MÄRKTE ASIEN/Alle Blicke auf das "Brexit-Referendum gerichtet

   Von Thomas Rossmann

   TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Zurückhaltung mit dem Beginn des EU-Referendums in Großbritannien hat am Donnerstag den Handel in Asien dominiert. In den Umfragen liegen Befürworter und Gegner einer EU-Mitgliedschaft weiter eng beieinander, bei den Wettbüros werden die Befürworter derzeit knapp vorne gesehen. "Vor dem Beginn der Abstimmung haben die Investoren keine Positionen mehr aufgebaut", so Ökonom Yuji Shimanaka von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities.

   In Tokio war der Optimismus über einen Verbleib der Briten in der EU etwas größer, der Nikkei verzeichnete ein Plus von 1,1 Prozent auf 16.238 Punkte. "Die Hoffnungen sind gestiegen, dass die Briten sich für einen Verbleib entscheiden", sagte Analyst Hideyuki Ishiguro von Daiwa Securities. Allerdings gebe es auch Sorgen, dass ein Austritt Großbritanniens deutliche Turbulenzen an den Märkten hervorrufen dürfte.

   In Tokio stützten zudem die Aufschläge bei den Exportwerten, die mit einem leicht schwächeren Yen zulegten. Der Dollar stieg auf 104,54 Yen, nach Ständen um 104,40 Yen am Vortag. Toyota Motor erhöhten sich um 2,3 Prozent und Mazda um 4,4 Prozent.

   Sollten sich die britischen Wähler für einen Verbleib in der EU entscheiden, dann dürfte es weltweit eine kleine Erleichterungsrally an den Devisen- und Aktienmärkten geben, so ein Teilnehmer. Im Falle des Votums für einen Austritt dürften neben dem Euro und dem britischen Pfund auch die Börsen unter Druck geraten. Allerdings werde auch darauf geschaut, wie knapp oder deutlich das Ergebnis ausfalle. Die Hoffnung auf einen Verbleib Großbritanniens in der EU hatte zu Beginn der Woche die Aktienkurse weltweit deutlicher angetrieben. Erste Ergebnisse des Referendums werden am Freitagmorgen erwartet.

   Für den S&P/ASX 200 in Sydney ging es um 0,2 Prozent nach oben, der Hang-Seng-Index verbesserte sich um 0,3 Prozent. Mit einem Abschlag von 0,5 Prozent auf 2.892 Punkte zeigte sich dagegen der Schanghai-Composite. Hier drückten vor allem Abgaben bei den Energiewerten auf das Sentiment.

Investoren haben sich positioniert für Brexit-Referendum Bereits im Wochenverlauf haben sich die Investoren für das Referendum über den EU-Verbleib Großbritanniens positioniert. Dabei schien weiter die Zuversicht zu überwiegen, dass sich das "Remain"-Lager durchsetzt. Für den sicheren Hafen Gold ging es seit Montag um 2 Prozent nach unten, die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen stieg auf minus 0,129 Prozent, nachdem am vergangenen Donnerstag noch ein Rekordtief von minus 0,202 Prozent erreicht worden war.

   Das britische Pfund kletterte im asiatischen Handel am Donnerstag auf den höchsten Stand seit sechs Monaten. Unmittelbar vor dem Referendum zeigte sich Händlern zufolge eine hektische Aktivität. Im Laufe der Woche ist das Pfund insgesamt um über 3 Prozent gestiegen, da die Umfragen einen leichten Vorsprung der EU-Befürworter ausgewiesen haben. Devisenhändler vermuten, dass das Pfund selbst bei einem Ausgang zugunsten eines EU-Verbleibs etwas unter Druck kommen könnte, nachdem es bereits im Vorfeld gestiegen war - nach dem Muster "Buy the rumor, sell the fact". Im Fall eines Brexit dürfte das Pfund massiv abstürzen, so Analysten. Sogar ein Abrutschen unter die psychologisch wichtige Marke bei 1,40 Dollar wird prognostiziert. Das Pfund ging mit 1,4763 Dollar um.

   Der Goldpreis bewegte sich im asiatischen Handel kaum. Die Feinunze kostete 1.269 Dollar und damit 0,2 Prozent mehr als zum US-Settlement am Vortag. Die Ölpreise erholten sich etwas von ihren Vortagesabgaben, als die offiziellen US-Lagerdaten für eine Enttäuschung gesorgt hatten. Diese sanken zwar, allerdings deutlich geringer als erwartet. Zudem hatte das American Petroleum Institute am späten Dienstag in seiner Zählung einen wesentlich deutlicheren Rückgang bekannt gegeben, was entsprechende Fantasie geschürt hatte. Ein Barrel der US-Sorte WTI kostete 49,48 Dollar, ein Plus von 0,7 Prozent. Für Brent ging es um 0,7 Prozent auf 50,24 Dollar nach oben.

Kia-Aktie nach Qualitätsreport gesucht Die Nachrichten zu Einzelwerten traten mit dem EU-Referendum Großbritanniens in den Hintergrund. Ein Plus von 0,8 Prozent verzeichnete die Kia-Aktie. Das Unternehmen führt ein vielbeachtetes Qualitätsranking in den USA an. Es ist das erste Mal seit 27 Jahren, das kein Luxushersteller an der Spitze der US-Liste steht. Hyundai Motors, die bei dem Qualitätsranking den dritten Platz belegten, verbesserten sich um 0,7 Prozent.

   Für die Aktie von Sharp ging es um 6,4 Prozent nach oben. Das Unternehmen hat Pläne bestätigt, nach der Übernahme durch Hon Hai Precision weltweit rund 7.000 Stellen abzubauen. Für die Mitsubishi-Aktie ging es gegen den Markttrend um 0,9 Prozent abwärts. Das Unternehmen rechnet nach dem Verbrauchsskandal erstmals seit acht Jahren wieder mit einem Nettoverlust.

=== Index (Börse) zuletzt +/- % % YTD S&P/ASX 200 (Sydney) 5.280,70 +0,19% -0,29% Nikkei-225 (Tokio) 16.238,35 +1,07% -14,69% Kospi (Seoul) 1.986,67 -0,30% +1,29% Schanghai-Comp. (Schanghai) 2.892,04 -0,46% -18,28% Hang-Seng-Index (Hongkong) 20.862,01 +0,32% -4,80% Taiex (Taiwan) 8.676,68 -0,45% +4,06% Straits-Times (Singapur) 2.801,16 +0,54% -2,83% KLCI (Malaysia) 1.638,39 +0,04% -3,20% BSE (Mumbai) 26.754,84 -0,04% +2,44%

DEVISEN zuletzt +/- % 00:00 Mi, 9:50 % YTD EUR/USD 1,1330 -0,1% 1,1336 1,1265 +4,3% EUR/JPY 118,46 -0,3% 118,82 117,61 -7,1% GBP/EUR 1,3030 -0,11% 1,3044 1,3014 -4,1% GBP/USD 1,4763 -0,3% 1,4807 1,4680 +0,1% USD/JPY 104,54 -0,3% 104,82 104,41 -11,0% USD/KRW 1151,47 +0,1% 1150,00 1153,94 -2,1% USD/CNY 6,5806 +0,0% 6,5775 6,5882 +1,3% USD/CNH 6,5922 +0,2% 6,5813 6,5961 +0,4% USD/HKD 7,7570 -0,0% 7,7579 7,7579 +0,1% AUD/USD 0,7535 +0,2% 0,7522 0,7481 +3,4%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 49,48 49,13 +0,7% 0,35 +18,2% Brent/ICE 50,24 49,88 +0,7% 0,36 +19,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.269,06 1.266,22 +0,2% +2,84 +19,6% Silber (Spot) 17,42 17,26 +1,0% +0,16 +26,1% Platin (Spot) 977,00 977,00 0% 0 +9,6% Kupfer-Future 2,13 2,14 -0,3% -0,01 -1,0% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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