"Tenor negativ" |
14.01.2016 12:06:00
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Lufthansa legte mit Eurowings wohl Fehlstart hin - Aktie fällt tief
Börsianer sehen in den Medienberichten zum pannenreichen Start der Billigflugtochter Eurowings den Grund dafür, dass die Aktie der AUA-Mutter Lufthansa heute stark unter Druck kam. Mit minus 3 Prozent lagen die Papiere der Airline am DAX-Ende. "Der Tenor ist schon sehr negativ", sagte ein Händler laut dpa-AFX. Zum anderen kam es in der gesamten Tourismus- und Luftfahrtbranche nach den jüngsten Anschlägen zu massiven Verkäufen.
Nach Berechnungen von Fairplane, einem Spezialisten für Fluggastrechte, hatten seit Weihnachten rund 30 Prozent der Langstreckenflüge von Eurowings Verspätung, heißt es im "Handelsblatt".
Für Lufthansa-Chef Spohr seien die Pannen ärgerlich. Gegen interne Widerstände vor allem beim fliegenden Personal hatte er den Billig-Ableger durchsetzen müssen. Zahlreiche Streiks im vergangenen Jahr richteten sich indirekt gegen Eurowings. Interne Eurowings-Kritiker sehen sich indes bestätigt: "Wir haben gleich gesagt, dass billig nicht einfach ist, erst recht nicht, wenn man den Plan gegen die eigene Belegschaft umsetzt", wird ein Pilot zitiert.
Nach Ansicht von Gerald Wissel vom Beratungsunternehmen Airborne Consulting war der Start von Eurowings überhastet, "man wollte zu viel auf einmal auf der Langstrecke. Das rächt sich nun."
Bei Lufthansa und Eurowings werde eingeräumt, dass der Europaverkehr, das Hauptgeschäft der Billigairline, reibungslos laufe - doch derzeit schaue jeder auf die neuen Langstreckenverbindungen, wo man zu wenig Flieger eingeplant habe, schreibt das Blatt. "Natürlich verursachen die Verspätungen einen Imageschaden", gesteht ein Lufthansa-Sprecher ein: "Aber wir tun alles, um diesen Schaden zu minimieren." Die Probleme wurden zur Chefsache erklärt: Vorstand Karl Ulrich Garnadt kümmere sich neuerdings persönlich um die Stabilisierung des Flugbetriebs.
Eine der ersten Schritte: Die Flüge von Köln-Bonn nach Dubai, eines von acht Langstreckenzielen, hat die Lufthansa-Mutter übernommen. Das sorge für Entlastung, denn derzeit bedient der Billiganbieter seine acht Fernziele mit nur zwei Airbussen 330. Zudem fehle es an Piloten, weil sich die Ausbildung verzögere.
In der "Südwestpresse" heißt es, dass gerade erfahrene Kapitäne und Ausbilder nicht zur Billig-Tochter wechseln wollten. Deshalb musste sich Lufthansa schon vor dem Start von Eurowings sogenannte "Checker" von Air Berlin für die Schulung von Piloten leihen. Um den Engpass zu beheben, frage Eurowings immer wieder bei Lufthansa nach Unterstützung. Bei der Vereinigung Cockpit, der Gewerkschaft der Flugzeugführer, sei man über die Pannenserie von Eurowings nicht überrascht. "Wenn man beim Aufbau einer Fluggesellschaft die Flugzeuge zu hundert Prozent verplant und keine Reserve hat, wundert es nicht, dass es Probleme gibt", sagt VC-Sprecher Markus Wahl.
Zudem, so die Zeitung, fehle es SunExpress, dem Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines, schlicht an Erfahrung, wenn es um die Planung für Crew und Gerät auf der Langstrecke gehe. Das Unternehmen ist auf Mittelstrecken zu touristischen Zielen konzentriert, stellt aber seit vergangenen Herbst die Mannschaft für die Langstrecken von Eurowings. SunExpress wird seit Juni 2015 vom früheren AUA-Chef Jaan Albrecht geleitet.
Lufthansa-Aktie fällt tief
Die in diesem Jahr vergleichsweise gut gelaufene Lufthansa-Aktie (Deutsche Lufthansa) ist am Donnerstag bei den Anlegern in Ungnade gefallen. Ein kritischer Pressebericht zur Billigtochter Eurowings schürte Zweifel an der erfolgreichen Neuaufstellung des Konzerns. Hinzu kamen die jüngsten Terroranschläge, die auf den Kursen der gesamten Luftfahrtbranche lasteten. Die weiter niedrigen Ölpreise und damit die günstigeren Spritkosten rückten in den Hintergrund.Am späten Vormittag gaben die Titel der größten deutschen Fluggesellschaft um 4,16 Prozent auf 13,725 Euro nach. Damit waren sie einer der größten Verlierer im sehr schwachen DAX. Die Aktien zollten damit auch ihrer jüngst guten Entwicklung Tribut: Im noch jungen Jahr hatten sie den Kursturbulenzen zunächst standgehalten und waren als einziger Dax-Wert überhaupt mit einem kleinen Gewinn aus der ersten Handelswoche herausgegangen. Nun sind sie mit einem Verlust von annähernd 6 Prozent gerade noch der siebtbeste Dax-Wert.
'HB': FEHLSTART BEI EUROWINGS-LANGSTRECKENFLÜGEN
Das "Handelsblatt" (HB) sprach von einem Fehlstart bei den Langstreckenflügen der Billigtochter Eurowings, nachdem ein Flieger aus Kuba 68 Stunden Verspätung hatte. Seit Weihnachten seien 30 Prozent aller Langstreckenflüge verspätet gewesen. Es gebe zu wenig Piloten und zu ehrgeizige Ziele, kritisierte die Zeitung. Lufthansa-Chef Carsten Spohr bemühe sich um Schadensbegrenzung.
"Der Tenor ist schon sehr negativ", begründete ein Börsianer die deutlichen Verluste der Aktie nach der Veröffentlichung des Berichts. Auch andere Beobachter sahen vor allem die Handelsblatt-Geschichte als Kursbelastung. Im marktbreiten Index Stoxx Europe 600 sackte der Subindex für die Transport- und Reisebranche zuletzt um 4,02 Prozent ab und damit weniger stark als die Lufthansa-Aktie.
Offensichtlich laufe es auf den neuen Strecken nicht reibungslos, weshalb Imageschäden drohten, schrieb Analyst Jochen Rothenbacher von der Investmentbank Equinet. Er erinnerte daran, dass Eurowings derzeit mit zwei Airbus-Maschinen des Typs A 330 insgesamt acht Urlaubsziele anfliege. Allerdings sollte die Lufthansa diese Anlaufprobleme in den Griff bekommen, begründete Rothenbacher seine positive Einschätzung der Aktie: Er empfiehlt sie weiterhin mit einem Kursziel von 20 Euro zum Kauf.
TERRORANSCHLÄGE IN JAKARTA UND ISTANBUL
Ein Händler verwies auf die jüngsten Terrormeldungen als zusätzlichen Belastungsfaktor für die gesamte Branche. Zuletzt kamen bei einem Anschlag im Zentrum der indonesischen Hauptstadt Jakarta mindestens sieben Menschen ums Leben, darunter laut einem Sprecher der Stadtverwaltung vier Attentäter. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes ist ein Deutscher verletzt worden. Beim Anschlag in Istanbul am Mittwoch sind zehn Deutsche getötet worden. Sieben weitere Bundesbürger befinden sich dem Auswärtigen Amt zufolge noch im Krankenhaus./gl/das
FRANKFURT (dpa-AFX)
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