17.08.2018 22:12:45

MÄRKTE USA/Etwas fester - Anleger sorgen sich wenig um Türkei-Krise

Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Ungeachtet neuer Sanktionsdrohungen der USA und eines neuen Schwächeanfalls der türkischen Lira haben die US-Börsen am Freitag die positive Tendenz vom Vortag fortgesetzt und etwas fester geschlossen. Viele Akteure sähen die Entwicklung in der Türkei zumindest für die USA offenbar gelassen und eher als Problem für Europa, so Marktteilnehmer.

Rebecca Patterson von Bessemer Trust European sagte, europäische Banken seien viel stärker von der Krise in der Türkei betroffen als US-Banken. "Die Türkei-Probleme sind hausgemacht und wir sehen nicht einen einzigen Faktor, der ein Ansteckungsrisiko darstellt", kommentierte Janet Johnston, Portfoliomanagerin bei Trimtabs Asset Management.

Zur erneut guten Stimmung am Aktienmarkt trugen laut Marktteilnehmern im Wochenverlauf präsentierte gute Unternehmensergebnisse bei, beispielsweise von Walmart. Daneben dürfte die Hoffnung auf eine Annäherung im Handelsstreit der USA mit China geholfen haben. In der kommenden Woche auf mittlerer Ebene stattfindende Gespräche sollen dazu beitragen, den Konflikt vor Zusammenkünften von US-Präsident Donald Trump und seinem Amtskollegen Xi Jinping beizulegen, wie Vertreter beider Länder sagte. Trump und Xi treffen sich im November bei multilateralen Gipfeln. Neue US-Konjunkturdaten spielten derweil wie an den Vortagen keine Rolle.

Der Dow-Jones-Index legte um 0,4 Prozent zu auf 25.669 Punkte. Der S&P-500 verbesserte sich um 0,3 Prozent, der technologielastige Nasdaq-Composite hinkte mit einem Plus von 0,1 Prozent etwas hinterher. Der Dow hatte am Vortag das größte Tagesplus seit rund vier Monaten verzeichnet, angetrieben von einem Kurssprung bei Walmart und starken Gewinnen des Indexschwergewichts Boeing und Caterpillar. Diesmal erwiesen sich Apple und erneut Caterpillar als größte Stützen mit Gewinnen von 2,0 bzw 2,3 Prozent.

Das Umsatzvolumen lag bei 762 (Donnerstag: 704) Millionen Aktien. Auf 2.057 (2.206) Kursgewinner kamen an der Nyse 896 (755) -verlierer. Unverändert schlossen 114 (108) Titel.

Enttäuschungen im Technologiesektor

Klare Tagesverlierer waren Hableiteraktien mit einem Minus des entsprechenden S&P-500-Halbleiter-Subindex von 1,1 Prozent. Hier gab es gleich zwei Enttäuschungen: Applied Materials verloren 7,7 Prozent. Der Chipausrüster hatte im dritten Geschäftsquartal zwar mehr umgesetzt und verdient als erwartet, mit dem Ausblick für das laufende Quartal waren die Börsianer aber nicht einverstanden und straften die Aktie hart ab.

Der Kurs des Chipherstellers Nvidia fiel um 4,9 Prozent. Das Unternehmen hatte ebenfalls nach einem guten zweiten Quartal mit einem schwachen Ausblick enttäuscht. Belastet von einem schwachen Geschäft mit Chips zur Generierung von Kryptowährungen sieht Nvidia den Umsatz im dritten Quartal nun unter den bisherigen Erwartungen.

Der Land- und Baumaschinenhersteller Deere verbuchte dagegen im dritten Geschäftsquartal ein unerwartet kräftiges Wachstum. Auch im Gesamtjahr soll der Umsatz deutlich steigen. Für die Deere-Aktie ging es um 2,4 Prozent nach oben.

Weiter im Blick standen Einzelhandelsaktien, nach Macy's, J.C. Penney und Walmart an den Vortagen diesmal Nordstrom. Das Unternehmen übertraf dank guter Online-Geschäfte die Gewinnerwartungen und hob außerdem den Ausblick an. Die Aktie gewann darauf 13,2 Prozent. J.C. Penney erholten sich um 1,7 Prozent, während Walmart dem kräftigen Kurssprung nach den guten Zahlen am Vortag um 0,8 Prozent zurückkamen.

Kaum ein Tag ohne Tesla: Die Aktie rutschte um 8,9 Prozent ab, weil der Druck der US-Börsenaufsicht zunimmt. Sie versucht herauszufinden, was die Tesla-Führungsriege möglicherweise im Vorfeld des Tweets von Tesla-Chef Elon Musk in der Vorwoche bereits wusste. Hintergrund ist der Verdacht, dass Musk versucht haben könnte, den Markt absichtlich zu täuschen mit der Nachricht, das Unternehmen womöglich zum Preis von 420 Dollar je Aktie von der Börse nehmen zu wollen und dafür auch schon eine gesicherte Finanzierung auf die Beine gestellt zu haben.

Lira unter Druck

Am Devisenmarkt stand die türkische Lira klar im Fokus. Sie knickte nach der Stabilisierung der Vortage im Tagestief um rund 8 Prozent zum Dollar ein, nachdem die USA mit weiteren Sanktionen gedroht hatten, sollte der inhaftierte US-Pastor Brunson nicht bald freikommen. Im Verlauf berappelte sich die Lira zwar wieder etwas, am Ende des Tages kostete der Dollar aber mit 6,0495 Lira immer noch gut 4 Prozent mehr als am Vorabend.

Die Türkei hat nach Einschätzung der meisten Marktteilnehmer nach wie vor keine glaubhaften Maßnahmen zur Stabilisierung der Lira ergriffen. Nach Einschätzung von Analysten braucht es dazu vor allem eine Zinserhöhung durch die Notenbank. Diese bleibt aber weiter aus, was Spekulationen über die Unabhängigkeit der Währungshüter schürt. Bekanntermaßen ist Präsident Erdogan entschieden gegen Zinserhöhungen.

Der Euro klettert kontinuierlich zum Dollar zu und zeigte am Abend nochmals einen kräftigen Schub nach oben. Zuletzt kostete er 1,1439, verglichen mit knapp 1,1380 Dollar am Vorabend. Auch zum Yen gab der Dollar nach. Der Yuan zog derweil zum Dollar weiter an. Er profitierte von der Hoffnung auf eine Annäherung im Handelsstreit und jüngsten Maßnahmen Pekings, die helfen sollen, die eigene Währung zu stützen.

Für die Ölpreise ging es unter Schwankungen weiter nach oben. Hier stützten zum einen die Hoffnungen auf eine Entspannung im Konflikt zwischen den USA und China, zum anderen der nachgebende Dollar. Dadurch verbilligen sich in Dollar gehandelte Rohstoffe für Käufer aus dem Nichtdollarraum. Ein Barrel der US-Sorte WTI legte um 0,6 Prozent auf 65,84 Dollar zu.

Die Feinunze Gold verteuerte sich zwar um rund 9 auf 1.183 Dollar, seit Beginn der Woche gab der Preis aber um rund 30 Dollar nach. Der nach oben zeigende Zinstrend in den USA macht das Edelmetall als Anlage für viele Investoren weiter wenig interessant. Hinzu komme, dass das Gold kaum mehr von seinem Ruf als sicherer Hafen profitiere, sagte Lukman Otunuga, Analyst bei FXTM.

Bei den US-Anleihen tat sich wenig. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel minimal auf 2,86 Prozent.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 25.669,32 0,43 110,59 3,84

S&P-500 2.850,13 0,33 9,44 6,60

Nasdaq-Comp. 7.816,33 0,13 9,81 13,22

Nasdaq-100 7.377,54 0,04 3,25 15,34

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,61 -0,8 2,62 141,0

5 Jahre 2,74 0,2 2,74 82,1

7 Jahre 2,81 -0,1 2,81 56,1

10 Jahre 2,86 -0,1 2,86 41,9

30 Jahre 3,02 -0,8 3,03 -4,8

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.00 Uhr Do, 18.37 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1439 +0,56% 1,1380 1,1376 -4,8%

EUR/JPY 126,48 +0,23% 126,20 126,31 -6,5%

EUR/CHF 1,1392 +0,47% 1,1346 1,1333 -2,7%

EUR/GBP 0,8974 +0,32% 0,8944 0,8947 +0,9%

USD/JPY 110,57 -0,34% 110,89 111,02 -1,8%

GBP/USD 1,2747 +0,23% 1,2723 1,2715 -5,7%

Bitcoin

BTC/USD 6.511,05 +3,3% 6.464,81 6.414,28 -52,3%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,66 -0,64 -0,05

Deutschland 10 Jahre 0,30 0,32 -0,13

USA 2 Jahre 2,61 2,62 0,72

USA 10 Jahre 2,86 2,86 0,45

Japan 2 Jahre -0,14 -0,13 0,00

Japan 10 Jahre 0,09 0,10 0,04

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 65,84 65,46 +0,6% 0,38 +11,5%

Brent/ICE 71,74 71,43 +0,4% 0,31 +11,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.183,45 1.174,19 +0,8% +9,27 -9,2%

Silber (Spot) 14,79 14,66 +0,9% +0,13 -12,7%

Platin (Spot) 787,30 779,75 +1,0% +7,55 -15,3%

Kupfer-Future 2,67 2,62 +1,9% +0,05 -20,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos

(END) Dow Jones Newswires

August 17, 2018 16:12 ET (20:12 GMT)

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