager Versicherer und Sparer als die "Leidtragenden" des aktuellen Niedrigzinsumfelds.

Munich Re hatte bereits angekündigt, in der Kapitalanlage auf die Realisierung von Bewertungsreserven zu verzichten. Vorzeitige Verkäufe würden den Gewinn in der Bilanz zwar erhöhen. Der Konzern hält die älteren Anlagen aber lieber weiter, da aktuell bei Neuanlagen in als sicher geltenden Anleihen - wie etwa Bundesanleihen - nur sehr geringe Renditen erzielt werden können.

Bei den Bruttoprämien konnte Munich Re die Erwartungen der Analysten im zweiten Quartal übertreffen. Die Münchener bekamen 12,8 Milliarden Euro von ihren Kunden gezahlt, ein Anstieg von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Höhere Preise konnte der Rückversicherer bei den Vertragsverlängerungen im Juli jedoch nicht durchsetzen. 13 Prozent des Rückversicherungsgeschäfts im Bereich Schaden-Unfall standen dabei zur Verlängerung an. Zwar blieben die Volumen der Verträge gleich, die Preise gingen allerdings um 0,9 Prozent nach unten. Damit ist der Konzern trotzdem zufrieden. "Wir hatten gedacht, dass der Druck auf die Preise noch wesentlich deutlicher ausfällt", erklärte von Bomhard.

Der Druck auf die etablierten Rückversicherer nimmt zu, da mehr Anbieter mit Katastrophenanleihen in den Markt drängen und teils sehr günstige Bedingungen anbieten. Das räumt auch Munich Re ein. "Trotz teilweise erheblichen Wettbewerbsdrucks im Naturkatastrophengeschäft blieb der Preisrückgang für das von uns gezeichnete Geschäft moderat", erklärte der für das Geschäft zuständige Vorstand Torsten Jeworrek. Insbesondere in den USA drängen Pensionsfonds in den Markt. Jeworrek erklärte, dass diese Spieler einen hohen Anlagedruck hätten und in der Rückversicherung höhere Renditen erwarteten.

Trotz der mäßigen Zahlen bleiben die Münchener dabei, dass sie ihre Prognose für das Gesamtjahr 2013 aufrecht halten. Munich Re will weiterhin einen Konzerngewinn von annähernd 3 Milliarden Euro erzielen. Die Bruttoprämien sollen ein Volumen zwischen 50 und 52 Milliarden Euro erreichen.

Skeptisch sind die Münchener dagegen was den Ausblick für ihre Erstversicherungstochter Ergo angeht. Zwar wird weiterhin ein Gewinn zwischen 350 und 450 Millionen Euro angestrebt. Allerdings sei es trotz des guten Halbjahresergebnisses schwerer geworden, die anvisierten Spannen zu erreichen. Grund seien vor Allem die hohen Flutschäden vom Jahrhunderthochwasser in Zentraleuropa. Konkurrent Hannover Rück legt am Mittwoch die Zahlen für das zweite Quartal vor. Swiss Re folgt dann am Donnerstag.

   DJG/aed/cbr

  Dow Jones Newswires

Von Alexandra Edinger

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