24.06.2016 19:02:17
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MÄRKTE EUROPA/Brexit beschert Börsen einen Black Friday
(Technische Wiederholung)
Von Benjamin Krieger
FRANKFURT (Dow Jones)--Mit Turbulenzen historischen Ausmaßes haben die Finanzmärkte am Freitag auf das britische "Nein" zur EU reagiert. Das Pfund Sterling brach zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Mitte der achtziger Jahre ein. Der Dax sackte zum Handelsbeginn um 10 Prozent oder mehr als 1.000 Punkte ab. Am Ende eines desaströsen Börsentages schloss der DAX 6,8 Prozent im Minus bei 9.557 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 rutschte um 8,6 Prozent ab auf 2.776 Punkte. Die Kursverluste vollzogen sich bei weit überdurchschnittlichen Umsätzen.
Investoren flüchteten in sichere Anlagen: Zehnjährige Bundesanleihen stiegen auf den höchsten Stand aller Zeiten, sie rentierten am Abend nur noch mit minus 0,05 Prozent. Im Rekordtief lag die Rendite sogar bei minus 0,17 Prozent. Der Preis für die Feinunze Gold schnellte in der Spitze auf 1.358,70 Dollar nach oben. Am Abend wurde sie 4,6 Prozent höher bezahlt mit 1.320 Dollar.
Flucht in Sicherheit birgt Gefahr von Verzerrungen "Wir sehen aktuell eine massive Flucht in sichere Häfen wie Gold. Investoren fordern nun höhere Risikoprämien für Investments in Großbritannien und Europa", sagte Felix Herrmann von Blackrock, die nach eigenen Angaben 4,6 Billionen US-Dollar an Assets verwaltet. Angesichts der Kursturbulenzen sprach Herrmann von "Fehlbepreisungen und Verzerrungen" an den Finanzmärkten.
Die Europäische Zentralbank steht nach dem Brexit-Votum in Alarmbereitschaft. Sie stehe in engem Kontakt mit anderen Notenbanken und sei für zusätzliche Liquiditätsmaßnahmen bereit, auch in fremder Währung, erklärte die EZB. Geldmarkthändler vermuten, dass europäische Banken sich in den kommenden Wochen verstärkt auch mit Dollar-Liquidität eindecken wegen der hohen Wertverluste des Pfund und des Euro.
Besonders heftig fielen nach der Entscheidung für einen "Brexit" die Aktienverluste in der Eurozone-Peripherie aus. Die Mailänder Börse und die Börse von Madrid brachen jeweils um rund 12 Prozent ein. In Athen ging es um mehr als 13 Prozent nach unten. Für Louise Cooper von CooperCity spiegelte sich hierin ein "bedeutendes Ansteckungsrisiko für den Rest von Europa" wider nach dem Sieg der "Brexit"-Befürworter in Großbritannien.
Auch in den kommenden Wochen dürften Investoren auf Nummer sicher gehen. "Wir rechnen damit, dass mehr Mittel in Gold und in Geldmarktpapiere fließen", sagte Ioannis Angelakis von der Bank of America-Merrill Lynch. Aus Aktien und schwankungsanfälligen Anlagen wie hochverzinsten Anleihen dürfte dagegen weiter Geld abfließen.
Pfund Sterling wird zerbröselt Am Devisenmarkt war das Pfund Sterling der große Verlierer und der US-Dollar einer der großen Gewinner. Das auch "Cable" genannte Pfund/Dollar-Paar wurde im Tagestief um fast 18 US-Cent auf den tiefsten Kurs seit mehr als 30 Jahren regelrecht zermalmt. Bis zum Abend stabilisierte sich das Pfund wieder ein wenig auf gut 1,36 Dollar. "Das schwache Pfund drückt auf die Konsumausgaben und sorgt über die Importpreise für Inflation", sagte Conall Mac Coille von Davy Research. Nun sei eine Rezession möglich.
Der Euro sackte im asiatischen Handel zum Dollar in der Spitze um 5 US-Cent ab auf 1,09 Dollar. Anschließend stabilisierte sich die Gemeinschaftswährung wieder ein klein auf 1,1130 Dollar. "Für viele populistische Parteien in Europa ist (das Brexit-Votum) eine Steilvorlage", sagte Christian Jasperneite von MM Warburg. Europa befinde sich in einer ähnlich kritischen Situation wie zum Höhepunkt der Euro- oder der Griechenlandkrise.
Das Votum der Briten habe weltweit politische, ökonomische und finanzielle Verunsicherung ausgelöst, sagte Louise Cooper von CooperCity. "Die Märkte werden also extrem volatil bleiben." Die Notenbanken rund um den Globus dürften daher "die Schmerzen mit reichlich billigem Geld lindern".
Die Schweizerische Nationalbank intervenierte am Vormittag bereits an den Devisenmärkten angesichts des stark aufwertenden Schweizer Franken. Auf der Suche nach Sicherheit haben Investoren den als sicheren Währungshafen geltenden Franken gekauft, was den Kurs auf breiter Front nach oben treibt. "Die Schweizerische Nationalbank hat am Devisenmarkt interveniert, um die Lage zu stabilisieren, und sie wird im Markt aktiv bleiben", hieß es in einer Erklärung der Notenbank in Bern.
Enormer Kursdruck auf Europas Banken Als großer Verlierer an den Aktienmärkten gelten die Banken. Zum Einen leiden sie unter dem extrem niedrigen Zinsniveau, das nach dem Votum der Briten noch weiter sinken dürfte. Denn die Bank of England könnte die Zinsen senken, um die wirtschaftlichen Folgen eines Austritt des Landes aus der EU abzufedern. Die Kurse der Großbanken Barclays, RBoS und Lloyds Banking brachen zwischen 17 und 21 Prozent ein.
Deutsche Bank und Commerzbank waren mit Abschlägen von 14,1 bzw. 13 Prozent die größten Verlierer im DAX. Noch stärker unter Druck gerieten die Kurse italienischer und spanischer Geldhäuser, sie büßten 20 Prozent und mehr ein. Neben niedrigen Zinsen belasten die stark steigenden Risikoprämien am Anleihemarkt der Eurozone-Peripherie. Dort hat sich die Zinsdifferenz zwischen Bundesanleihen einerseits und italienischen und spanischen Anleihen andererseits um ein Fünftel erhöht.
Auch die einbrechenden Aktienkurse und die Ungewissheit über den Finanzplatz London, an dem die Banken stark vertreten sind, lasteten auf der Bankenbranche. Die mit einem möglichen Brexit verbundene Ansteckungsgefahr bekamen die Papiere italienischer, spanischer und französischer Geldhäuser zu spüren: Hier reichten die Kurseinbußen von 16 bis 24 Prozent.
Aktien der Deutschen Börse verloren 9,3 Prozent. Der Kurs der London Stock Exchange (LSE) fiel in London um 8,6 Prozent zurück. Die Deutsche Börse und die LSE sehen zwar ihre Fusion durch einen Brexit nicht gefährdet. Analysten zufolge dürfte das Zusammengehen der beiden Börsenplätze nach einem Brexit jedoch erheblich komplizierter, zeitaufwendiger und teurer werden.
Einbrechendes Pfund stützt Aktien in London Der Londoner Leitindex FTSE-100 schnitt mit einem Minus von 2,8 Prozent deutlich besser ab als die übrigen europäischen Börsenindizes. Denn mit dem extrem schwachen Pfund verbessert sich die Lage der Exporteure ganz erheblich. Der Spirituosenkonzern Diageo beispielsweise erlöst ein Viertel seines Umsatzes mit weltweit vertriebenem Whiskey. Auf den Konzern kommen nun hohe zusätzliche Erträge aus Währungseffekten zu. Die Diageo-Aktie stieg um 2,5 Prozent.
Am Londoner Geldmarkt waren Dollar-Papiere gesucht. Auch hier retteten sich Anleger in Sicherheit. Für Ausleihungen unter Banken in Dollar mit einem Tag Laufzeit, den sogenannten Overnight, wurde ein annualisierter Zins von bis zu 2,5 Prozent verlangt. Zum Vergleich: Der Leitzins der Federal Reserve liegt bei 0,25 bis 0,5 Prozent. "Auch am Money Market wurden viele Akteure auf dem falschen Fuß erwischt", sagte ein Geldhändler.
Henkel nach Zukauf stärkster DAX-Titel Am deutschen Aktienmarkt waren Henkel mit einem kleinen Minus von 0,3 Prozent der mit Abstand stärkste Titel im DAX. Die Düsseldorfer übernehmen den amerikanischen Wasch- und Reinigungsmittelkonzern The Sun Products für 3,2 Milliarden Euro inklusive Schulden. "Strategisch ist die Transaktion durchaus sinnvoll", sagte Thorsten Strauß von der NordLB. Henkel verbessere die Marktposition in Nordamerika, dem weltgrößten Markt für Wasch- und Reinigungsmittel, deutlich.
VW büßten 10 Prozent ein. Im Skandal um manipulierte Abgaswerte ist Volkswagen in den USA Agenturberichten und Kreisen zufolge bereit, eine Entschädigungssumme von rund 10 Milliarden US-Dollar zu zahlen, um Klagen von Fahrzeugbesitzern beizulegen.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 2.776,09 -261,77 -8,6% -15,0% Stoxx-50 2.706,75 -194,49 -6,7% -12,7% Stoxx-600 321,98 -24,36 -7,0% -12,0% XETRA-DAX 9.557,16 -699,87 -6,8% -11,0% FTSE-100 London 6.162,97 -175,13 -2,8% -1,7% CAC-40 Paris 4.106,73 -359,17 -8,0% -11,4% AEX Amsterdam 424,20 -25,66 -5,7% -4,0% ATHEX-20 Athen 1.443,74 -271,92 -15,8% -21,3% BEL-20 Bruessel 3.274,19 -223,85 -6,4% -11,5% BUX Budapest 25.724,91 -1199,18 -4,5% +7,5% OMXH-25 Helsinki 0,00 0,00 0,0% -2,6% ISE NAT. 30 Istanbul 93.034,39 -3327,22 -3,5% +4,1% OMXC-20 Kopenhagen 929,68 -30,42 -3,2% -8,3% PSI 20 Lissabon 4.689,96 -327,85 -7,0% -17,9% IBEX-35 Madrid 7.787,70 -1097,60 -12,4% -18,4% FTSE-MIB Mailand 15.723,81 -2242,36 -12,5% -26,6% RTS Moskau 912,49 -28,62 -3,0% +20,5% OBX Oslo 531,37 -18,42 -3,4% -1,4% PX-GLOB Prag 1.068,24 -43,66 -3,9% -13,9% OMXS-30 Stockholm 0,00 0,00 0,0% -6,0% WIG-20 Warschau 1.769,67 -84,04 -4,5% -4,8% (MORE TO FOLLOW) Dow Jones NewswiresJune 24, 2016 12:31 ET (16:31 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 31 PM EDT 06-24-16
-2 of 2- 24 Jun 2016 16:31:00 UTC DJ MÄRKTE EUROPA/Brexit beschert Börsen einen Black -2-
ATX Wien 2.084,22 -157,89 -7,0% -13,1%
SMI Zuerich 7.747,18 -275,87 -3,4% -12,1%
DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.41 Uhr Do, 17.30 Uhr % YTD EUR/USD 1,1130 +0,62% 1,1062 1,1363 +2,5% EUR/JPY 113,84 +0,52% 113,25 120,15 -10,7% EUR/CHF 1,0830 +0,35% 1,0793 1,0881 -0,4% GBP/EUR 1,2220 -1,36% 1,2388 1,3025 -10,0% USD/JPY 102,26 -0,22% 102,48 105,80 -12,9% GBP/USD 1,3600 -0,72% 1,3699 1,4796 -7,8%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,93 50,11 -4,4% -2,18 +14,5% Brent/ICE 48,64 50,91 -4,5% -2,27 +15,5%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.319,51 1.261,47 +4,6% +58,04 +24,4% Silber (Spot) 17,75 17,29 +2,7% +0,46 +28,4% Platin (Spot) 983,50 964,00 +2,0% +19,50 +10,3% Kupfer-Future 2,12 2,16 -2,0% -0,04 -1,4% === Mitarbeit: Brian Blackstone
Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com
DJG/bek/cln
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