06.01.2022 12:58:41

MÄRKTE EUROPA/Rücksetzer nach falkenhafter Fed wird gekauft

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte handeln am Donnerstagmittag im Minus. Von der Schwäche im frühen Handel können sich die Indizes derweil etwas erholen. Wie bereits seit längerem zu beobachten, wurde der Rücksetzer einmal mehr gekauft. Weiterhin ist viel Geld an der Seitenlinie, das investiert werden will. Belastet hatte das Protokoll der US-Notenbank vom Vorabend, dass in Tonfall und Inhalt viel falkenhafter als erwartet ausgefallen war. Dort räumte die Fed ein, dass sie die inflationären Risiken in der Vergangenheit falsch eingeschätzt habe. Die Aussicht auf eine schnellere Straffung der Geldpolitik belastet nun die Aktienmärkte. Der DAX fällt 1,0 Prozent auf 16.109 Zähler, das Tagestief liegt mit 16.018 deutlich drunter. Der Euro-Stoxx-50 verliert um 1,3 Prozent auf 4.336 Zähler.

Die europäischen Rentenmärkte setzen derweil angesichts steigender Zinserwartungen ihren Abwärtstrend fort.

Scharfe Töne der US-Notenbank

Wörtlich heißt es im Fed-Protokoll: "Die Teilnehmer stellten allgemein fest, dass es angesichts ihrer individuellen Aussichten für die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und die Inflation gerechtfertigt sein könnte, den Leitzins früher oder schneller zu erhöhen, als sie zuvor erwartet hatten". Das Argument der Arbeitsplatzschaffung fällt für die US-Notenbank inzwischen weg: Denn sowohl die Jolts-Daten zu den offenen Stellen in den USA als auch der ADP-Arbeitsmarktbericht schlugen die Markterwartungen deutlich: Sie wiesen rund eine halbe Millionen mehr neuer US-Beschäftigter aus als erwartet.

Mit Spannung wird daher auf den ISM-Index für den US-Service-Bereich am Nachmittag gewartet. Auch hier dürfte die Job-Komponente kräftig zugelegt haben. Die ING geht davon aus, dass die US-Notenbank ihre Wertpapierkäufe bereits bis Mitte März beenden wird. Noch vor Jahresende dürfte die Fed mit der Schrumpfung ihrer aufgeblähten Bilanz beginnen. Eine erste Leitzinserhöhung zeichne sich bereits für Mai ab. Derzeit sei mit drei Zinserhöhungen im laufenden Jahr und drei im kommenden Jahr zu rechnen.

Deutsche Inflation im Fokus

Die Verwunderung über die Tatenlosigkeit der EZB angesichts der galoppierenden Inflation steigt damit weiter. Grund dafür sei, dass EZB-Chefin Lagarde mehr eine Politikerin sei als eine Zentralbankerin, meinen die Strategen von Laburnum Consulting. Die EZB habe eigentlich Geldpolitik für zwei unterschiedliche Wirtschaftsräume zu machen: Den hochverschuldeten Süden und den weniger verschuldeten Norden.

Im Fokus am Donnerstag stehen die vorläufigen Verbraucherpreise aus Deutschland, heißt es von der Helaba. Im Dezember scheine ein leichter Rückgang der Inflationsrate möglich, nach fünf Anstiegen in Folge auf zuletzt 5,2 Prozent - dem höchsten Wert seit fast drei Jahrzehnten. Entlastung komme vom leichten Rückgang bei Benzin- und Heizölpreisen.

Banken profitieren von steigenden Zinsen

Die Finanzwerte werden im Handel als Hauptgewinner des überraschend falkenhaft ausgefallenen Schwenks der US-Notenbank ausgemacht. Höhere Renditen nähmen den Margendruck von der Branche. Mit einem Plus von 0,9 Prozent stellen die Banken derzeit den stärksten Sektor in Europa. Zudem gibt es Nachrichten aus der Branche.

Für Aktien der angeschlagenen Banca Carige geht es in Mailand um 3,3 Prozent nach oben. Laut Il Messaggero soll Credit Agricole (+0,7%) ein Gebot von 1 Euro für das Kreditinstitut unterbreitet haben. Bedingung sei allerdings eine Liquiditätsspritze von 700 Millionen Euro durch die aktuellen Eigentümer. Im vergangenen Monat hat Banca Carige bereits ein Gebot von BPE Banca erhalten, welches allerdings von Banca Carige als inakzeptabel zurückgewiesen worden war.

Für Societe Generale geht es an der Pariser Börse um 2,3 Prozent nach oben. Der Kauf von Leaseplan für 4,9 Milliarden Euro durch die Fahrzeugleasingtochter ALD der Societe Generale stößt mithin auf ein positives Echo unter Anlegern. Die kombinierte Gruppe stiege zum größten Fahrzeugleasinganbieter in Europa auf. Der Sektor hat an Attraktivität gewonnen, da eine zunehmende Zahl von Kunden auf Fahrzeugkäufe verzichtet und stattdessen nach Bedarf mietet. Dieser Trend könnte wegen steigender Kosten für Autohalter in den kommenden Jahren noch an Bedeutung gewinnen. Die Bank geht von einem positiven Ergebnisbeitrag von mindestens 5 Prozent ab 2024 aus.

Unter Druck stehen auch weiter die Aktien der an der Börse hoch bewerteten Wachstumsunternehmen, sie gelten als besonders zinsempfindlich. Der Sektor der europäischen Technologiewerte notiert 2,8 Prozent im Minus, der TecDAX handelt seit Jahresbeginn bereits 4 Prozent im Minus. Für die Aktien der Lieferdienste und Onlinehändler im DAX wie Zalando, Delivery Hero und Hellofresh geht es weiter abwärts.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.392,15 +0,6% 24,53 +2,2%

Stoxx-50 3.866,60 +0,1% 2,25 +1,3%

DAX 16.271,75 +0,7% 119,14 +2,4%

MDAX 35.631,11 +0,3% 104,90 +1,5%

TecDAX 3.828,40 -0,1% -3,55 -2,3%

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:29 Uhr Mo, 18:50 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1344 +0,5% 1,1300 1,1287 -0,2%

EUR/JPY 131,57 +0,4% 131,03 130,11 +0,5%

EUR/CHF 1,0389 +0,5% 1,0341 1,0371 +0,1%

EUR/GBP 0,8350 +0,1% 0,8349 0,8376 -0,6%

USD/JPY 115,97 -0,1% 115,96 115,28 +0,8%

GBP/USD 1,3586 +0,4% 1,3533 1,3448 +0,4%

USD/CNH (Offshore) 6,3690 -0,1% 6,3754 6,3735 +0,2%

Bitcoin

BTC/USD 46.125,90 -0,1% 46.424,34 46.578,50 -0,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 78,28 76,99 +1,7% 1,29 +4,1%

Brent/ICE 81,26 80,00 +1,6% 1,26 +4,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.823,40 1.814,53 +0,5% +8,87 -0,3%

Silber (Spot) 23,09 23,05 +0,2% +0,04 -1,0%

Platin (Spot) 1.005,01 977,40 +2,8% +27,61 +3,6%

Kupfer-Future 4,42 4,48 -1,3% -0,06 -1,1%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/raz

(END) Dow Jones Newswires

January 06, 2022 06:59 ET (11:59 GMT)

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