24.11.2015 18:43:49

MÄRKTE EUROPA/Flugzeugabschuss löst Rücksetzer aus

   Von Herbert Rude

   FRANKFURT (Dow Jones)--Nach der starken Vorwoche sind die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Dienstag auf Tauchstation gegangen. Der Dax verlor 1,4 Prozent auf 10.934 Punkte. Gründe hatten Händler gleich reihenweise parat: den Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs im türkisch-syrischen Grenzgebiet durch das NATO-Mitglied Türkei, die Reisewarnung der USA wegen der Terrorgefahr und den De-Facto-Ausnahmezustand in Brüssel. "Das, was man früher einmal gemeinhin als 'Friedensdividende' bezeichnet hat, wird in solchen Situationen natürlich erst einmal aus den Märkten herausgepreist", sagte Holger Struck von hs-livetrading. Der Euro-Stoxx-50 gab 1,0 Prozent ab.

   Der Index der Reise- und Freizeit-Aktien büßte 2,2 Prozent ein und stand an der Spitze der Verliererliste unter den europäischen Branchen. Der Aktienmarkt in Moskau fiel um 3,3 Prozent. In Istanbul gab der Leitindex um 4,4 Prozent nach. Auch die Türkische Lira geriet unter Druck.

   Unter Druck gerieten vor allem die Aktien internationaler Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France-KLM und IAG. Sie fielen alle um 3 bis 4 Prozent. "Von Einzeltiteln abgesehen dürften die Gründe aber eher vorgeschoben sein", sagte ein Händler. Der DAX sei nach dem starken Anstieg der vergangenen Wochen überkauft und einfach reif für einen Rücksetzer gewesen.

   Die Stimmung der Anleger weist offenbar ein hohes Maß an bereits ungesundem Optimismus auf. Der Sentix Global Investor Survey befindet sich fast auf Allzeithoch. Nur zweimal zuvor hat der seit 2001 erhobene Index noch höhere Werte gezeigt. "Dies ist nicht nur kurzfristig eine Belastung für die Märkte, sondern hat auch eine mittelfristige Signalwirkung", warnten die Analysten von Sentix. Extrem positive Sentimentwerte seien ein Warnsignal für einen überdehnten Markt und somit konträr zu werten. Erfahrungsgemäß werde deshalb ein solcher Überhang an Bullen durch eine Kursreaktion wieder ins Gleichgewicht zu den Bären gebracht.

   Neben einer kurzfristigen Kursreaktion ergebe sich aber auch eine mittelfristige Signalwirkung: denn als das Sentiment bei den beiden vorherigen Malen vergleichbare Werte erreicht hatte, mussten Anleger im folgenden Jahr signifikante Kursverluste hinnehmen. Dass es dieses Mal genauso komme, sei nicht garantiert, aber an den Finanzmärkten könne es teuer werden, wenn man daran glaube, dass "es dieses Mal anders ist", so die Sentix-Analysten.

   Auch der besser als erwartet ausgefallene ifo-Index konnte die Kurse nicht stützen. Er ist im November auf 109,0 Punkte gestiegen, das ist der höchste Stand seit Juni 2014. Die Konsensschätzung von Volkswirten lautete auf einen zum Oktober unveränderten Indexwert von 108,2 Punkten. Die Rendite der Bundesanleihen gab trotzdem etwas nach, weil sie als in Krisenzeiten vermeintlich sichere Anlageinstrumente gesucht waren. Der Euro bewegte sich zum Dollar kaum.

   Neben den Reise-Aktien standen auch die Titel der Luxusgüterhersteller unter Druck. Sie gelten als stark abhängig von der Reisebranche. So verloeren LVMH 4,3 Prozent, Burberry 5,0 Prozent oder Hermes 2,5 Prozent.

   Auf der Gewinnerseite stachen, im DAX allein auf weiter Flur, VW heraus. Die Aktie erholte sich den achten Tag in Folge und stieg um weitere 5,5 Prozent auf 115,90 Euro. Grund waren Aussagen von VW-CEO Matthias Müller, dass sich für "über 90 Prozent" der vom Abgasskandal betroffenen Dieselfahrzeuge in Europa eine Software-Lösung finden lasse. Den Aufwand bezeichnete Müller als "technisch, handwerklich und finanziell überschaubar". VW könne möglicherweise mit deutlich geringeren Schadenszahlungen davonkommen als bisher befürchtet, sagte ein Händler.

   Daneben bewegten Kommentare von Analysten die Kurse. So hielten sich Daimler-Aktien mit einem Minus von 0,6 Prozent vergleichsweise gut, nachdem die UBS die Aktie von "Neutral" auf "Kaufen" erhöht hatte. Hugo Boss verloren dagegen 5,4 Prozent, denn die Bank Nomura soll die Aktie von "Neutral" auf "Reduzieren" gesenkt haben. Der MDAX gab 1,5 Prozent ab und der TecDax 1,7 Prozent.

   In Wien fielen Vienna Insurance nach schwachen Quartalszahlen um 5,6 Prozent. Belastet wurde der Wiener Versicherer von Wertberichtigungen von 195 Millionen Euro auf IT-Systeme. In Zürich verloren Credit Suisse weitere 1,4 Prozent auf 21,20 Franken. Zu den bereits platzierten 58 Millionen neuen Aktien kommen beim Teil zwei der Kapitalerhöhung weitere 261 Millionen Aktien. Das hohe Aktienangebot lastete nun auf dem Kurs. Vom Tagestief konnten sich die Aktien am Nachmittag aber lösen.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.409,60 -35,66 -1,0% +8,4% Stoxx-50 3.225,47 -33,82 -1,0% +7,4% Stoxx-600 375,64 -4,73 -1,2% +9,7% XETRA-DAX 10.933,99 -158,32 -1,4% +11,5% FTSE-100 London 6.277,23 -28,26 -0,4% -4,4% CAC-40 Paris 4.820,28 -68,84 -1,4% +12,8% AEX Amsterdam 461,29 -4,89 -1,0% +8,7% ATHEX-20 Athen 192,94 +1,44 +0,8% -27,2% BEL-20 Brüssel 3.672,45 -20,19 -0,5% +11,8% BUX Budapest 23.396,87 -89,03 -0,4% +40,7% OMXH-25 Helsinki 3.385,72 -66,21 -1,9% +13,3% ISE NAT. 30 Istanbul 93.744,71 -4278,63 -4,4% -11,7% OMXC-20 Kopenhagen 980,04 -10,78 -1,1% +31,6% PSI 20 Lissabon 5.298,00 -31,34 -0,6% +9,8% IBEX-35 Madrid 10.207,20 -70,20 -0,7% -0,7% FTSE-MIB Mailand 21.948,14 -346,55 -1,6% +15,4% RTS Moskau 867,54 -30,02 -3,3% +9,7% OBX Oslo 558,16 +0,04 +0,0% +6,6% PX-GLOB Prag 1.266,11 -17,37 -1,4% +7,0% OMXS-30 Stockholm 1.488,89 -26,90 -1,8% +1,7% WIG-20 Warschau 1.943,99 -38,58 -1,9% -16,1% ATX Wien 2.454,01 -39,98 -1,6% +13,6% SMI Zuerich 8.808,53 -115,88 -1,3% -1,9%

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.13 Mo, 17.57 Uhr EUR/USD 1,0654 0,13% 1,0640 1,0601 EUR/JPY 130,49 -0,07% 130,58 130,41 EUR/CHF 1,0821 -0,12% 1,0834 1,0823 USD/JPY 122,48 -0,21% 122,73 123,02 GBP/USD 1,5057 -0,63% 1,5153 1,5128 === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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   November 24, 2015 12:13 ET (17:13 GMT)

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