23.07.2018 12:40:43

MÄRKTE EUROPA/Leichter - Marchionne-Aus belastet Fiat und Ferrari

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Börsen in Europa zeigen sich am Montagmittag knapp im Minus. Die protektionistische Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump drückt weiter auf die Stimmung. Die Ankündigung Trumps, möglicherweise auch sämtliche chinesischen Importe in die USA mit Strafzöllen zu belegen und das neue Trumpsche Feindbild Europa in Handelsfragen lassen die Anleger vorsichtig agieren. Eine Erholung bleibt daher aus.

Vom G20-Treffen am Wochenende in Buenos Aires kamen am Wochenende dazu passend Warnungen vor drohenden negativen Auswirkungen von Handelsstreitigkeiten. Das globale Wachstum könne dadurch einen halben Prozentpunkt geringer ausfallen - ein Minus von 368 Milliarden Euro, sagte beispielsweise IWF-Chefin Lagarde.

In diesem Umfeld kommen die Aktienkurse in Europa weiter zurück. Der DAX notiert 0,2 Prozent leichter bei 12.537 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,3 Prozent auf 3.450 Zähler nach. Der Euro notiert mit 1,17 Dollar wenig verändert zu Freitagabend und liefert damit keinen Impuls.

Chefwechsel bei Fiat verunsichert

Neben den Aktien von Versorgern, Einzelhändlern und Banken zeigen auch Telekomaktien sogenannte Relative Stärke. "Wie die Versorger gelten auch Telekom-Titel als vergleichsweise unabhängig vom Handelsstreit", sagt ein Händler dazu. Ihr Branchenindex steigt um 0,3 Prozent.

Unter Druck stehen die Aktien von Fiat-Chrysler und Ferrari. Sie verlieren bis zu 4,0 Prozent, nachdem der langjährige CEO Sergio Marchionne gesundheitsbedingt sein Amt abgeben musste. Anleger scheuten negative Überraschungen ebenso wie Unsicherheit, kommentieren die Branchenanalysten von Evercore ISI. Marchionne sei zudem einer der beeindruckendsten und erfolgreichsten Vorstandsvorsitzenden in der Geschichte der Autoindustrie gewesen. Die Experten loben insbesondere seine Fähigkeit, die Ferrari-Aktionäre zu verstehen und zu bedienen. Die Lücke schließen soll nun Mike Manley, der bislang erfolgreich das Jeep-Geschäft bei Fiat leitete.

Die Halbjahreszahlen von Atos kommen nicht gut an, die Aktie verliert nach Kursgewinnen zu Beginn mittlerweile 7 Prozent. Das bereinigte Umsatzwachstum sei hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben, heißt es von Bryan Garnier. Dazu hat Atos die Übernahme von Syntel in den USA für 3,4 Milliarden Euro mitgeteilt. Die Übernahme beurteilen die Analysten insgesamt positiv.

Gewinneinbruch lastet auf Ryanair

Um über 4 Prozent abwärts geht es für Ryanair. Belasteten zuletzt bereits Streiks den Kurs kommen nun noch negative Geschäftszahlen hinzu. Hohe Personal- und Treibstoffkosten haben Ryanair im ersten Geschäftsquartal einen Gewinneinbruch um rund ein Fünftel beschert. Europas größter Billigflieger hält aber dennoch an den Zielen für das Gesamtjahr fest. Die Kurse anderer Fluglinien geben ebenfalls deutlicher nach. Easyjet kommen um 1,6 Prozent zurück und Lufthansa um 1,7 Prozent.

Philips hat ebenfalls Quartalszahlen vorgelegt. Die Berenberg-Analysten bescheinigen Philips für das zweite Quartal relativ solide Ergebnisse. Der Umsatz überzeuge zwar nicht ganz, doch Margen und Auftragsbestand sähen gut aus. Der Kurs fällt um 1,5 Prozent und zeigt sich damit von frühen deutlicheren Abschlägen wieder erholt.

Zalando gewinnen 2,1 Prozent. Händler verweisen dazu auf einen Bericht, wonach die Branchenriesen Alibaba und JD.Com den Eintritt in den deutschen Markt vorbereiteten. "Da kommt möglicherweise auch eine Übernahme von Zalando in Betracht", meint ein Börsianer. Andererseits könnten Zalando mit einer veränderten Marktsituation aber auch zum Verlierer eines chinesischen Markteintritts werden.

König & Bauer ziehen um gut 6 Prozent an. "Platow Derivate" hat einen "Long-Trade" auf König & Bauer eröffnet. Bei den Quartalszahlen am Mittwoch der kommenden Woche "sollten zumindest negative Überraschungen ausbleiben", heißt es dazu.

Bayer liegen 0,7 Prozent im Plus, nachdem Barclays die Aktie zum "Übergewichten" empfohlen hat nach zuletzt "Gleichgewichten". Im MDAX profitieren LEG Immobilien von einer Hochstufung durch das Bankhaus Lampe und ziehen um 1,4 Prozent an. Der Kurs des DAX-Kandidaten Wirecard aus dem SDAX macht weitere 1,5 Prozent gut auf gut 158 Euro. Hier hat Goldman Sachs das Kursziel deutlich angehoben auf 200 Euro von zuvor 168. Der Kurs des DAX-Abstiegskandidaten Commerzbank verliert dagegen 0,2 Prozent.

Ölpreise ziehen an

Bei den Branchen liegt der Index der Ölwerte mit einem Plus von 0,2 Prozent an der Spitze vor dem Hintergrund um rund 1 Prozent anziehender Ölpreise. Brentöl kostet 74,04 Dollar je Fass. Die Experten von Columbia Threadneedle sehen Aufwärtsrisiken beim Öl. "Wir könnten in eine Situation geraten, in der Markt sehr nervös wird und der Ölpreis sich in Richtung 100 bis 150 Dollar pro Barrel bewegt", sagt David Donora, Leiter des Bereichs Rohstoffe bei dem Vermögensverwalter. Zwar habe die Opec jüngst beschlossen, die Produktion um eine Million Barrel pro Tag zu erhöhen. Der große Teil davon wiege jedoch lediglich Produktionsausfälle in Venezuela, Libyen und Nigeria auf.

Nun drängten die USA darauf, dass die Opec und Saudi-Arabien nochmals zwei Millionen Barrel täglich mehr förderten. "Aber die Länder haben nicht wirklich zwei Millionen Barrel mehr, die sie einfach so und nachhaltig dazugeben können", sagt Donora.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.447,98 -0,35 -12,05 -1,60

Stoxx-50 3.093,62 -0,17 -5,13 -2,65

DAX 12.522,03 -0,31 -39,39 -3,06

MDAX 26.535,98 -0,14 -37,22 1,28

TecDAX 2.882,39 0,12 3,49 13,97

SDAX 12.253,71 -0,26 -31,38 3,09

FTSE 7.649,85 -0,38 -28,94 -0,12

CAC 5.368,56 -0,55 -29,76 1,05

Bund-Future 162,42 -0,04 2,39

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,59 0,0 2,59 138,9

5 Jahre 2,76 -0,5 2,76 83,4

7 Jahre 2,84 -0,7 2,85 59,3

10 Jahre 2,89 -1,1 2,90 44,1

30 Jahre 3,03 0,0 3,03 -4,1

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:30 Fr, 18:16 % YTD

EUR/USD 1,1704 -0,18% 1,1729 1,1708 -2,6%

EUR/JPY 130,10 -0,37% 130,09 130,83 -3,8%

EUR/CHF 1,1615 -0,18% 1,1623 1,1642 -0,8%

EUR/GBP 0,8911 -0,23% 0,8924 0,8929 +0,2%

USD/JPY 111,16 -0,19% 110,92 111,76 -1,3%

GBP/USD 1,3132 +0,03% 1,3142 1,3113 -2,8%

Bitcoin

BTC/USD 7.690,92 +3,6% 7.661,29 7.483,68 -43,7%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,63 -0,63 -0,01

Deutschland 10 Jahre 0,38 0,37 -0,05

USA 2 Jahre 2,59 2,59 0,70

USA 10 Jahre 2,89 2,90 0,47

Japan 2 Jahre -0,11 -0,13 0,03

Japan 10 Jahre 0,08 0,03 0,03

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 0,00 70,46 0% 0,00 +18,6%

Brent/ICE 74,12 73,07 +1,4% 1,05 +14,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.230,02 1.231,94 -0,2% -1,92 -5,6%

Silber (Spot) 15,49 15,52 -0,2% -0,04 -8,6%

Platin (Spot) 830,55 826,75 +0,5% +3,80 -10,7%

Kupfer-Future 2,75 2,75 +0,0% +0,00 -17,5%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/gos

(END) Dow Jones Newswires

July 23, 2018 06:41 ET (10:41 GMT)

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Atos SE 0,00 0,00% Atos SE
Commerzbank AG (spons. ADRs) 15,10 -1,31% Commerzbank AG (spons. ADRs)
Commerzbank 15,26 -1,61% Commerzbank
Deutsche Lufthansa AG (spons. ADRs) 6,10 0,83% Deutsche Lufthansa AG  (spons. ADRs)
easyJet plc 6,91 1,38% easyJet plc
Easyjet PLC (spons. ADRs) 6,70 2,29% Easyjet PLC (spons. ADRs)
Ferrari N.V. 411,50 1,21% Ferrari N.V.
Koenig & Bauer AG 14,60 5,49% Koenig & Bauer AG
LEG Immobilien 80,90 2,80% LEG Immobilien
Lufthansa AG 6,19 0,88% Lufthansa AG
Philips N.V. 24,20 0,54% Philips N.V.
Philips Electronics N.V. (Spons. ADRS) 23,80 0,00% Philips Electronics N.V. (Spons. ADRS)
Ryanair 19,31 0,99% Ryanair
Ryanair Holdings PLC (spons. ADRs) 42,80 0,00% Ryanair Holdings PLC (spons. ADRs)
Wirecard AG 0,02 4,35% Wirecard AG
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