11.03.2016 16:34:54
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MÄRKTE EUROPA/Börsen mit Neubewertung der EZB-Schritte kräftig im Plus
Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--An den Börsen in Europa geht es nach der Berg- und Talfahrt des Vortages am Freitag nun kräftig nach oben. Händler sprechen von einer Neubewertung der Faktenlage. Gerd Haßel von der BHF-Bank argumentiert, "dass sich die Märkte heute nun stärker mit dem expansiven Gesamtpaket befassen als mit der wohl etwas überinterpretierten Bemerkung von Mario Draghi, dass weitere Zinssenkungen aus heutiger Sicht nicht notwendig erscheinen".
Sämtliche Branchen notieren deutlich im Plus, Hauptgewinner der EZB-Entscheidung ist der Bankensektor mit plus 4,2 Prozent. Auch der scharfe Euro-Anstieg relativiert sich wieder und belastet damit den Aktienmarkt nicht mehr: Die Gemeinschaftswährung fällt auf 1,1130 Dollar zurück, nachdem sie am Vortag in der Spitze über 1,12 Dollar geklettert war. Der Dax steigt um 3,2 Prozent auf 9.800 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legt um 3,3 Prozent zu auf 3.068 Zähler.
Neubewertung der EZB-Geldschwemme im Fokus Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Donnerstagnachmittag zwar die Geldpolitik stärker als erwartet gelockert. Zugleich hatte EZB-Präsident Mario Draghi allerdings angedeutet, dass den aktuellen Zinssenkungen vermutlich keine weitere folgen würde. Am Markt wurden die Aussagen dahingehend interpretiert, dass die EZB an ihrem geldpolitischen Limit angekommen sei. Der Euro schoss in Folge vom Tagestief in der Spitze um 4 Cent zum Dollar nach oben. Zahlreiche Volkswirte kritisieren die EZB massiv wegen der zu erwartenden Nebeneffekte ihrer extrem lockeren Geldpolitik wie einer möglichen Blase am Immobilienmarkt.
Die Devisenanalysten der Commerzbank vermuten hinter dem EZB-Paket ohnehin andere Intentionen: Mit dem vorgeblichen Ziel, die Inflation im Euroraum zu erhöhen, habe es nichts zu tun. Stattdessen sollten notleidende Banken alimentiert werden, die sonst keinen Zugang zum Kapitalmarkt hätten.
Banken klarer Profiteur der EZB-Politik Daher werden als Profiteure der EZB-Entscheidung vor allem Banken gesehen. Das geldpolitische Lockerungspaket der EZB sei insgesamt positiv für die Branche zu werten. Zwar hat die EZB den Einlagensatz um weitere 10 Basispunkte auf minus 40 Basispunkte gesenkt, was tendenziell negativ für den Sektor ist. Jedoch hat sie zugleich den Hauptrefinanzierungssatz sowie den Spitzenrefinanzierungssatz gesenkt.
Zusammen mit der Ankündigung zusätzlicher Langfristtender (TLTRO) mit negativen Zinssätzen entspricht dies letztlich einer Finanzhilfe für den Bankensektor. "Kurz gesagt bekommen die Banken jetzt Geld dafür, wenn sie sich Geld bei der EZB leihen", sagt ein Händler.
Die Analysten der Deutschen Bank haben ausgerechnet, dass die verschiedenen Maßnahmen der EZB die Gewinne der Banken in der Eurozone nach Steuern per Saldo um 3,2 Milliarden Euro oder 2 bis 2,5 Prozent steigern. Zwar belaste die Senkung des Einlagensatzes und des Hauptrefinanzierungssatzes die Gewinne mit geschätzt rund 700 Millionen Euro. Dem stehe allerdings ein positiver Effekt von 2,4 Milliarden Euro aus der Umfinanzierung aus dem Tender TLTRO I in den TLTRO II gegenüber. Hinzu kämen insgesamt 1,6 Milliarden Euro aus neuen Fazilitäten der EZB und niedrigeren Finanzierungskosten.
Vor allem Bankenwerte aus der südeuropäischen Peripherie der Eurozone profitieren wie erwartet davon. So legen UniCredit und Intesa Sanpaolo um bis zu 8 Prozent zu. Auch Portugals Institute gewinnen teils über 9 Prozent. Für französische Investmentbanken wie BNP Paribas geht es 4,8 Prozent nach oben. Auch im DAX legen Commerzbank (+4,7 Prozent) und Deutsche Bank (+6,6 Prozent) kräftig zu.
Anleger nehmen mehr Risiko Von der "Risk-on-Rally" profitieren mit höheren Risiken behaftete Aktien überdurchschnittlich. Neben den Banken zählten vor allem die Stahlhersteller thyssenkrupp (+7,8 Prozent) und Salzgitter (+7,4 Prozent) zu den Profiteuren. Diese hätten zuletzt stark unter sinkenden Stahlpreisen gelitten. Der Automobilsektor profitiere nicht zuletzt von der Aussicht auf dauerhaft niedrige Zinsen und damit verbundenen niedrigen Finanzierungskosten bei Autokäufen. Auch über ihre konzerninternen Banken profitierten die Autohersteller von den Maßnahmen der EZB. Der Subindex der europäischen Automobilbranche steigt um gut 4 Prozent. === INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.063,81 3,13 93,03 -6,23 Stoxx-50 2.855,26 2,22 62,10 -7,90 DAX 9.787,14 3,04 288,99 -8,90 MDAX 19.764,09 3,18 608,27 -4,86 TecDAX 1.612,68 2,94 46,03 -11,91 SDAX 8.500,03 2,23 185,40 -6,58 FTSE 6.132,50 1,59 95,80 -1,76 CAC 4.479,88 2,98 129,53 -3,39 Bund-Future 161,80% -389 3,86
DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.24 Uhr Do, 17:31 Uhr +/- % YTD EUR/USD 1,1147 -0,08% 1,1156 1,1169 +2,6% EUR/JPY 126,44 -0,33% 126,86 126,42 -0,8% EUR/CHF 1,0959 -0,42% 1,1004 1,1017 +0,8% GBP/EUR 1,2869 +0,62% 1,2790 1,2799 -5,2% USD/JPY 113,44 -0,25% 113,73 113,19 -3,4% GBP/USD 1,4344 +0,53% 1,4268 1,4293 -2,7%
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD +/- % YTD WTI/Nymex 38,79 37,84 2,51 0,95 -0,9% Brent/ICE 40,98 40,05 2,32 0,93 +3,2%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD +/- % YTD Gold (Spot) 1.263,99 1.279,50 -1,2% -15,51 +19,2% Silber (Spot) 15,61 15,65 -0,2% -0,04 +13,0% Platin (Spot) 975,25 981,50 -0,6% -6,25 +9,4% Kupfer-Future 2,24 2,22 +1,0% +0,02 +4,9% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/thl/flf
(END) Dow Jones Newswires
March 11, 2016 10:04 ET (15:04 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 04 AM EST 03-11-16
![](https://images.finanzen.at/images/unsortiert/wertpapierdepot-absichern-aktienchart-boerse-750493204-260.jpg)
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Commerzbank | 18,86 | -0,48% |
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Intesa Sanpaolo S.p.A. | 4,35 | 0,09% |
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Salzgitter | 18,58 | -0,85% |
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thyssenkrupp AG | 4,57 | -1,34% |
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