Nach schwächerem Quartal 23.11.2016 12:50:00

Infineon beim Ausblick vorsichtig - langfristig höhere Marge angepeilt

Der DAX-Konzern nimmt sich offiziell etwas weniger Wachstum vor als von Analysten geschätzt und peilt zunächst auch beim Renditeziel nur einen kleinen Schritt nach vorn an. Langfristig will das Unternehmen unter anderem dank besserer Auslastung von Fabriken und lukrativer Zukäufe deutlich profitabler werden, wie es am Mittwoch in Neubiberg bei München mitteilte.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr (Ende September) konnte der Chiphersteller dank der guten Auto-Konjunktur und des nach wie vor robusten Geschäfts mit Chips zur Stromregelung und für Smartphones den Umsatz um knapp 12 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro steigern. Dazu trug auch bei, dass der Zukauf des US-Unternehmens International Rectifier nicht im ganzen Vorjahr schon zum Konzern zählte - aus eigener Kraft lag das Wachstum bei 7 Prozent. Der für die Aktionäre verbleibende Gewinn kletterte um fast 18 Prozent auf 744 Millionen Euro. Die Dividende soll um 10 Cent auf 0,22 Euro je Aktie steigen.

VIERTES QUARTAL ETWAS SCHWÄCHER ALS GEDACHT

Im vierten Quartal - dem üblicherweise stärksten des Jahres - schnitt Infineon allerdings etwas schwächer ab als von Experten gedacht. Der Umsatz wuchs im Vergleich zum Vorquartal um 3 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro, das Segmentergebnis - ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern - um 10 Prozent auf 280 Millionen Euro. Commerzbank-Analyst Thomas Becker machte die Profitabilität der Chips für Industrieanwendungen als Schwäche aus. Infineon-Vertriebschef Helmut Gassel sagte, dass aber auch die relativ lukrativen Smartphone-Chips aktuell nicht so stark nachgefragt werden. Die Aktie pendelte im Tagesverlauf um den Vortagesschluss und lag zuletzt knapp im Plus.

In der Chipbranche werden die Geschäftszahlen wegen stark schwankender Preise in aller Regel mit dem Vorquartal verglichen. Infineon hat sich mit dem Ausbau des Autogeschäfts und einer breiteren Produktpalette aber etwas von den kurzfristigen Schwankungen der Chipindustrie abgekoppelt.

AUTOINDUSTRIE SOLL WEITER SCHUB GEBEN

Infineon macht rund 40 Prozent von Umsatz und Gewinn mit der Autoindustrie. Die Sparte soll dieses Jahr deutlich über dem Konzernschnitt wachsen. Infineon setzt darauf, dass Elektromobilität und Fahrerassistenzsysteme Anteil und Wert verbauter Chips in künftigen Automobilen deutlich erhöhen. Daher will das Unternehmen mit Radar- und Sensorchips sowie Halbleiter für die Stromladetechnik punkten.

Dazu hat das Unternehmen zuletzt weiter zugekauft. Konzernchef Reinhard Ploss sieht Infineon nicht als Übernahmekandidaten und will eher selbst kleinere Zukäufe tätigen. "Wir stehen sehr solide auf unseren Füßen und sehen uns nicht als Häppchen", sagte er. Zudem baue Infineon auch Chips für Hochsicherheitstechnologien, ein Verkauf etwa nach China werde von Behörden daher wohl eher nicht durchgewunken.

LANGFRISTZIEL BEI MARGE RAUF - EUROSCHWÄCHE GIBT RÜCKENWIND

Infineon rechnet im Geschäftsjahr 2016/17 (Ende September) mit einem Umsatzplus von rund 6 Prozent. Das wären etwa 6,86 Milliarden Euro Erlös und damit weniger als von Experten gedacht. Die Geschäfte sollen etwas profitabler werden. Die operative Marge peilt der Vorstand um Reinhard Ploss bei rund 16 Prozent an, im Vorjahr waren es 15,2 Prozent.

Langfristig soll es nun mit 17 Prozent Marge deutlich mehr werden, 2 Prozentpunkte mehr als bisher angepeilt, was Analysten als positive Überraschung werteten. Zukäufe und die bessere Auslastung von Fabriken sollen sich auszahlen. Außerdem gibt der schwächere Euro Rückenwind. Finanzchef Dominik Asam sagte, ab dem zweiten Halbjahr 2016/17 solle es mit der Marge aufwärts gehen, vor allem aber im darauffolgenden Jahr komme dann ein größerer Schub.

SCHWACHER START INS NEUE GESCHÄFTSJAHR

Der zuletzt stärkere Dollar könnte auch schon kurzfristig mehr Schub verleihen. Den laut Analysten "schwachen" Ausblick auf das gerade laufende erste Quartal hat Infineon nämlich mit dem Eurokurs von 1,10 Dollar je Euro kalkuliert. Zuletzt hatte sich dieser deutlich abgeschwächt und liegt darunter, weil die Finanzmärkte mit einer baldigen Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed rechnen. Infineon hat für die Monate Oktober bis Ende Dezember einen Umsatzrückgang von rund 4 Prozent mit einer Marge von 14 Prozent im Plan.

Infineon kauft sich zudem für rund 113 Millionen Euro den Bürokomplex des Firmen-Hauptsitzes in Neubiberg bei München. Bisher bestand eine Leasingvereinbarung. Der Kauf der Unternehmensanteile erhöhe das Segmentergebnis ab dem laufenden Geschäftsjahr um einen kleineren zweistelligen Millionenbetrag, hieß es.

NEUBIBERG/MÜNCHEN (dpa-AFX)

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