26.11.2018 16:16:44

MÄRKTE EUROPA/Fest - Konsolidierungsfantasie treibt Telekomsektor

Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Gute Nachrichten aus Italien wiegen am Montagnachmittag schwerer als ein unerwartet schwacher ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland. Für den DAX geht es um 1,4 Prozent auf 11.346 Punkte nach oben, der Euro-Stoxx-50 gewinnt 1,1 Prozent auf 3.172.

Die Hoffnung auf einen Kompromiss im Haushaltsstreit mit Italien sorgt für Zuversicht. Vizeregierungschef Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung hat sich bereit erklärt, mit der EU über eine Senkung des Defizits für 2019 zu verhandeln. Wenn die Neuverschuldung bei den Verhandlungen mit Brüssel "ein bisschen" gesenkt werden müsse, sei dies für Italien "keine große Sache". Auch Lega-Chef Matteo Salvini hat sich gesprächsbereit gezeigt.

Klarer Tagessieger ist der Mailänder Börsenindex. Er schießt um 2,7 Prozent, nach oben, angeführt von Kursgewinnen bei den Bankaktien. Weil die Banken des Landes naturgemäß sehr stark in italienischen Staatsanleihen engagiert sind, profitieren sie davon, dass deren Kurse steigen und die Renditen um Umkehrschluss sinken. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen fällt um 15 Basispunkte auf 3,26 Prozent. Unicredit gewinnen 5,6 Prozent, Intesa Sanpaolo 4,5 Prozent oder Monte Paschi di Siena 7,2 Prozent. Der Stoxx-Bankenindex gewinnt 2,7 Prozent.

Tagessieger ist aber der Telekomsektor mit einem Plus von über 3 Prozent. Händler sprechen von Konsolidierungsfantasie angesichts eines Kreise-Berichts, wonach die Deutsche Telekom grünes Licht von der EU für die Übernahme der schwedischen Tele 2 erhalten soll. Tele 2 schießen um 9 Prozent nach oben, KPN um gut 6 und Vodafone um knapp 6 Prozent. Telefonica verteuern sich um 5 Prozent und Deutsche Telekom um knapp 1 Prozent, nachdem sie am Mittag noch rund 1 Prozent im Minus gelegen hatten.

Aurubis mit Gewinnwarnung

Eine Gewinnwarnung von Aurubis (minus 8,7 Prozent) erinnert an die weiter bestehenden Risiken für die Anleger. Aurubis rechnet nun für das Geschäftsjahr 2018/19 mit einem operativen Vorsteuerergebnis, das zwischen 5,1 Prozent und 15 Prozent unter dem Vorjahreswert liegen wird.

Der überraschende Abgang von Kuka-Chef Till Reuter kommt nicht gut an. Kuka geben 4,2 Prozent nach. Das Unternehmen leidet unter der Abkühlung der Konjunktur in der Automobilindustrie und gab Ende Oktober eine Gewinnwarnung für 2018 aus. Die Reduzierung der Ziele erfolgte auch aufgrund der Unwägbarkeiten des chinesischen Automatisierungsmarktes. Vor zwei Jahren wurde Kuka von dem chinesischen Hausgerätehersteller Midea übernommen.

Möglicher Bieterwettstreit um Flybe

Allianz gewinnen 2,8 Prozent. Der Versicherer hat die Lizenz für eine Tochtergesellschaft in China erhalten, als erster ausländischer Versicherungskonzern überhaupt. Barclays hat die Aktie zudem auf "Übergewichten" von "Gleichgewichten" erhöht.

Infineon baut die Zusammenarbeit mit dem japanischen Denso-Konzern aus. Die Japaner haben sich durch eine Beteiligung an den Halbleiterkonzern gebunden. Infineon gewinnen 2,3 Prozent.

Covestro steigen um 4,2 Prozent und Lufthansa um 2,2 Prozent. Goldman Sachs ist nun weniger negativ für Covestro. Das Haus hat die Aktien auf "Neutral" von "Verkaufen" angehoben. Kepler Cheuvreux hat Lufthansa auf die Kaufliste genommen.

Flybe setzen ihren Höhenflug aus der vergangenen Woche mit Aufschlägen von 36,4 Prozent fort. Auslöser sind Medienberichte, laut denen IAG in den Wettstreit um die Übernahme der angeschlagenen Airline einsteigen wird. In der vergangenen Woche hatte Flybe bestätigt, sich in Gesprächen mit Virgin Atlantic zu befinden. Mitte November hatte sich die angeschlagene Flybe selbst zum Verkauf gestellt.

Pfund profitiert kaum von Brexit-Deal

Am Devisenmarkt wertet das Pfund gegen den Dollar leicht auf 1,2842 Dollar nach Ständen von rund 1,2800 Dollar am Morgen auf. Es reagiert damit kaum auf die Einigung der Brexit-Modalitäten auf dem EU-Gipfel vom Wochenende. Die Anleger halten sich zurück, liegt doch die schwierigste Herausforderung für Premierministerin Theresa May noch vor ihr, nämlich die nun erzielte Einigung erfolgreich durch das britische Unterhaus zu bringen. Bislang setzen Beobachter hier ein großes Fragezeichen.

INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.178,18 1,31 40,97 -9,30

Stoxx-50 2.929,26 1,32 38,02 -7,82

DAX 11.378,86 1,66 186,17 -11,91

MDAX 23.452,93 1,04 242,27 -10,49

TecDAX 2.568,88 1,27 32,23 1,58

SDAX 10.500,76 1,21 125,31 -11,66

FTSE 7.026,41 1,06 73,55 -9,56

CAC 5.001,52 1,10 54,58 -5,85

Bund-Future 160,73 -0,32 2,91

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.17 Uhr Fr, 17.15 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1353 +0,15% 1,1353 1,1341 -5,5%

EUR/JPY 128,78 +0,62% 128,78 127,94 -4,8%

EUR/CHF 1,1341 +0,33% 1,1341 1,1310 -3,2%

EUR/GBP 0,8840 -0,03% 0,8840 0,8855 -0,6%

USD/JPY 113,44 +0,47% 113,44 112,83 +0,7%

GBP/USD 1,2845 +0,19% 1,2845 1,2807 -4,9%

Bitcoin

BTC/USD 3.794,59 -7,0% 3.794,59 4.327,14 -72,2%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 J. -0,57 -0,59 0,04

Deutschland 10 J. 0,36 0,34 -0,07

USA 2 Jahre 2,84 2,82 0,95

USA 10 Jahre 3,07 3,04 0,66

Japan 2 Jahre -0,14 -0,15 -0,01

Japan 10 Jahre 0,09 0,09 0,04

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 52,10 50,42 +3,3% 1,68 -9,8%

Brent/ICE 60,67 58,80 +3,2% 1,87 -4,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.223,78 1.223,19 +0,0% +0,59 -6,1%

Silber (Spot) 14,29 14,29 -0,0% -0,00 -15,7%

Platin (Spot) 842,90 843,50 -0,1% -0,60 -9,3%

Kupfer-Future 2,76 2,77 -0,1% -0,00 -17,5%

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/gos

(END) Dow Jones Newswires

November 26, 2018 10:17 ET (15:17 GMT)

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