02.03.2022 18:19:41

MÄRKTE EUROPA/Etwas erholt im Windschatten starker US-Börsen

FRANKFURT (Dow Jones)--Etwas erholt von den schweren Vortagesverlusten sind Europas Aktien am Mittwoch aus dem Handel gegangen. Stützend wirkten sehr feste US-Aktienmärkte. Die Nachrichtenflut aus den verschiedensten Themenbereichen sei kaum vernünftig zu verarbeiten, hieß es Handel. Entsprechend kam es zu enorm volatilen Kursauschlägen in vielen Aktien.

Geprägt waren die Themen vom Ukrainekrieg und immer deutlicheren wirtschaftlichen Folgen der Sanktionen für den Westen. Zu den Wachstumssorgen kommt nun auch noch eine Rekord-Inflation, was per Saldo eine Stagflation bedeuten könnte. Anleger flohen daher in Öl-, Stahl- und Rohstoffaktien, Verlierer waren Autos und Versorger. Der DAX legte 0,7 Prozent zu auf genau 14.000 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 stieg mit 1,5 Prozent deutlich stärker auf 3.820 Zähler, ihn stützten feste Rohstoffwerte.

EU-Inflation auf Rekordwert - USA wollen Zins erhöhen

Sorgen macht vor allem der beschleunigte Anstieg der Inflation in Europa: Im Februar sprang sie auf den Rekordwert von 5,8 Prozent nach 5,1 Prozent im Vormonat. Das liegt weit jenseits der EZB-Prognose von 3 Prozent für das Gesamtjahr. Selbst Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht die Inflation für 2022 nun im Schnitt über 5 Prozent.

Ulrike Kastens, Europa-Volkswirtin von Vermögensverwalter DWS, rechnet mit einem ungebremsten weiteren Anstieg der Inflation und hält nun sogar eine "Sechs vor dem Komma" bei den nächsten Daten im März für möglich. Es sei schon vor der Eskalation des Ukraine-Konflikts zu einem Anstieg der Preise auf ganzer Breite gekommen.

In den USA zeigte man den Willen zur Bekämpfung des Inflationsanstiegs: Notenbank-Präsident Jerome Powell erklärte, eine Zinserhöhung in zwei Wochen sei angemessen. Vor allem mit Blick auf die Löhne, die im Rekordtempo stiegen. Händler werteten dies positiv, da sich die USA damit einen Puffer schaffen, um im Falle einer Rezession wieder gegensteuern zu können. Die EZB habe es hingegen versäumt, diesen Puffer zu schaffen, und könne einer Wirtschaftsabschwächung nichts entgegensetzen. Anleger dürften daher aus Europa in die USA umschichten.

Anleger flüchten in Rohstoffe

Die Sorge vor Inflation und nun auch noch Versorgungsknappheiten trieb Anleger in die Rohstoffe. Diese hatten sich auch in den 1970ern-Jahren als Inflationsschutz bewährt. Der Sektor der europäischen Ölwerte schoss 4 Prozent nach oben, Minen- und Rohstoffwerte legten im Schnitt 2,3 Prozent zu.

Auch Nahrungsmittel sind betroffen: Weil Russland und die Ukraine zu den größten Weizen-Exporteuren der Welt gehören, schossen die Preise nach oben. Dazu kommen Metalle für diverse Industrien, wie Palladium für die Autoindustrie. Hier waren die Preise schon seit Beginn der Ukrainekrise um rund 40 Prozent gestiegen.

Erste russische Gegenmaßnahmen mit Folgen

Erste russische Gegenmaßnahmen trieben Stahlwerte: Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass will Russlands Stahlkonzern Severstal nicht mehr in die EU liefern - und damit an Kunden der Autoindustrie. Thyssenkrupp stiegen 2 Prozent und Arcelormittal um 3 Prozent, da sie wohl den Ersatz zu erhöhten Preisen liefern werden.

Autowerte zählten nur Abgaben von durchschnittlich 1,6 Prozent daher zu den Hauptverlierern, Daimler Truck fielen sogar 5 Prozent, Mercedes-Benz um 3,6 Prozent. Versorger (-1,7%) standen weiter unter Druck. Eon verbilligten sich um 8,2 Prozent und RWE um 3,8 Prozent. Der Markt fürchtet sich vor einer möglichen Sondersteuer auf deren Gewinne angesichts der rapide steigenden Energiepreise.

Die Folgen dehnen sich auch auf andere Gebiete aus: So zieht sich die Sberbank aus der EU zurück, weswegen Österreichs Steuerzahler im Rahmen des Einlagensicherungssystems an rund 35.000 überwiegend deutsche Kunden der in Österreich ansässigen Sberbank Europe AG fast 1 Milliarde Euro aus der Einlagensicherung zahlen müssen.

Gemischte Zahlen aus der Berichtssaison

Aus der Berichtssaison kamen unterschiedliche Signale: SMA Solar brachen um rund 18 Prozent ein. Sowohl die Zahlen für 2021 als auch der Ausblick auf 2022 enttäuschten. Laut Jefferies hatte der Gewinn (EBITDA) die Markterwartung um 73 Prozent verfehlt.

Containerschiffer und Logistiker Kühne & Nagel erfreute mit guten Zahlen zum vierten Quartal 2021; die Aktien legen 1,9 Prozent zu. Kritisch merkten die Analysten der Citi aber an, dass Marktanteile in der Seefracht verloren wurden.

Im DAX kletterten SAP um 2 Prozent. Aus den Zahlen von Salesforce in den USA ließen sich positive Rückschlüsse auf SAP ziehen, hieß es von Analysten. Gesucht waren auch MTU und Airbus mit über 5 Prozent Plus, die von erhöhten Rüstungsausgaben profitieren könnten.

Bayer stiegen um 4 Prozent dank zahlreicher positiver Analystenkommentare zu den am Vortag veröffentlichten Geschäftszahlen. Sixt legten um 6,2 Prozent zu. Die Jahreszahlen 2021 kamen gut an, der Vorsteuergewinn lag oberhalb der Prognose.

Darüber hinaus die Deutsche Börse den Handel mit russischen Wertpapieren ein. Das betrifft sämtliche Instrumente auf russische Anleihen, Einzelwerte und strukturierte Produkte.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.820,59 +54,74 +1,5% -11,1%

Stoxx-50 3.619,58 +51,60 +1,4% -5,2%

Stoxx-600 446,33 +3,96 +0,9% -8,5%

XETRA-DAX 14.000,11 +95,26 +0,7% -11,9%

FTSE-100 London 7.429,56 +99,36 +1,4% -0,7%

CAC-40 Paris 6.498,02 +101,53 +1,6% -9,2%

AEX Amsterdam 721,00 +7,54 +1,1% -9,6%

ATHEX-20 Athen 2.059,27 -38,55 -1,8% -3,9%

BEL-20 Bruessel 3.958,10 +20,18 +0,5% -8,2%

BUX Budapest 39.976,11 +1062,49 +2,7% -21,2%

OMXH-25 Helsinki 4.720,22 +54,36 +1,2% -16,3%

ISE NAT. 30 Istanbul 2.237,14 +21,61 +1,0% +10,5%

OMXC-20 Kopenhagen 1.672,51 -21,39 -1,3% -10,3%

PSI 20 Lissabon 5.498,27 +18,69 +0,3% -0,9%

IBEX-35 Madrid 8.321,00 +132,80 +1,6% -4,5%

FTSE-MIB Mailand 24.534,33 +170,77 +0,7% -10,9%

RTS Moskau Geschlossen -41,3%

OBX Oslo 1.108,24 +5,35 +0,5% +3,7%

PX Prag 1.323,49 -26,52 -2,0% -7,2%

OMXS-30 Stockholm 2.098,11 +11,60 +0,6% -13,3%

WIG-20 Warschau 2.043,96 +76,95 +3,9% -9,8%

ATX Wien 3.123,41 -25,51 -0,8% -17,6%

SMI Zuerich 11.871,59 +9,31 +0,1% -7,8%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 0,03 +0,10 +0,21

US-Zehnjahresrendite 1,84 +0,11 +0,33

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:27 Uhr Di, 17:30 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1095 -0,2% 1,1091 1,1113 -2,4%

EUR/JPY 128,27 +0,4% 127,90 127,74 -2,0%

EUR/CHF 1,0228 +0,1% 1,0205 1,0226 -1,4%

EUR/GBP 0,8305 -0,5% 0,8353 0,8335 -1,2%

USD/JPY 115,61 +0,6% 115,14 114,90 +0,4%

GBP/USD 1,3359 +0,2% 1,3277 1,3336 -1,3%

USD/CNH (Offshore) 6,3227 +0,1% 6,3139 6,3162 -0,5%

Bitcoin

BTC/USD 44.331,23 +0,4% 43.800,28 43.592,55 -4,1%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 108,40 103,41 +4,8% 4,99 +45,6%

Brent/ICE 110,07 104,97 +4,9% 5,10 +42,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.916,45 1.945,33 -1,5% -28,88 +4,8%

Silber (Spot) 25,06 25,36 -1,2% -0,30 +7,5%

Platin (Spot) 1.066,63 1.057,90 +0,8% +8,73 +9,9%

Kupfer-Future 4,64 4,59 +1,1% +0,05 +3,9%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/cln

(END) Dow Jones Newswires

March 02, 2022 12:19 ET (17:19 GMT)

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