09.11.2016 18:57:53
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MÄRKTE EUROPA/US-Präsident Trump tritt eine Aktien-Rally los
Von Benjamin Krieger
FRANKFURT (Dow Jones)--Donald Trump ist neuer Präsident der Vereinigten Staaten - und hat die Börsen quasi im Handstreich erobert. Investoren reagierten am Mittwoch mit Aktienkäufen auf den sensationellen Wahlsieg des Republikaners, der doch zuvor als Horrorszenario für die Finanzmärkte gegolten hatte. Der DAX, der im frühen Handel um mehr als 300 Punkte auf den tiefsten Kurs seit drei Monaten eingebrochen war, drehte am frühen Nachmittag ins Plus, baute die Kursgewinne sukzessive aus und schloss 1,6 Prozent höher bei 10.646 Punkten.
Der Euro-Stoxx-50 holte die frühen herben Verluste ebenfalls wieder auf und legte um 1,1 Prozent auf 3.056 Zähler zu. Bis auf die Börsen in Madrid, Mailand und Lissabon meldeten alle westeuropäischen Handelsplätze Kursgewinne.
In vielen Marktkommentaren klang die Hoffnung durch, dass es unter dem neuen Präsidenten Trump am Ende vielleicht doch nicht so schlimm kommt, wie die monatelange Schlammschlacht des Wahlkampfes befürchten ließ. Zudem setzten Beobachter darauf, dass die Demokraten im Senat Donald Trump schwere Steine in den Weg legen dürften und dass auch Republikaner einige seiner politischen Projekte ablehnen. "Es bleibt die große Frage, ob und wie Trump seine politischen Initiativen durch den Kongress bekommt", sagte Harm Bandholz, Volkswirt der Unicredit.
Dollar bricht ein - und steigt dann kräftig Das spiegelte sich auch am Devisenmarkt wider: Der US-Dollar war zunächst im asiatischen Handel auf breiter Front heftig unter Druck geraten. Der Euro schoss von Kursen um 1,10 Dollar in der Spitze bis auf 1,13 Dollar nach oben. Eine derart starke Kursreaktion war zuletzt Ende Juni nach dem Brexit-Votum der Briten zu beobachten. Am Nachmittag drehte der Euro jedoch wieder ins Minus und fiel auf rund 1,0930 Dollar. Zum Yen holte der Greenback im Verlauf des Tages die Verluste ebenfalls komplett wieder auf.
"Heute gab es zwei Gruppen von Investoren: Diejenigen, die aus der Hüfte heraus verkauft haben, und die besonneneren Köpfe, die die niedrigen Preise zum Kauf genutzt haben", sagte Jasper Lawler von CMC Markets. Die Dinge seien nie nur schwarz oder weiß, und Donald Trump könne sich noch als "positive Kraft" erweisen - "oder zumindest als weniger negativ als Hillary Clinton", sagte der Stratege.
Für etwas Erleichterung sorgte am Vormittag auch die Siegesrede Donald Trumps nach seiner Wahl zum 45. US-Präsidenten. Diese sei "präsidial" gewesen und habe versöhnlich geklungen, sagte Devisenanalyst Jordan Rochester von Nomura. Trump habe auch die Errichtung einer Mauer an der Grenze zu Mexiko nicht erwähnt.
Bundesanleihen, die zunächst als sicherer Anlagehafen stark gesucht waren, gaben die hohen Kursgewinne ebenfalls komplett überwiegend wieder ab. Ähnlich der Goldpreis, der in der Spitze bis auf 1.338 Dollar gesprungen war, am Abend jedoch nur noch mit 1.281 Dollar handelte. Das ist ein Plus von 0,5 Prozent. Auch der Silberpreis und die Industriemetalle Kupfer und Nickel tendierten sehr fest. Der Kupferpreis stieg auf ein Jahreshoch, angetrieben von einer größeren Nachfrage im Zuge der von Trump angekündigten Infrastrukturprojekte.
"Amerika ist der Gewinner" Doch es gab auch Beobachter, die Amerika als Gewinner sehen nach der Wahlentscheidung pro Donald Trump und contra Hillary Clinton. "Mit radikalen Maßnahmen könnte er die USA aus der Krise führen", sagte Daniel Stelter vom "Thinktank" namens "Beyond the Obvious". Das gelte vor allem für ein Anziehen der Inflation in den USA, mit der die Schuldenlast real sinken würde. "Je protektionistischer ein Land war und je schneller es schaffte, die eigene Währung zu entwerten, desto größer war der Erfolg", sagte Stelter.
Die größten Kursgewinne unter Europas Börsen meldete Zürich, wo es mit dem Leitindex SMI um 2 Prozent nach oben ging. Dort stützten die hohen Kursgewinne der beiden Schwerstgewichte Roche und Novartis, die um 5 bzw. 4,4 Prozent kräftig stiegen. Donald Trump gilt nicht wie Hillary Clinton als Verfechter niedrigerer Arzneimittelpreise in den USA. Das könnte den Erträgen von "Big Pharma" auf dem größten Absatzmarkt der Welt zugute kommen. Roche und Novartis sind im SMI-Index mit fast 40 Prozent gewichtet.
Auch Bayer, Fresenius, FMC, Astrazeneca, GlaxoSmithKline und Sanofi verteuerten sich zwischen 2,7 und 7,1 Prozent. Der Stoxx-Pharmasektor lag folglich mit 4,6 Prozent ebenfalls deutlich im Plus. "Der klare republikanische Sieg bedeutet schwierige Zeiten für Obamacare. Aber die Bemühungen der Demokraten, Medikamentenpreise zu kontrollieren, sind zumindest vom Tisch", sagte Christophe Eggman vom Vermögensverwalter GAM.
Auch die Rohstoffproduzenten profitierten von der Wahl Trumps, gilt dieser doch als Befürworter der "alten" Energieträger wie Kohle und Öl. Die Kursgewinne von Anglo American, BHP Billiton, Glencore und Rio Tinto reichten von 3,5 bis 6,8 Prozent. Papiere von Herstellern alternativer Energiesysteme wie Nordex (-8,2 Prozent) und Vestas Wind (-8,5 Prozent) wurden dagegen verkauft. Ihre Geschäfte in den USA könnten künftig schlechter laufen.
Rüstungsbranche und Bausektor profitieren ebenfalls Rheinmetall als Rüstungsproduzent profitierte ebenfalls von der Wahl Trumps, die Aktie gewann 5,6 Prozent. Auch die Kurse der Rüstungskonzerne BAE Systems und Thales legten um 6,8 bzw. 4,9 Prozent zu. Papiere der italienischen Leonardo-Finmeccanica steigen um 7,6 Prozent. "Trump hatte von den Europäern immer eine größere Beteiligung an den Verteidigungsanstrengungen gefordert", sagte ein Händler. Dazu komme seine eher NATO-skeptische Haltung Trumps, die auf einen höheren Eigenschutz der Mitglieder hinauslaufe.
Aktien der Bau- und Zementkonzerne Saint-Gobain und LafargeHolcim stiegen um 3,3 bzw. 4 Prozent. Papiere des in den USA aktiven irischen Baukonzerns CRH zogen sogar um 6 Prozent an. Sie könnten von den angekündigten milliardenschweren Infrastrukturprojekten Trumps profitieren. HeidelbergCement stiegen um 4,4 Prozent, der deutsche Baukonzern ist ebenfalls auf dem US-Markt engagiert. Papiere des italienischen Baukonzerns Buzzi Unicem legten um 8 Prozent zu.
In Madrid büßten BBVA 5,7 Prozent ein. Die spanische Großbank ist stark auf dem mexikanischen Markt aktiv, der unter dem Wahlsieg Trumps leiden dürfte. Aktien des in Mexiko stark engagierten Bierbrauers Heineken verloren 2,2 Prozent. Der Verfall des mexikanischen Peso schmälert die Erträge der dort aktiven Unternehmen erheblich.
Aktienkurse in Russland steigen An der Moskauer Börse stieg der Leitindex um 1,8 Prozent. Mit dem Sieg von Donald Trump dürften sich die Beziehungen zu Russland "zweifelsohne" verbessern, sagt Michael Levy, Investmentdirektor bei Barings für Schwellenländer. Er rechnet mit einem Abbau der Sanktionen in den kommenden Monaten, der es den Russen ermöglichen dürfte, sich wieder einfacher selbst zu finanzieren. Das wiederum verbessere die Aussichten für russische Unternehmen. Davon profitierte auch der Rubel, der anders als die meisten Schwellenländerwährungen aufwertete. === Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.056,29 +32,86 +1,1% -6,5% Stoxx-50 2.831,93 +46,18 +1,7% -8,7% Stoxx-600 339,81 +4,90 +1,5% -7,1% XETRA-DAX 10.646,01 +163,69 +1,6% -0,9% FTSE-100 London 6.911,84 +68,71 +1,0% +10,7% CAC-40 Paris 4.543,48 +66,59 +1,5% -2,0% AEX Amsterdam 454,36 +4,18 +0,9% +2,8% ATHEX-20 Athen 1.540,01 +3,18 +0,2% -16,0% BEL-20 Bruessel 3.538,93 +49,65 +1,4% -4,4% BUX Budapest 30.365,21 +16,76 +0,1% +26,9% OMXH-25 Helsinki 3.475,53 +75,40 +2,2% +3,5% ISE NAT. 30 Istanbul 92.992,56 -367,24 -0,4% +4,0% OMXC-20 Kopenhagen 822,58 +3,15 +0,4% -18,9% PSI 20 Lissabon 4.562,14 -66,85 -1,5% -15,4% IBEX-35 Madrid 8.901,50 -35,50 -0,4% -6,7% FTSE-MIB Mailand 16.799,85 -17,56 -0,1% -21,6% RTS Moskau 990,35 +17,69 +1,8% +30,8% OBX Oslo 570,05 +2,46 +0,4% +5,8% PX-GLOB Prag 1.163,65 +0,55 +0,0% -6,2% OMXS-30 Stockholm 1.456,71 +17,28 +1,2% +0,7% WIG-20 Warschau 1.790,66 +7,44 +0,4% -3,7% ATX Wien 2.486,52 +29,07 +1,2% +3,7% SMI Zuerich 7.897,84 +153,81 +2,0% -10,4%
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:18 Di, 17:15 % YTD EUR/USD 1,0944 -2,28% 1,1199 1,1049 +0,8% EUR/JPY 114,7629 +0,16% 114,5850 115,90 -24,6% EUR/CHF 1,0744 -0,73% 1,0823 1,0768 -1,2% EUR/GBP 0,8788 -1,28% 0,8976 1,1235 +19,3% USD/JPY 104,87 +2,46% 102,36 104,89 -10,7% GBP/USD 1,2454 -0,20% 1,2480 1,2414 -15,6%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,60 44,98 +1,4% 0,62 +4,0% (MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
November 09, 2016 12:27 ET (17:27 GMT)
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Brent/ICE 46,87 46,04 +1,8% 0,83 +3,0%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.281,55 1.275,80 +0,5% +5,75 +20,8% Silber (Spot) 18,63 18,38 +1,3% +0,25 +34,8% Platin (Spot) 1.008,30 1.004,50 +0,4% +3,80 +13,1% Kupfer-Future 2,46 2,38 +3,2% +0,08 +13,9% === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com
DJG/bek/cln
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Rio Tinto plc | 56,77 | -0,11% | |
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