16.10.2014 14:10:30

Lufthansa stellt Abu Dhabi-Verbindung ein und schießt gegen Etihad

   Von Archibald Preuschat

   Der Streit um Air Berlin Flüge, die auch eine Flugnummer des Golf-Carriers Etihad tragen, verschärft sich. Die Lufthansa kündigte am Donnerstag an, ihre Flüge von Frankfurt nach Abu Dhabi mit Beginn des Sommerflugplans 2015 einzustellen.

   "Auf den Strecken zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten sind in den vergangenen Jahren erhebliche Überkapazitäten entstanden, weil staatlich subventionierte Golf-Carrier ihre Angebote massiv ausgeweitet haben. Diese Entwicklung wurde unter anderem dadurch forciert, dass Etihad Airways in den vergangenen sechs Flugplanperioden ungerechtfertigterweise Code-Share-Flüge mit Air Berlin anbieten und vermarkten konnte", heißt es in einer Stellungnahme der Lufthansa.

   Der Streit um Air Berlin-Flüge von Abu Dhabi nach Deutschland, die auch die Flugnummer des Air Berlin-Großaktionärs Etihad tragen, tobt seit Tagen auf höchsten diplomatischen Ebenen. Auslöser war eine Entscheidung des Luftfahrtbundesamtes, Air Berlin zu untersagen, mit Beginn des Winterflugplans in wenigen Tagen 34 Verbindungen auch unter der Flugnummer von Etihad anzubieten.

   Code-Share-Verbindungen sind in der Luftfahrt weit verbreitet. So führt die Lufthansa beispielsweise innerdeutsch Flüge auch unter den Flugnummern von Star Alliance Partnern wie United Airlines oder TAP Air Portugal durch. Für die Lufthansa kein Problem, denn bei EU-Airlines ist das unproblematisch. Zwischen der EU und den USA gibt es das sogenannte Open-Sky-Abkommen, das gegenseitig umfangreiche Landerechte garantiert.

   Anders verhält es sich bei den Air-Berlin-Flügen von Abu Dhabi nach Deutschland. Diese Code-Share-Verbindungen stehen zweimal im Jahr - zum Sommer- und zum Winterflugplan - auf dem Prüfstand. Denn Code Shares deutscher Airlines mit nicht-europäischen oder amerikanischen Wettbewerbern sind Gegenstand bilateraler Abkommen zwischen Ländern, in diesem Fall der Bundesrepublik und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

   Kritik an der Entscheidung des Luftfahrtbundesamtes kommt insbesondere von den Gewerkschaften. Zwar dürften Verkehrsrechte für ausländische Airlines keine Arbeitsplätze in Deutschland gefährden. Dies sei im Falle der Etihad-Code-Share-Flüge aber unbedenklich, da die beanstandeten Code-Share Flüge ausnahmslos durch Air Berlin-Flugzeuge und tarifiertes Cockpitpersonal durchgeführt würden, so die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit vor zwei Wochen.

   Drastischer argumentierte die Dienstleistungsgewerkschaft verdi in dieser Woche: "Mit der Entscheidung gefährdet die Behörde tarifierte und sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Deutschland", sagte Peter Büddicker, bei verdi für den Luftverkehr zuständig, in einer Mitteilung. Das Verbot treffe zwar formal die Etihad, der wirtschaftliche Schaden liege aber bei dem deutschen Carrier, der damit ein wichtiges Standbein verliere, so die Gewerkschaft weiter.

   Etihad hat die finanziell schwache Air Berlin in der Luft gehalten und sich jüngst auch an der ebenfalls finanziell maroden Alitalia beteiligt. Für die arabische Airline ist das weniger eine karitative Tat als wirtschaftliches Kalkül: So bringt Air Berlin aus verschiedenen deutschen Städten Passagiere nach Abu Dhabi, wo die Mehrzahl von ihnen in eine Etihad-Maschine nach Asien oder Australien umsteigt.

   Das ganze funktioniert eben am besten mit Code Share. So kann beispielsweise einem Reisenden aus Australien ein Flug von Sydney nach Berlin über Abu Dhabi verkauft werden. Würde die Air Berlin aus der Hauptstadt der Emirate nach Deutschland nicht auch unter Etihad-Flugnummer fliegen, könnte sie von Reisebüros in Buchungssystemen viel schlechter gefunden werden. Möglicherweise würde die Reise auch teurer, weil höhere Steuern anfallen.

   Der Lufthansa und anderen europäischen Airlines ist die Konkurrenz der Golf-Airlines auf der lukrativen Asien-Strecke ein Dorn im Auge. Selbst mehr Flüge in die Emirate anzubieten ist keine Alternative, denn für zu wenig Passagiere ist die Golfregion das Endreiseziel. Etihad dagegen sichert sich über Air Berlin und Alitalia wiederum den Zugang zu den europäischen Märkten.

   Lufthansa wiederum will die Argumente der Gewerkschaften nicht gelten lassen: "Mit jeder aus Deutschland gestrichenen Strecke werden allerdings auch die Arbeitsplätze im Luftverkehr in Deutschland weniger. Die Wertschöpfung wird an den Golf verschoben. Insoweit ist dies ein weiteres sichtbares Zeichen, was auf dem Spiel steht, wenn unfaire Wettbewerbsbedingungen herrschen," so Deutschlands größte Airline.

   Ein Lufthansa-Sprecher lehnte es aber an, die Zahl der Arbeitsplätze zu beziffern, die durch die Einstellung der Verbindung Frankfurt - Abu Dhabi wegfallen. "Es handelt sich um eine politische Aussage", so der Sprecher auf Nachfrage.

   Indes erwägt die Lufthansa auch andere Strecken zu streichen, um die finanziellen Folgen des Pilotenstreiks abzumildern. "Der Streik hat schon zig Millionen gekostet, und die Auswirkungen werden wir noch lange spüren," sagte der für das Passage-Geschäft zuständige Vorstand Karl Ulrich Garnadt in einem Interview mit der am 2. Oktober erschienenen Ausgabe des Mitarbeitermagazins "Lufthanseat". "Wir werden unsere Planungen für 2015 überprüfen müssen und gegebenenfalls das Angebot noch einmal reduzieren," sagte Garnadt in dem Interview.

   Die Lufthansa wird bereits zum kommenden Winterflugplan ihre Kapazitäten stärker reduzieren als in den Vorjahren, einige Jets werden am Boden bleiben. Im April wurde nach einem knappen Vierteljahrhundert beispielsweise die verlustträchtige Verbindung nach Vietnam eingestellt.

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

   DJG/apr/gos

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   October 16, 2014 07:39 ET (11:39 GMT)

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