23.09.2022 18:09:42

MÄRKTE EUROPA/DAX fällt auf Jahrestief - Rezession klopft an

FRANKFURT (Dow Jones)--Mit deutlichen Abgaben haben die europäischen Aktienmärkte zum Wochenschluss den Handel beendet. Die Aussicht auf weiter steigende Zinsen im Kampf gegen die Inflation droht die Wirtschaft in die Rezession zu treiben. Die steigende Zahl an Gewinnwarnungen der Unternehmen ist ein Warnsignal, die Anleger trennten sich von Risiko-Assets wie Aktien, hieß es. Der DAX verlor 2,0 Prozent auf 12.284 Punkte, nachdem er bei 12.181 Punkten ein neues Jahrestief markiert hatte. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 2,3 Prozent auf 3.349 Punkte abwärts. Hier liegt das neue Jahrestief bei 3.330 Punkten.

Auch Anleihen wurden mit Blick auf die aktuelle Zinspolitik der Europäischen Zentralbank verkauft, wird doch für die kommende Sitzung mit einer weiteren Zinserhöhung um 75 Basispunkte gerechnet. In der Folge stieg die Rendite 10-jähriger Anleihen auf über zwei Prozent. Und auch der Euro stand weiter unter Druck, was darauf schließen lässt, dass sich ausländische Investoren mit Blick auf die sich abzeichnende Rezession aus Europa weiter zurückziehen. Die Gemeinschaftswährung handelte im Tief bei 0,97 Dollar und damit auf dem niedrigsten Niveau seit rund 20 Jahren.

Rezession in Europa

Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor in der Eurozone sind im September zudem stärker gefallen als erwartet. Für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, könnten die Zeichen kaum deutlicher sein: Die Eurozone ist auf Rezessionskurs. Mehr noch, die Rezession dürfte im laufenden dritten Quartal bereits begonnen haben. Die hohen Energiepreise würgten derzeit regelrecht die Konjunktur ab. Die gestiegenen Gas- und Strompreise belasteten nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Unternehmen. Die privaten Haushalte reduzierten wegen der hohen Gas- und Strompreise ihren Konsum. Die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs würden nun erst richtig sichtbar und könnten kaum brutaler sein.

Vermutlich werde den europäischen Regierungen nichts anderes übrig bleiben, als die Gas- und Strompreise zu deckeln, um Privat- und Firmeninsolvenzen zu vermeiden. Die gegenwärtige Situation sei in gewisser Weise mit der Corona-Pandemie vergleichbar. Es bedürfe nun unkonventioneller Maßnahmen, um das Schlimmste - eine grosse Insolvenzwelle - zu verhindern.

Öl-, Minen- und Autowerte unter Druck

Während sich Öl- und Gaswerte sowie die Minenwerte seit Jahresbeginn auf Grund der hohen Energiepreise und der Inflation gut hielten, wurden sie mit Blick auf die schwächelnde Konjunktur nun verkauft. Die entsprechenden Sub-Indizes verloren 5,9 bzw. 5,7 Prozent. Für den Auto-Sektor ging es um 4,1 Prozent nach unten. "Ich glaube, es ist die Kombination von Faktoren: die Inflation reduziert das verfügbare Einkommen, Rezessionsangst dämpft die Nachfrage und höhere Energiepreise erhöhen die Produktionskosten", sagte Stifel-Analyst Daniel Schwarz mit Blick auf die Aussichten der Auto-Hersteller.

Eine mögliche Kapitalerhöhung drückte Credit Suisse um 12,4 Prozent ins Minus. Wie Reuters berichtete, wäre die Maßnahme Teil des Konzernumbaus, den der Verwaltungsrat angestoßen hat. Diskutiert werden laut dem Bericht auch verschiedene Szenarien für die Schrumpfung der Investmentbank, darunter ein weitgehender Rückzug aus dem Investmentbanking-Geschäft in den USA. Wie die Citigroup anmerkte, wäre ein Rückzug aus den USA zwar strategisch sinnvoll, allerdings mit nicht unerheblichen praktischen Schwierigkeiten verbunden.

Nach Aussetzung der Jahresprognose brachen Hypoport (-46%) ein. Die Nachfrage in der Immobilien-Finanzierung sowie im Corporate-Finance-Geschäft sei im zweiten Halbjahr bisher sehr schwach. Marktbeobachter hatten damit gerechnet, dass sich die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen nach einem starken ersten Halbjahr abschwächen würde, allerdings nicht in dieser Höhe und Geschwindigkeit. Varta knickten um 34,2 Prozent ein. Das Unternehmen hat die Ziele für das laufende Jahr zurückgenommen. Hintergrund seien die gegenüber der Annahme bei der jüngsten Prognose weiter gestiegenen Kosten für Energie und der Rohstoffpreise bei limitierter bzw verzögerter Weitergabemöglichkeit an die Kunden.

Dagegen gewannen Jungheinrich 3,5 Prozent: Das Unternehmen hat überraschend den Ausblick konkretisiert und lag bei den wichtigen Kennziffern oberhalb der Markterwartung.

RTL (+0,5%) und M6 (+8,1%) legten ebenfalls zu. Die Anleger warteten auf unmittelbar bevorstehende Gebote für die französische RTL-Tochter M6, hieß es im Handel. Thomas Rabe, sowohl Vorstandschef der RTL Group als auch von Bertelsmann, bestätigte gegenüber der Financial Times, dass nicht bindende Angebote entgegengenommen würden. Hintergrund ist die gescheiterte geplante Fusion zwischen M6 und TF1 wegen hoher kartellrechtlicher Auflagen.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 3.348,60 -78,54 -2,3% -22,1%

Stoxx-50 3.336,63 -69,79 -2,0% -12,6%

Stoxx-600 390,40 -9,36 -2,3% -20,0%

XETRA-DAX 12.284,19 -247,44 -2,0% -22,7%

FTSE-100 London 7.008,45 -151,07 -2,1% -3,0%

CAC-40 Paris 5.783,41 -135,09 -2,3% -19,2%

AEX Amsterdam 639,28 -18,12 -2,8% -19,9%

ATHEX-20 Athen 1.916,25 -52,72 -2,7% -10,5%

BEL-20 Brüssel 3.420,99 -78,16 -2,2% -20,6%

BUX Budapest 38.657,41 -891,30 -2,3% -23,8%

OMXH-25 Helsinki 4.391,40 -85,85 -1,9% -19,6%

ISE NAT. 30 Istanbul 3.555,67 -25,80 -0,7% +75,6%

OMXC-20 Kopenhagen 1.528,77 -11,30 -0,7% -18,0%

PSI 20 Lissabon 5.678,63 -191,19 -3,4% -1,5%

IBEX-35 Madrid 7.583,50 -191,20 -2,5% -13,0%

FTSE-MIB Mailand 21.066,55 -732,56 -3,4% -20,3%

RTS Moskau 1.141,81 -32,80 -2,8% -28,5%

OBX Oslo 1.026,00 -44,65 -4,2% -4,0%

PX Prag 1.168,13 -30,58 -2,6% -18,1%

OMXS-30 Stockholm 1.817,96 -19,95 -1,1% -24,9%

WIG-20 Warschau 1.457,78 -60,41 -4,0% -35,7%

ATX Wien 2.731,46 -101,74 -3,6% -26,0%

SMI Zürich 10.137,78 -159,87 -1,6% -21,3%

* zu Vortagsschluss

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 9:10 Uhr Do, 17:06 Uhr % YTD

EUR/USD 0,9718 -1,2% 0,9787 0,9815 -14,5%

EUR/JPY 139,16 -0,6% 139,26 139,53 +6,3%

EUR/CHF 0,9539 -0,8% 0,9590 1,0183 -8,1%

EUR/GBP 0,8902 +1,8% 0,8739 0,8713 +5,9%

USD/JPY 143,18 +0,6% 142,25 142,19 +24,4%

GBP/USD 1,0921 -3,0% 1,1202 1,1263 -19,3%

USD/CNH (Offshore) 7,1350 +0,7% 7,1087 7,0852 +12,3%

Bitcoin

BTC/USD 18.718,66 -2,4% 19.293,59 18.841,91 -59,5%

ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 78,36 83,49 -6,1% -5,13 +11,3%

Brent/ICE 85,94 90,46 -5,0% -4,52 +16,2%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 180,00 187,47 -4,0% -7,47 +207,5%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.646,28 1.671,30 -1,5% -25,02 -10,0%

Silber (Spot) 18,83 19,68 -4,3% -0,84 -19,2%

Platin (Spot) 862,30 904,83 -4,7% -42,53 -11,2%

Kupfer-Future 3,36 3,49 -3,8% -0,13 -24,2%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

===

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/ros/raz

(END) Dow Jones Newswires

September 23, 2022 12:10 ET (16:10 GMT)

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