19.05.2016 13:42:49
|
MÄRKTE EUROPA/Warten auf neue US-Daten - Zinssorgen belasten
Von Manuel Priego-Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bauen am Donnerstagmittag die Verluste leicht aus. Das überraschend falkenhafte Protokoll der US-Notenbank drückt weiter auf die Stimmung der Anleger. Diese warten nun auf die Bekanntgabe der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus den USA sowie die Chicago Fed National Activity Index. Die US-Notenbank betont immer wieder, dass der zukünftige Zinspfad entscheidend von der Entwicklung der Wirtschaftsdaten abhängt. Für Akzente könnte am Nachmittag auch eine Rede des Präsidenten der New-Yorker-Federal Reserve, William Dudley, sorgen.
Der Dax verliert 1,2 Prozent auf 9.829 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1 Prozent auf 2.927 Punkte nach unten. Die DAX-Abschläge haben auch mit dem Einbruch des Index-Schwergewichts Bayer zu tun. Der Konzern hat bestätigt, Übernahmegespräche mit Monsanto zu führen. Am Vorabend hat die US-Notenbank mit dem Protokoll der April-Sitzung die Tür für eine weitere Zinsanhebung im Juni aufgestoßen. An den Börsen rechnete man zuletzt damit nicht vor Herbst. "Dadurch wurden die Erwartungen der Marktakteure geradegerückt, die zwischenzeitlich sämtliche Leitzinserhöhungen für das laufende Jahr ausgepreist haben", meint Dirk Gojny von der National-Bank.
Die Aussicht auf höhere Zinsen treibt den Dollar auf breiter Front nach oben. Der Euro notiert bei 1,1203 Dollar und damit über zwei Cent tiefer als zu Wochenbeginn. Unter Druck geraten sind auch US-Anleihen, mithin steigt die Zinskurve deutlich. Auch mit den Kursen europäischer Staatsanleihen geht es nach oben. Die Feinunze Gold kostet 1.254 Dollar, verglichen mit 1.273 Dollar vor dem auch "Minutes" genannten Protokoll.
US-Notenbank weckt Sorge vor schneller Zinserhöhung "Die Minutes zur FOMC-Sitzung im April sind überraschend hawkish ausgefallen und haben die Markterwartungen auf einen baldigen zweiten Zinsschritt deutlich erhöht", kommentiert Volkswirtin Christiane von Berg von der BayernLB. Die Juni-Entscheidung des FOMC dürfte aber dennoch knapp ausfallen. Die BayernLB geht allerdings weiterhin davon aus, dass die Fed den nächsten Zinsschritt noch bis September hinauszögern wird, auch weil die Finanzmarktvolatilität im Vorfeld des Brexit-Referendums temporär deutlich zulegen dürfte.
Ein Ziel habe die Fed in jedem Fall erreicht, marktseitig würden die Aussagen ernst genommen. Ein Blick auf die Zins-Futures zeigt, dass nun mit einer Wahrscheinlichkeit von 32 Prozent mit einer Anhebung der Leitzinsen im Juni gerechnet wird. Vor den Minutes lag dieser Wert noch bei 12 Prozent. Für den September-Termin ist nach Aussage eines Marktteilnehmers die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung auf 62 von 47 Prozent gestiegen.
Rohstoffe verlieren - Banken gewinnen Der festere Dollar sorgt für Druck auf die in Dollar gehandelten Rohstoffpreise. Neben den Preisen für Industriemetalle kommen auch die Preise für Edelmetalle weiter zurück. Und auch die Ölpreise sinken: WTI-Rohöl fällt unter die Marke von 48 Dollar und notiert mit 47,26 Dollar 1,9 Prozent tiefer als noch zum US-Settlement am Vortag. Damit beendet der Ölpreis seinen über einwöchigen Aufwärtstrend, der die Börsen im Wochenverlauf immer wieder gestützt hatte.
Der Stoxx-Subindex der Rohstoffaktien ist mit einem Minus von 3,4 Prozent bislang Tagesverlierer vor den Chemieaktien und den Öl- und Gaswerten. Einzeltitel wie Anglo American verlieren über 5,7 Prozent. Im Ölsektor drückt auch der Dividendenabschlag von Royal Dutch Shell, der die Aktie 2,5 Prozent nach unten treibt. Der Chemie-Index wird von der Bayer-Aktie nach unten gezogen.
Klarer Kursgewinner des Szenarios weiterer Zinserhöhungen in den USA sind die Banken: Hier geht um 1,6 Prozent nach oben. Selbst Deutsche Bank legen am Tag ihrer Hauptversammlung um 2,9 Prozent zu, obwohl in den USA wegen angeblicher Manipulationen bei so genannten Agency-Bonds ermittelt wird.
Bayer-Interesse an Monsanto sorgt für Kurseinbruch Die Bayer-Aktie rutscht um 7,4 Prozent ab nach der Bestätigung von Übernahmegesprächen mit Monsanto. "Zu groß" wäre eine Übernahme von Monsanto durch Bayer, sagt Eric Le Berrigaud von Bryan Garnier. Das gelte sowohl für die Finanzierung einer solchen Akquisition als auch für die Balance der beiden Geschäftsfelder Pharma und Crop Sciences innerhalb des Bayer-Konzerns. Bayer müsse für Monsanto etwa 40 Milliarden US-Dollar aufbringen, Nettoschulden von Monsanto von 5 Milliarden Dollar nicht eingerechnet. Per Ende 2015 weise Bayer bereits eine Nettoverschuldung von 18 Milliarden Euro auf.
Sollte die Übernahme gelingen, würde gut die Hälfte des Konzernumsatzes auf Crop Sciences entfallen, das Pharmageschäft würde dann etwa 30 Prozent zum Umsatz beisteuern, so der Experte weiter. Es stelle sich dann die Frage, ob Bayer damit noch ausreichend Größe im globalen Pharmageschäft habe. Einen verwässernden Effekt aus einer Übernahme von Monsanto kann der Analyst nicht ausmachen, denn die Monsanto-Marge liege über jener von Crop Sciences.
Da Bayer die Übernahme unter anderem mit einer Verringerung der Beteiligung an der Tochter Covestro finanzieren könnte, geben deren im MDAX gelistete Aktien um 3,1 Prozent nach.
Zudem stehen im DAX Zahlen von Henkel und Merck im Fokus. Bei Merck liegt der Umsatz im erwarteten Rahmen, die Gewinne jedoch leicht darüber. Wichtig sei, dass sich sowohl "Erbitux" als auch "Rebif" etwas besser entwickelten als angenommen, heißt es. Der Ausblick liege am oberen Ende der Erwartungen. Merck steigen um 4,1 Prozent.
Henkel fallen hingegen um 0,6 Prozent zurück, obwohl die Zahlen gut aufgenommen wurden und der Kurs zunächst auch gestiegen war. Vor allem der starke Umsatzanstieg in den Schwellenländern wird positiv hervorgehoben. Den Ausblick hat der Konsumgüterhersteller bestätigt, was im Handel als "ambitioniert" bezeichnet wird. Das sorge für Gewinnmitnahmen, heißt es.
In Paris schießt die Aktie von Technip um 11,2 Prozent nach oben vor dem Hintergrund des 13 Milliarden Dollar schweren Zusammenschlusses mit dem US-Öl-Service-Anbieter FMC Technologies. In London bricht der Kurs von Thomas Cook um mehr als 16 Prozent ein nach einer gesenkten Gewinnprognose. Der Kurs des Konkurrenten TUI verliert 1,6 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 2.927,07 -0,99 -29,36 -10,42 Stoxx-50 2.805,06 -0,82 -23,11 -9,52 DAX 9.829,27 -1,15 -113,96 -8,51 MDAX 19.945,90 -0,85 -171,49 -3,99 TecDAX 1.649,88 -0,82 -13,62 -9,88 SDAX 8.922,16 -0,46 -40,95 -1,94 FTSE 6.082,24 -1,36 -83,56 -2,56 CAC 4.283,56 -0,83 -35,74 -7,62Bund-Future 163,30 1 4,82
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:24 Mi, 17:17 % YTD EUR/USD 1,1203 -0,11% 1,1216 1,1271 +3,2% EUR/JPY 123,17 -0,37% 123,63 123,59 -3,4% EUR/CHF 1,1087 +0,08% 1,1078 1,1073 +1,9% GBP/EUR 1,3067 +0,50% 1,3002 1,2964 -3,8% USD/JPY 109,93 -0,28% 110,24 109,66 -6,4% GBP/USD 1,4636 +0,38% 1,4582 1,4611 -0,8%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,25 48,19 -2,0% -0,94 +16,1% Brent/ICE 47,89 48,93 -2,1% -1,04 +15,8%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.253,16 1.258,75 -0,4% -5,58 +18,1% Silber (Spot) 16,64 16,87 -1,3% -0,23 +20,4% Platin (Spot) 1.017,95 1.027,50 -0,9% -9,55 +14,2% Kupfer-Future 2,06 2,08 -1,0% -0,02 -4,2% === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/ros
(END) Dow Jones Newswires
May 19, 2016 07:12 ET (11:12 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 07 12 AM EDT 05-19-16
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Royal Dutch Shell PLC ADR Cert Deposito Arg Repr 0.5 ADRsmehr Nachrichten
Keine Nachrichten verfügbar. |
Analysen zu Royal Dutch Shell PLC ADR Cert Deposito Arg Repr 0.5 ADRsmehr Analysen
Aktien in diesem Artikel
Anglo American PLC | 30,39 | 5,48% | |
Bayer AG (spons. ADRs) | 4,70 | -1,67% | |
Covestro AG | 57,62 | 0,21% | |
Henkel KGaA Vz. | 80,70 | 0,32% | |
Merck KGaA | 141,25 | 0,07% | |
Royal Dutch Shell PLC ADR Cert Deposito Arg Repr 0.5 ADRs | 36 075,00 | 0,70% |
Indizes in diesem Artikel
DAX | 19 626,45 | 1,03% |