16.01.2015 19:09:36

MÄRKTE EUROPA/DAX auf Rekordhoch - Schweizer Börse auf Talfahrt

   Von Thomas Leppert

   Die Richtung an den Börsen in Europa hängt momentan stark von der Entwicklung der jeweiligen Währungen ab. Der Aktienmarkt in Deutschland gilt als der Profiteur eines schwachen Euro. Nachdem die europäische Währung gegenüber dem Dollar auf den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren gefallen war, stieg der Dax auf Rekordhoch. Auf der anderen Seite hatte die Schweizerische Notenbank (SNB) der heimischen Währung und damit der Wirtschaft einen Bärendienst erwiesen, als sie am Vortag die Bindung des Franken an den Euro aufgehoben hatte. Seitdem steigt der Franken - die Wirtschaft wird es in Zukunft schwerer haben und die Börse in Zürich fiel den zweiten Tag in Folge.

   "Das Konjunkturprogramm schwacher Euro brummt", so ein Marktteilnehmer zu der erwarteten Konjunkturentwicklung im Euroraum. Davon sollten nicht nur die Unternehmen in Deutschland profitieren, sondern auch in Frankreich, Italien und Spanien. Trotz einem Euro auf Zwölfjahrestief bei 1,1520 Dollar dürfte die Europäische Zentralbank in der kommenden Woche ihr Anleihekaufprogramm bekannt geben. "Die Erwartungen sind seit gestern gestiegen", so der Händler. Ein Volumen von bis zu einer 1 Billion Euro wird nicht mehr ausgeschlossen.

   An der Börse stellt man sich allerdings die Frage, ob EZB-Präsident Mario Draghi nicht zu spät handele. Der Euro ist bereits schwach und die Wirtschaft sollte ohnehin davon profitieren. Ob die Inflation mit dem Kaufprogramm anspringe, sei zumindest zweifelhaft. Sicher sei allerdings, dass die Notenbank ihre Bilanz aufblähe und Blasen finanziere, argumentierten Skeptiker.

   Während die Stimmung an der Börse in Deutschland gut ist, herrscht in der Schweiz Trübsal. Am "Tag eins" nach der überraschenden Aufhebung der Kursbindung des Franken an den Euro durch die SNB ging es erneut nach unten. Der SMI, das Kursbarometer am Schweizer Aktienmarkt, verlor knapp 6 Prozent. Innerhalb von zwei Tagen ist der Index damit 12 Prozent abgestürzt.

   Abwärts ging es auch an der Börse in Athen, der Leitindex gab um 2,2 Prozent nach. Dass immer mehr Griechen ihr Geld außer Landes schaffen, belastete. Vor allen die Aktien der Banken standen damit unter Druck. Der Euro-Stoxx-50 profitierte dagegen neben dem schwachen Euro von den Kursgewinnen im Ölsektor, der Index schloss 1,4 Prozent höher bei 3.202 Punkten. Auch der kleine Verfallstermin an der Eurex half.

   Die Entscheidung der SNB dürfte noch lange für Nachwehen sorgen. Das Währungspaar Euro-Franken handelte knapp unterhalb der Parität, der Franken zum Euro innerhalb von nur 36 Stunden 17 Prozent höher. Lutz Karpowitz von der Commerzbank führte die zwischenzeitliche Stabilisierung des Euro zum Franken auf Interventionen der SNB zurück. Im Devisenhandel wird nicht ausgeschlossen, dass der Franken um weitere 20 Prozent zulegt. Dass wäre Gift für die eidgenössische Wirtschaft.

   Bei den Einzelaktien ging es erneut abwärts: So fielen Roche um 4,7 Prozent, Nestle um 6,8 Prozent und Richemont um 6,7 Prozent. Schwächster Wert im Stoxx-50 war die Aktie der Credit Suisse, die um 10 Prozent einbrach. Queerbeet hagelte es Abstufungen und Kurszielsenkungen für die Aktien. Alle Analysten - von Goldman Sachs bis Exane BNP - begründeten dies mit der gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit nach der Franken-Explosion.

   Auf der anderen Seite werden Schweizer Unternehmen bei Übernahmen aktiv: Die neue Stärke des Franken hat ihre Kaufkraft beträchtlich erhöht. So teilte Roche mit, dass der Pharmariese in Frankreich das Biotechnologieunternehmen Trophos für bis zu 470 Millionen Euro kaufen wird. Dieser Trend dürfte die kommenden Wochen anhalten.

   Mit einer kräftigen Erholung reagierte der Ölpreis auf Aussagen der Internationalen Energieagentur (IEA). Laut IEA ist eine Erholung des Ölpreises in Sicht. Für Brent und WTI ging es daraufhin gut 2 Prozent nach oben. Eine unmittelbare Preiserholung ist laut IEA zwar nicht zu erwarten, aber das Schlimmste könnte überstanden sein. In Europa stellte der Sektor der Öl- und Gaswerte den Gewinner, er legte um 3,2 Prozent zu.

   Zu den Gewinnern in Europa gehörten die Automobilwerte. Dies hat vor allem zwei Gründe: Zum einen brummt das Geschäft. Erstmalig seit Ausbruch der Finanzkrise ist der europäische Automobilmarkt 2014 nach einer sechsjährigen Durststrecke wieder gewachsen. Zudem gehören die Automobilkonzerne zu den großen Profiteuren eines schwachen Euro. BMW und VW stiegen um 2,8 Prozent und Daimler um 2 Prozent. Für Fiat ging es 1,6 Prozent nach oben, Renault legten 2,0 Prozent zu.

   Den DAX-Gewinner stellte RWE, die Aktie des lange geschmähten Versorgers stieg um 4,4 Prozent. Positiv wurde an der Börse gewertet, dass der Verkauf der Tochter DEA nun endlich durch ist. Käufer ist die russischen Investmentgesellschaft Letter One, der Kaufpreis liegt im Rahmen der Erwartung. Lufthansa litten unter einer Abstufung durch die Analysten der Credit Suisse. Die Analysten sehen mehrere Herausforderungen für die Lufthansa, darunter die Konkurrenz durch Ryanair und die Golf-Fluglinien. Die Aktie schloss 3 Prozent leichter.

   Europäische Schlussstände von Freitag, den 16. Januar 2015:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.202,24 +44,88 +1,4% +1,8% Stoxx-50 3.100,42 +39,98 +1,3% +3,2% Stoxx-600 352,40 +3,95 +1,1% +2,9% XETRA-DAX 10.167,77 +135,16 +1,3% +3,7% FTSE-100 London 6.550,27 +51,49 +0,8% -0,2% CAC-40 Paris 4.379,62 +56,42 +1,3% +2,5% AEX Amsterdam 432,98 +7,66 +1,8% +2,0% ATHEX-20 Athen 252,56 -5,73 -2,2% -4,6% BEL-20 Brüssel 3.368,38 +49,63 +1,5% +2,5% BUX Budapest 15.755,90 +69,21 +0,4% -5,3% OMXH-25 Helsinki 3.052,11 +51,56 +1,7% +2,1% ISE NAT. 30 Istanbul 108.579,09 -249,63 -0,2% +2,3% OMXC-20 Kopenhagen 769,14 -3,29 -0,4% +3,3% PSI 20 Lissabon 4.956,77 +61,95 +1,2% +4,6% IBEX-35 Madrid 10.038,90 +56,40 +0,6% -2,3% FTSE-MIB Mailand 19.254,54 +410,02 +2,2% +1,3% RTS Moskau 769,80 +7,41 +1,0% -2,6% OBX Oslo 526,57 -1,09 -0,2% +0,6% PX Prag 949,05 +3,53 +0,4% +0,3% OMXS-30 Stockholm 1.468,90 +11,54 +0,8% +0,3% ATX Wien 2.143,36 +2,36 +0,1% -0,8% SMI Zürich 7.899,59 -501,02 -6,0% -12,1%

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.35 Uhr Do, 18.03 Uhr EUR/USD 1,1518 -1,06% 1,1642 1,1597 EUR/JPY 135,32 -0,27% 135,69 135,65 EUR/CHF 0,9781 -4,37% 1,0228 1,0369 USD/JPY 117,46 0,79% 116,54 116,98 GBP/USD 1,5132 -0,41% 1,5194 1,5157 === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/thl/flf

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   January 16, 2015 12:38 ET (17:38 GMT)

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