Trotz Gewinnwarnung |
02.08.2016 11:20:48
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Lufthansa sieht sich als dividendenfähig an
Nur die guten Nachrichten zählen nicht viel, seit Deutschlands größte Airline am 20. Juli das Ergebnisziel kassieren musste. Investoren mag wohl nur eine Aussage Mennes trösten: Trotz des 2016 erwarteten Gewinnrückgangs ist der Konzern dividendenfähig. "Die Entscheidung über die Dividende trifft der Aufsichtsrat. Aber nach allen vorliegenden Kennzahlen sind wir dividendenfähig. Die technischen Voraussetzungen sind erfüllt", sagte Menne am Morgen in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Yields sinken auf Niveau der Finanzkrise
Der niedrige Ölpreis hat die Branche im stark fragmentierten und wettbewerbsintensiven europäischen Markt zunächst beflügelt. Prompt fingen die Airlines an, sich das Leben selbst schwer zu machen. Deutliche Überkapazitäten wurden aufgebaut, das drückte die Durchschnittserlöse, die sogenannten Yields. Und dann wurde der Kontinent durch eine Reihe von Terroranschlägen erschüttert, in Frankreich, der Türkei, Belgien und zuletzt auch in Deutschland.
"Uns fehlen die Gruppenbuchungen, insbesondere aus den USA und Asien", sagte Menne. Touristen scheuen die Reise nach Europa. Dass der Geschäftsreiseverkehr weniger beeinträchtigt ist, kann die Lufthansa auch nicht retten. Im dritten Quartal, der Sommerreise-Saison, verdient sie ihr Geld. Hinzu kommen zunehmende politische Unsicherheiten, auch erste Auswirkungen des Brexit. Durch die fehlenden Vorausbuchungen fehlt Lufthansa auch die Planbarkeit. Derweil sinken die Yields auf ein Niveau, das seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr so niedrig war.
Eins ist klar, im laufenden Jahr wird Lufthansa operativ einige hundert Millionen Euro weniger als noch 2015 verdienen, als mit 1,8 Milliarden Euro ein Rekord beim bereinigten EBIT eingefahren wurde. Wie viel weniger es wird, darauf wollte sich Menne, die am Monatsende zum Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim wechselt, nicht festlegen. "Zum 3. Quartal werde der Ausblick konkretisiert", sagte sie. Analysten sehen das bereinigte EBIT der Lufthansa derzeit bei rund 1,5 Milliarden Euro. Die Bandbreite ist aber groß.
Wie schwach das Geschäft insbesondere im Verkehr mit Asien und dem amerikanischen Kontinent läuft, zeigt ein Blick auf die pro geflogenen Kilometer erzielten Umsatzerlöse. Hier zeigt sich währungsbereinigt im zweiten Quartal im Amerika-Verkehr ein Minus von 11,4 Prozent, auf den Strecken nach Asien beträgt das Minus 8,4 Prozent. Insgesamt liegt die Kennziffer im Juni-Quartal um 4,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Leichte Verbesserungen in Europa (+0,6 Prozent) und im Verkehr mit dem Nahen Osten und Afrika (+ 3,3 Prozent) reißen es nicht heraus. Im Afrika-Verkehr hat Lufthansa auch die Kapazitäten am deutlichsten reduziert. Der Wert der verfügbaren Sitzkilometer sank im Vergleich mit dem Vorjahr um 11,5 Prozent.
Im Winter bleiben Flieger am Boden, Strecken werden gestrichen
Um die Lage nicht noch zu verschlimmern, baut die Lufthansa deutlich weniger Kapazitäten auf, als geplant. Bei den Netzwerk-Airlines der Gruppe, also Lufthansa, Austrian und Swiss, sollen die Kapazitäten nur um 3,6 Prozent statt geplant um 4,1 Prozent steigen. Ein Langstrecken- und sechs Mittelstreckenflieger sollen im Winter am Boden bleiben. Außerdem streicht Lufthansa die Verbindungen von Frankfurt nach Caracas und Shenyang, von München nach Dubai und Sao Paulo sowie von Wien nach Dehli und Tokio Narita. Weiter ausbauen will Lufthansa indes seine Low-Cost-Airline Eurowings, so dass sich für den Konzern insgesamt eine Kapazitätsausweitung von 5,4 Prozent ergibt, 60 Basispunkte weniger als ursprünglich geplant.
Da treten die guten Nachrichten in den Hintergrund, wie die verbesserte Eigenkapital-Quote, die sich durch den Tarifabschluß mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO noch weiter verbessern soll. Und auch mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit verhandelt Lufthansa weiter. Eine Eskalation ergebe sich aus der Verlängerung der Gespräche nicht, sagte Menne. Auch die Treibstoffkosten bleiben auf niedrigem Niveau. Im Gesamtjahr sollen sie bei 4,8 Milliarden Euro liegen. Das sind 950 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. 350 Millionen Euro von dieser Summe sollen im zweiten Halbjahr das Ergebnis stützen.
DJG/apr/jhe
Dow Jones Newswires
Von Archibald Preuschat
FRANKFURT (Dow Jones)
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