Eine Kapitalerhöhung ist für die Deutsche Bank kein Tabu mehr. Die regulatorischen Anforderungen stiegen kontinuierlich.
Das sagte Finanzvorstand Stefan Krause den Analysten bei Bekanntgabe der Zahlen für das erste Quartal. Das könnte weitere Kapitalschritte erforderlich machen. Die Bank sei bereit, die Kapitaldecke zu stärken, falls dies erforderlich sei. Der Markt dürfe eine ausreichende Kapitalisierung der Bank nicht in Frage stellen, betonte Krause. Doch genau das ist seit längerem der Fall. Offenbar ist die
Deutsche Bank nun bereit, daraus die Konsequenzen zu ziehen.
Am Aktienmarkt war die Reaktion mit einem Kursanstieg von 3,3 Prozent in der Eröffnung positiv. Im europäischen Bankensektor führen sie die Gewinnerliste an. Offenbar honoriert der Markt die Bereitschaft der Vorstände, die dünne Kapitaldecke zu stärken.
Die Kernkapitalquote der Bank war im ersten Quartal von 9,7 Prozent auf 9,5 Prozent gesunken. Grund sind die gestiegenen Risikoaktiva. Aufgrund der schärferen regulatorischen Anforderungen rechnen Analysten mit einem Rückgang auf 9 Prozent innerhalb der nächsten zwei Quartale.
Bankbilanzen im 1. Quartal 2014
JPMorgan Chase
Die US-Großbank
JPMorgan Chase wurde im ersten Quartal von dem eingeleiteten Ausstieg der Fed aus der ultralockeren Geldpolitik belastet. Der Überschuss sackte um 19 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar ab, die Erträge sanken um 8 Prozent auf 23 Milliarden Dollar.
Wells Fargo
Wells Fargo hat dank der anziehenden US-Wirtschaft zum zwölften Mal in Folge einen Rekordquartalsgewinn erwirtschaftet. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum wuchs der Überschuss um 14 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar, die Erträge sanken jedoch um 3 Prozent auf 20,6 Milliarden Dollar.
Citigroup
Die US-Großbank
Citigroup konnte zum Jahresbeginn mit einem Gewinnanstieg überraschen. Das Institut steigerte seinen Überschuss im ersten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 3,5 Prozent auf 3,94 Milliarden US-Dollar. Da viele Kunden ihre Kreditraten wieder regelmäßig zahlten, konnten Rückstellungen für faule Kredite aufgelöst werden.
Credit Suisse
Die Schweizer Großbank
Credit Suisse ist verhalten ins neue Jahr gestartet, konnte aber immerhin och einen Gewinn von 859 Millionen Franken (706 Millionen Euro) verbuchen. Vor allem das Investmentbanking schwächelte aufgrund der schlechteren Stimmung an den Kapitalmärkten.
Bank of America
Die
Bank of America schrieb im ersten Quartal einen Verlust von unterm Strich 276 Millionen Dollar (199 Mio Euro). Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte das Geldhaus aus dem Bundesstaat North Carolina noch 1,5 Milliarden US-Dollar verdient. "Die Kosten für die Erledigung weiterer Hypothekenthemen hat unser Ergebnis belastet", erklärte Bankchef Brian Moynihan
Morgan Stanley
Morgan Stanley hat die ungünstigen Marktbedingungen zu Jahresbeginn gut weggesteckt. Der Gewinn im ersten Quartal stieg um 55 Prozent auf unterm Strich 1,45 Milliarden US-Dollar. Die Erträge, also die gesamten Einnahmen der Bank, stiegen um 10 Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar.
Goldman Sachs
Ungünstige Marktbedingungen haben die Investmentbank
Goldman Sachs zu Jahresbeginn ausgebremst. Im ersten Quartal fiel der Gewinn um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 1,95 Milliarden US-Dollar. Damit schnitt das Wall-Street-Haus allerdings besser ab als erwartet. Insgesamt fielen die Erträge allerdings um 8 Prozent auf 9,3 Milliarden Dollar.
Deutsche Bank
Der Nettogewinn der
Deutschen Bank ist im ersten Quartal um 35 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro eingebrochen. Das um zehn Prozent gesunkene Handelsgeschäft sowie hohe regulatorische Kosten belasteten das Geschäft. Insgesamt lief es aber etwas besser als erwartet: Analysten hatten mit einem Gewinnrückgang von 40 Prozent gerechnet.
Santander
Die spanische Großbank
Santander hat im ersten Quartal von sinkenden Kosten und geringeren Gefahr von Zahlungsausfällen profitiert. Belastet habe dagegen der starke Euro. Der Überschuss stieg um acht Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.
BNP Paribas
Die französische Großbank
BNP Paribas konnte im ersten Quartal 2014 ihren Gewinn nur dank eines Sondereffekts zu Jahresbeginn auf 1,7 Milliarden Euro steigern. Ohne den Sondererffekt durch die Fortis-Übernahme hätte das Institut einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Der Vorsteuergewinn sackte hingegen um 3,7 Prozent auf 2,55 Milliarden Euro ab.
Royal Bank of Scotland
Die seit der Finanzkrise größtenteils verstaatlichte
Royal Bank of Scotland (RBS) konnte ihren Gewinn im ersten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum auf 1,2 Milliarden Pfund verdreifachen. Hauptgrund war, dass das Institut deutlich weniger für die Vergehen der Vergangenheit zurücklegte.
UBS
Die Schweizer Großbank
UBS hat sich zu Jahresbeginn dem branchenweiten Abwärtstrend entzogen. Das laufende Sparprogramm zahlte sich aus und verhalf der Bank zu einem um 7 Prozent höheren Überschuss von knapp 1,1 Milliarden Schweizer Franken. Die harte Kernkapitalquote kletterte im ersten Quartal um 0,4 Prozentpunkte auf 13,2 Prozent. Damit gilt die UBS als eine der am besten kapitalisierten Großbanken der Welt.
Barclays
Die britische Großbank
Barclays litt im ersten Quartal 2014 unter ihrem schwachen Investmentbanking. Der Vorsteuergewinn der wichtigsten Konzernsparte halbierte sich auf 668 Millionen Pfund. Dass unter dem Strich ein Gewinnzuwachs von 15 Prozent auf 965 Millionen Pfund stand, verdankt Barclays reinen Buchhaltungseffekten.
Aareal Bank
Die
Aareal Bank hat im ersten Quartal von einem Einmaleffekt aus der Corealcredit-Übernahme profitiert. Der Gewinn stieg von 22 Millionen auf 185 Millionen Euro. Aber auch ohne den Sondereffekt steigerte die Bank das Ergebnis mit 35 Millionen Euro deutlich.
Société Générale
Die politischen Unruhen in der Ukraine haben der französischen Großbank
Société Générale den Jahresstart vermasselt und ihr einen kleinen Gewinnrückgang eingebracht. Der Überschuss fiel im ersten Quartal 2014 um rund 13 Prozent auf 315 Millionen Euro.
Commerzbank
Die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte
Commerzbank hat zu Jahresbeginn ihren Aufwärtstrend fortgesetzt: Unter dem Strich verdiente das Institut 200 Millionen Euro. Das war allerdings etwas weniger als von Analysten erwartet. Der operative Gewinn sackte hingegen um gut 30 Prozent auf 324 Millionen Euro ab. Das lag vor allem an einem deutlich schwächeren Geschäft im Investmentbanking.
HSBC
Die britische Großbank
HSBC musste zum Jahresauftakt einen Gewinneinbruch von 18 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar hinnehmen. Die Erträge sackten um 14 Prozent auf 15,9 Milliarden Dollar ab.
UniCredit
Die
UniCredit hat im ersten Quartal dank geringerer Kosten und einer deutlich gesunkenen Risikovorsorge deutlich mehr verdient. Der Überschuss stieg um 59 Prozent auf 712 Millionen Euro. Experten hatten mit einem deutlich geringeren Gewinn gerechnet.
Erste Group
Die
Erste Group konnte im ersten Quartal 2014 einen Nettogewinn von 103,3 Millionen Euro erzielen. Positiv wirkte sich vor allem eine Senkung des Betriebsaufwands aus während die verhaltene Kreditnachfrage weiter belastete.
Raiffeisen Bank International (RBI)
Für das erste Quartal 2014 hat die
Raiffeisen Bank International (RBI) einen Nettogewinn von 161 Millionen Euro ausgewiesen. Die Vorsorgen für faule Kredite erhöhte die Bank um mehr als ein Viertel auf 281 Millionen Euro.
Die Deutsche Bank hatte bereits im vergangenen Jahr Geld von Investoren eingesammelt. Damals hatte Co-Vorstand Anshu Jain den Hungermarsch der Bank für beendet erklärt. Doch Analysten zweifelten dies angesichts der kapitalhungrigen Risikopositionen der Bank an. Wie hoch eine Kapitalerhöhung diesmal sein müsste, um die Bank stabil aufzustellen, ist unter Analysten strittig. Die Spanne reicht von fünf bis zehn Milliarden Euro.
Erste Schritte, um ihre Verschuldungsquote zu verbessern, hat die Bank zu Wochenbeginn bereits unternommen. Sie will von Investoren Hybridkapital in Höhe von mindestens 1,5 Milliarden Euro einsammeln. Das ist nur ein erster Schritt von mehreren. Bis 2015 sollen es insgesamt 5 Milliarden Euro sein.
Insbesondere den US-Wettbewerbern hinkt die Deutsche Bank bei der Kapitalausstattung hinterher. Diese haben viel früher ihre Hausaufgaben gemacht und stehen auch dank Zwangskapitalisierung und der besseren wirtschaftlichen Entwicklung in den USA insgesamt besser da. Zwar machte sich im ersten Quartal ein schwächeres Handelsgeschäft auch bei US-Konkurrenten wie Goldman Sachs negativ bemerkbar, doch unterm Strich war die Entwicklung besser als bei den Frankfurtern.
Die Deutsche Bank musste im ersten Quartal einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen. Wegen hoher regulatorischer Kosten und eines um zehn Prozent gesunkenen Handelsergebnisses sank der Nettogewinn um 34 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Immerhin lief es damit etwas besser als erwartet: Analysten hatten mit einem Gewinnrückgang von 40 Prozent gerechnet.
Die Vorstandschefs bekannten sich nur vorsichtig zu ihren Zielen. Sie wollten sich weiter darauf konzentrieren, ihre Ziele zu erreichen, sagten sie lediglich.
Die Zurückhaltung ist berechtigt. Denn gerade im Ertragsbringer Nummer eins, dem Investmentbanking, schmelzen die Gewinne. Die Kapitaldecke ist zwar gestärkt, aber immer noch nicht dick genug.
Unterstützend wirkten die soliden Erträge aus dem Privatkundengeschäft. Hier stieg der Vorsteuergewinn um 8 Prozent. Auch im Zahlungsverkehr zog der Vorsteuergewinn um 15 Prozent an.
Dagegen entwickelte sich die Vermögensverwaltung mit einem Rückgang von 25 Prozent alarmierend schwach. Gerade für diesen Bereich haben Jain und Fitschen die Messlatte besonders hoch gehängt. Ein schwieriges Unterfangen: Viele ehemalige Kunden von Sal. Oppenheim, inzwischen von der Deutschen Bank übernommen, sind verärgert über den Umgang der Bank mit ihnen vor Gericht. Gerade diese Familienunternehmer gehören aber zur Zielgruppe der Vermögensverwaltung.
Die größten Banken der Welt
Platz 10
Barclays
Die britische Großbank Barclays ist mit einer Bilanzsumme von 2.273 Milliarden US-Dollar auf Platz zehn der größten Banken der Welt gelandet und eröffnet damit unsere Top-Ten. Barclays wurde vom Financial Stability Board als systemrelevant eingestuft.
Platz 9
Credit Agricole
Die Crédit Agricole gehört nicht nur zu den größten Banken Frankreichs, sondern auch zu den größten Banken der Welt. Das schafft das Institut mit einer Bilanzsumme von 2.321 Milliarden US-Dollar.
Platz 8
Mitsubishi UFJ Financial Group
Auch eine japanische Bank findet sich unter den größten Banken der Welt: Mitsubishi UFJ Financial Group. Sie belegt mit einer Bilanzsumme in Höhe von 2.357 Milliarden US-Dollar Platz acht.
Platz 7
Agricultural Bank of China
Die Agricultural Bank of China ist nicht das einzige chinesische Institut, das es in die Liste der zehn größten Banken weltweit geschafft hat. Ihre Bilanzsumme beträgt 2.385 Milliarden US-Dollar.
Platz 6
Deutsche Bank
Auf Platz 6 landet die Deutsche Bank. Die Bank aus Frankfurt am Main kann eine Bilanzsumme von 2.419 Milliarden US-Dollar vorweisen und ist damit auch die größte Bank Deutschlands.
Platz 5
China Construction Bank
Gemessen an ihrer Bilanzsumme ist die China Construction Bank die fünftgrößte Bank der Welt. Die Bilanzsumme der Bank betrug Ende Oktober 2013 rund 2.450 Milliarden US-Dollar.
Platz 4
JPMorgan Chase
Auch JPMorgan Chase gehört zu den systemrelevanten Banken und daneben mit einer Bilanzsumme von 2.463 Milliarden US-Dollar auch zu den größten Banken der Welt.
Platz 3
BNP Paribas
Die BNP Paribas wird als eine der systemrelevanten Banken vom Financial Stability Board kontrolliert. Mit einer Bilanzsumme von 2.511 Milliarden US-Dollar schafft sie gerade noch den Sprung in die Top 3 der größten Banken weltweit.
Platz 2
HSBC Holdings
Seit 2011 gehört die HSBC zu den systemrelevanten Banken. Unter den größten Banken der Welt reicht es für die Londoner mit einer Bilanzsumme von 2.645 Milliarden US-Dollar jedoch nicht für die Spitzenposition.
Platz 1
Industrial & Commercial Bank of China
Die Industrial & Commercial Bank of China gilt mit einer Bilanzsumme von 3.062 Milliarden US-Dollar als größte Bank der Welt. Umso erstaunlicher ist es, dass gerade diese Bank nicht vom Financial Stability Board als systemrelevant eingestuft wurde.
Quelle
Bloomberg: Most Assets Worldwide - Banks
Stand: 29. Oktober 2013
Investoren waren zufrieden. Es herrsche Erleichterung über die Zahlen und die Zukunft möglicher Kapitalerhöhungen, sagte ein Händler. Die Zahlen an sich seien gut gewesen und hätten Sorgen über eine Ertragsschwäche beiseitegefegt. Wichtiger sei aber die Hybridanleihe, mit der das Kernkapital gestärkt werde: "Sie wird als cleverer Schritt gesehen", so der Händler weiter.
Am Vorabend hatte die Bank erste Schritte unternommen, um ihre Verschuldungsquote zu verbessern. Sie will von Investoren Hybridkapital in Höhe von mindestens 1,5 Milliarden Euro einsammeln. Das ist nur ein erster Schritt von mehreren. Bis 2015 sollen es insgesamt 5 Milliarden Euro sein.
DJG/mln/bam
Dow Jones Newswires
Von Madeleine Nissen