Weniger Investitionen |
24.06.2022 17:56:00
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Massive Prognosesenkung: Zalando kann Jahresziele nicht halten - Zalando-Aktie kann Verluste aufholen
Für das Bruttowarenvolumen (GMV) erwartet das Management 2022 jetzt ein Plus von 3 bis 7 Prozent auf 14,8 bis 15,3 Milliarden Euro. Bislang wurde hier ein Wachstum von bis zu 23 Prozent angestrebt. Der Umsatz dürfte vor diesem Hintergrund nur noch im besten Fall um drei Prozent auf 10,7 Milliarden Euro steigen, teilte Zalando mit. Allerdings könnte der Erlös auch bei 10,4 Milliarden Euro stagnieren, nachdem der Vorstand Anfang Mai noch von einem Wachstum um bis zu 19 Prozent ausgegangen war.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll 2022 jetzt bei 180 bis 260 Millionen Euro liegen, nach bislang angepeilten 430 bis 510 Millionen Euro. Und das, obwohl das Unternehmen die Investitionen nun deutlich senken will im Vergleich zur ursprünglichen Planung.
Nicht die Senkung der Jahresziele überrasche, sondern das Ausmaß, schrieb Analystin Sherri Malek von kanadischen Bank RBC in einer ersten Reaktion. Insgesamt müssen die Branche nach der Pandemie ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Wachstum und Profitabilität finden. Daher müsse Zalando wohl die Wachstumsambitionen zurückschrauben. Dank der führenden Rollen in Europa und der Plattformstrategie habe der Konzern aber weiterhin das Zeug, schneller zu wachsen als der Sektor.
Für Analystin Georgina Johanan von der US-Bank JPMorgan ist ebenfalls lediglich das Ausmaß der Zielsenkung überraschend. Sie sieht sogar das Risiko, dass Zalando im Jahresverlauf womöglich noch weiter zurückrudern muss. So betont das Unternehmen, dass die angepasste Prognose "von einer Beschleunigung des Wachstums sowie einer deutlichen Verbesserung der Profitabilität in der zweiten Jahreshälfte 2022" ausgeht.
Erreicht werden soll das mit einer Anpassung des Angebots an die sich verändernde Kundennachfrage. Auch will das Unternehmen sparen. Erste Maßnahmen hierzu seien im zweiten Quartal schon umgesetzt worden. Dazu zählten die Senkung der Marketinginvestitionen, die Anpassung der Investitionen in die Logistikinfrastruktur zur Erhöhung der Auslastung und die Einführung eines Mindestbestellwerts in 15 weiteren Märkten.
Dennoch ist es im zweiten Quartal laut Zalando schlechter gelaufen sein als von Analysten erwartet. Diese rechneten mit einem GMW-Wachstum von 5 Prozent, einem Umsatzplus von 1,5 Prozent und einem operativen Ergebnis von 104 Millionen Euro. "Das zweite Quartal ist profitabel, aber schwächer als erwartet", hieß es von Zalando. Zalando wird die Ergebnisse am 4. August 2022 veröffentlichen.
Ob sich das "profitabel" auf den operativen Gewinn bezieht oder auch auf das Nettoergebnis, teilte Zalando nicht mit. So hatte Zalando schon im ersten Jahresviertel unter dem Strich einen Fehlbetrag von gut 61 Millionen Euro verkraften müssen. Kunden hätten sich entweder für Waren aus dem hochpreisigen Sortiment entschieden oder seien vom mittleren Preissegment zu günstigeren Einstiegsprodukten gewechselt. Hinzu gekommen waren Störungen in der Lieferkette und höhere Werbungskosten, um Kunden an sich zu ziehen.
Zalando verringert Minus - Händler: Leerverkäufer kaufen wohl
Die zwischenzeitlich wegen einer Gewinnwarnung arg gebeutelten Zalando-Aktien haben bis zu Freitagnachmittag den Großteil ihrer Verluste aufgeholt. Zuletzt notierten sie noch 1,57 Prozent im Minus bei 25,14 Euro. Im Tief waren sie zuvor prozentual zweistellig bis auf 20,94 Euro abgesackt, was weniger war als der Ausgabepreis von 21,50 Euro beim Börsengang im Herbst 2014. Weil die Verbraucher wegen Inflation und Rezessionsängsten weniger Geld ausgeben, erwartet auch der Modehändler schwindende Einnahmen.
"Mit einer Gewinnwarnung und einem schwachen zweiten Quartal hatte man gerechnet, aber das ist noch viel schlechter als befürchtet", merkte ein Händler an. Allerdings hatte er schon am Morgen mit einer gewissen Kurserholung im Verlauf gerechnet. Denn Short-Seller, die auf fallende Kurs gesetzt hätten, könnten diese Positionen vor dem Wochenende schließen und Gewinne mitnehmen nach der Talfahrt der letzten Monate.
Der Dax (DAX 40)-Konzern hatte seine Jahresziele am Donnerstag nach Börsenschluss überraschend drastisch zusammengestrichen. Verantwortlich für die schlechten Aussichten sind unter anderem die hohe Inflation, Rezessionsängste und eine trübe Stimmung vieler Verbraucher. Analysten strichen daraufhin zwar reihenweise ihre Kursziele für die Aktie zusammen. Die meisten lagen mit ihren neuen Kurszielen jedoch weiterhin deutlich über dem aktuellen Kursniveau von gut 22 Euro.
Mit seinem Online-Vertrieb galt Zalando lange Zeit als Profiteur der Corona-Pandemie, was sich auch am Aktienmarkt niedergeschlagen hatte. Zwischen dem Corona-Schock im März 2020 und dem Hoch im Juli 2021 hatte sich der Wert nahezu vervierfacht. Seit dem Rekordhoch von knapp 106 Euro ging es mit dem Kurs aber strikt bergab. Allein seit Jahresbeginn verbuchte die Zalando-Aktie eine Wertminderung von mehr als zwei Dritteln.
Barclays senkt Ziel für Zalando auf 30 Euro - 'Equal Weight'
Die britische Investmentbank Barclays hat das Kursziel für Zalando von 48 auf 30 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf "Equal Weight" belassen. Die Gewinnwarnung des Online-Modehändlers sei unvermeidlich gewesen, schrieb Analystin Emily Johnson in einer am Freitag vorliegenden Studie. Überraschend sei sie nicht, wohl aber ihr Ausmaß.
Deutsche Bank Research senkt Ziel für Zalando auf 42 Euro - 'Buy'
Deutsche Bank Research hat das Kursziel für Zalando nach einer Gewinnwarnung von 76 auf 42 Euro gekappt, aber die Einstufung auf "Buy" belassen. Dieser Schritt sei notwendig gewesen, schrieb Analyst Adam Cochrane in einer am Freitag vorliegenden Studie. Nun seien die Ziele des Online-Modehändlers realistisch und darauf könnten sich die Investoren einstellen. Die Aktie sei preiswert.
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