Erneuter Streik |
07.03.2024 16:07:00
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Lufthansa-Aktie tiefer: Lufthansa will Anleger mit Dividende belohnen - Weiterer Warnstreik bei Lufthansa angelaufen
Finanzvorstand Remco Steenbergen hatte die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung vor einem Jahr in Aussicht gestellt, nachdem die Staatshilfen für den Konzern beendet worden waren und der Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes (WSF) ausgestiegen war. Die Ausschüttung beläuft sich wie vor der Corona-Krise auf 20 bis 40 Prozent des bereinigten Konzerngewinns.
Zuletzt hatte die Lufthansa Group für das Geschäftsjahr 2018 eine Dividende in Höhe von 0,80 Euro je Aktie gezahlt. Da sich die Anzahl der ausstehenden Aktien im Zuge des Einstiegs des Bundes in der Pandemie und durch eine anschließende Kapitalerhöhung zur Rückzahlung der Schulden deutlich erhöht hat, ist die Höhe der Dividende nicht direkt vergleichbar.
Starke Ticketnachfrage beschert Lufthansa eines ihrer besten Jahre
Mitten im Streik des Bodenpersonals muss sich die Lufthansa auf ein Ende ihres Steigflugs einstellen. Zwar bescherten die Rückkehr der Reiselust und höhere Ticketpreise dem Konzern 2023 im Tagesgeschäft den dritthöchsten Gewinn seiner Geschichte. Doch weitere große Sprünge sind nicht in Sicht, schätzt Vorstandschef Carsten Spohr. Der starke Anstieg der Ticketpreise seit der Corona-Pandemie dürfte fürs Erste vorbei sein. Die Aktionäre können sich immerhin wieder auf eine Dividende freuen, wie die Lufthansa am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. An der Börse lösten die Neuigkeiten indes keine klare Reaktion aus.
Nach Kursschwankungen im frühen XETRA-Handel überwog die Zurückhaltung, zuletzt gaben die Papiere via XETRA 1,12 Prozent auf 7,00 Euro ab. Damit setzte sich der Sinkflug der vergangenen Monate fort: Seit dem Jahreswechsel hat die Aktie rund 13 Prozent eingebüßt.
Nun will der Vorstand die streikfreudigen Beschäftigten möglichst schnell wieder an den Verhandlungstisch holen. Schließlich haben die Arbeitskämpfe im laufenden Jahr den Konzern bereits rund 100 Millionen Euro Gewinn gekostet. Während der Bilanzvorlage zogen streikende Techniker, Schalterpersonal und Verwaltungsangestellte vor die Konzernzentrale am Frankfurter Flughafen, um für höhere Gehälter zu demonstrieren. Die Streiks sollen am Freitag fortgesetzt werden.
"Die Strategie der Gewerkschaft scheint derzeit die Eskalation zu sein", sagte Personalvorstand Michael Niggemann, im Konzern zuständig für mehr als 100 Tarifverträge mit den verschiedenen Berufsgruppen. Dass derzeit an vielen Stellen des Konzerns gestreikt wird, kann der Jurist nicht ganz nachvollziehen. Er verweist auf Gehaltssteigerungen in der Vergangenheit, Gewinnbeteiligungen von rund 500 Millionen Euro im vergangenen Jahr sowie auf die nach seiner Aussage "überdurchschnittlichen und einigungsfähigen" Tarifangebote. Er sagt: "Wir bieten mit die besten Bedingungen in der Branche. Aber die Kosten müssen wettbewerbsfähig bleiben."
Niggemann forderte auch die nach erfolgreicher Urabstimmung streikbereite Kabinengewerkschaft Ufo zu Verhandlungen auf. Sondierungsgespräche in letzter Minute haben offenbar nicht zu einer Annäherung geführt, sodass ein Streik der rund 19 000 Flugbegleiter nächste Woche immer wahrscheinlicher wird.
Vorstandschef Carsten Spohr stellte für das laufende Jahr lediglich einen operativen Gewinn auf dem Vorjahresniveau in Aussicht. Hohe Investitionen in neue Flugzeuge und Informationstechnologie sollen den Komfort für die Kunden verbessern, die während der Corona-Pandemie stark gelitten haben. "Die Ticketpreise werden stabil bleiben", sagte Spohr.
So viele Tickets wie vor der Pandemie wird die Lufthansa auch 2024 wegen Engpässen bei Flugzeugen, Ersatzteilen und Wartungskapazitäten noch nicht wieder anbieten. 94 Prozent des Vor-Corona-Niveaus lautet die Zielmarke für 2024, im Jahr darauf will Spohr das Niveau von 2019 erstmals wieder erreichen. Die Aktionäre sollen sich nach vier Jahren Null-Diät wieder eine Dividende erhalten. Mit 30 Cent je Aktie liegt sie aber am unteren Rand der möglichen Spanne, wie der scheidende Finanzvorstand Remco Steenbergen erläuterte.
Vorstandschef Spohr sieht den Konzern nach dem Existenzkampf in der Corona-Pandemie wieder zurück in alter finanzieller Stärke. Im vergangenen Jahr erzielte die Lufthansa vor Sonderposten einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von knapp 2,7 Milliarden Euro - rund 76 Prozent mehr als im noch pandemiegeprägten Vorjahr. Nur in den Jahren 2017 und 2018 rund um die Pleite der damaligen Rivalin Air Berlin hatte der Konzern im Tagesgeschäft noch mehr verdient. Unter dem Strich blieb ein Netto-Gewinn von 1,7 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie 2022 und das fünfthöchste Ergebnis der Unternehmensgeschichte.
Anders als 2022 steuerte im vergangenen Jahr das Passagiergeschäft mit 123 Millionen Gästen wieder den Löwenanteil zum Gewinn bei. Die konzerneigenen Passagier-Airlines kehrten mit einem bereinigten operativen Ergebnis von 2 Milliarden Euro in die schwarzen Zahlen zurück, nachdem sie im Vorjahr noch 300 Millionen Euro Verlust eingeflogen hatten. Den Töchtern Swiss, Austrian, Brussels, Eurowings und Discover gelangen dabei Rekordergebnisse - ebenso der Wartungssparte Lufthansa Technik. Den zwischenzeitlich geplanten Teilverkauf der Wartungstochter hatte der Vorstand im Herbst abgeblasen.
Unterdessen konnte die Frachtsparte Lufthansa Cargo ihre Rekordzahlen aus den Pandemiejahren nicht wiederholen. Hatte sie 2022 im Tagesgeschäft noch 1,6 Milliarden Euro verdient, steuerte sie diesmal nur 219 Millionen Euro bei. So stand durch die Erholung des Passagierverkehrs in aller Welt wieder viel mehr Platz in den Frachträumen von Passagierjets zur Verfügung. Für die Kunden wurden Luftfrachttransporte dadurch wieder deutlich billiger.
Lufthansa will Kapazität 2024 auf rund 94 % von Vorkrisenniveau ausweiten
Lufthansa Group will ihr Kapazitätsangebot im laufenden Jahr auf rund 94 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 ausweiten. Dies entspricht einem Wachstum von rund 12 Prozent gegenüber dem Jahr 2023, in dem die Fluggesellschaften des Konzerns durchschnittlich 84 Prozent der Vorkrisenkapazität anboten. Der Sitzladefaktor verbesserte sich um 3,1 Prozentpunkte auf rund 83 Prozent und lag damit wieder auf Vorkrisenniveau.
Ursprünglich hatte der Konzern für 2023 eine etwas höhere Kapazität von 85 Prozent des Jahres 2019 angestrebt und für 2024 von rund 95 Prozent in Aussicht gestellt. Dass der Konzern leichte Abstriche macht, ist unter anderem auch verspäteten Flugzeugauslieferungen geschuldet. Im Geschäftsjahr 2024 erwartet die Lufthansa Group die Auslieferung von mindestens 30 Flugzeugen, darunter Kurzstreckenflugzeuge der A320neo-Familie, Langstreckenflugzeuge der Typen A350 und Boeing 787 sowie ein Frachtflugzeug vom Typ Boeing 777F.
Im vergangenen Jahr betrug die auf der europäischen Kurz- und Mittelstrecke angebotene Kapazität im Jahresdurchschnitt 91 Prozent. Die Transatlantik-Verkehre erholten sich auf über 90 Prozent, während die Asien-Verkehre noch bei 74 Prozent des Vorkrisenniveaus lagen. Darin spiegele sich vor allem die langsamere Erholung des Flugverkehrs auf den Strecken von und nach China sowie Japan, heißt es im Geschäftsbericht.
Erneuter Verdi-Warnstreik bei Lufthansa angelaufen
Bei der Lufthansa hat am frühen Donnerstagmorgen der nächste Warnstreik des Bodenpersonals begonnen - parallel zum Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn. Ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi am Frankfurter Flughafen sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Ausstand sei sehr erfolgreich angelaufen. Zudem gingen die Luftsicherheitskontrolleure in Hamburg und Frankfurt in den Ausstand, sodass an beiden Standorten an diesem Tag keine Passagiere von außen zusteigen können. Die Lufthansa will während des Warnstreiks 10 bis 20 Prozent ihres ursprünglichen Flugplans fliegen. Der Ausstand des Lufthansa-Bodenpersonals soll bis Samstagmorgen um 7.10 Uhr andauern.
Bereits am Mittwochabend waren die technischen Abteilungen der Lufthansa in die inzwischen fünfte Warnstreikwelle gegangen, die am Morgen auf die passagiernahen Bereiche im Terminal ausgeweitet wurde. Verdi will auf diese Weise höhere Zugeständnisse des Managements bei den laufenden Tarifverhandlungen für rund 25 000 Beschäftigte des Bodenpersonals erzwingen. Auch bei den Verhandlungen mit den privaten Luftsicherheitsunternehmen geht es um rund 25 000 Leute.
Ohne Vorwarnung waren ebenfalls am Mittwochabend Beschäftigte an den Personal- und Warenkontrollen am Flughafen Köln/Bonn in den Ausstand getreten. Damit soll insbesondere der Frachtverkehr empfindlich getroffen werden, Passagierflüge sollen nicht betroffen sein. Der Warnstreik soll bis 24.00 Uhr am Donnerstag dauern. Man habe keine Vorwarnung gegeben, weil der Flughafenbetreiber in der Vergangenheit bei ähnlichen Aktionen eigene Leute als Streikbrecher eingesetzt habe, sagte Verdi-Sekretär Özay Tarim.
Folgen für Flugpassagiere
Bei ausfallenden innerdeutschen Flügen können die Kunden wegen des parallelen Lokführerstreiks nicht wie gewohnt mit ihrem Flugticket auf die Bahn ausweichen. Und auf keinen Fall sollten Passagiere abgesagter Flüge zum Flughafen kommen, warnten Lufthansa und der Flughafenbetreiber Fraport. Kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten stehen über lufthansa.com, die Kunden-App und über das Service-Center zur Verfügung.
Die Beeinträchtigungen nach Regionen
Frankfurt: Am Frankfurter Flughafen kommen wegen der fehlenden Sicherheitskontrollen am Donnerstag keine Passagiere, die von Frankfurt aus abreisen wollen, in den Sicherheitsbereich des Flughafens. Es finden dennoch Starts und Landungen statt, sodass zumindest Transitgäste umsteigen können. Auch wird es möglich sein, in Frankfurt auszusteigen.
München: Der Flughafen München soll trotz des Warnstreiks beim Bodenpersonal am Donnerstag und Freitag geöffnet bleiben, rechnet aber mit vielen Flugausfällen. Am Donnerstag seien es rund 500 von 800 Flügen, die entfallen, teilte der Flughafen München mit. Der Flughafensprecher rechnete für Freitag mit einer ähnlichen Ausfallquote. Laut Flugplan wurden bereits für Mittwochabend geplante Flüge annulliert.
Stuttgart: Am Stuttgarter Flughafen seien aufgrund des Warnstreiks am Donnerstag jeweils vier Lufthansa-Flüge von und nach München sowie Frankfurt annulliert worden, teilte eine Sprecherin des Flughafens am Mittwoch mit. Die Flüge von und nach München und Frankfurt würden wahrscheinlich auch am Freitag annulliert, hieß es. Bereits der letzte Flug nach München am Mittwochabend sei abgesagt worden.
Berlin: Auch am Hauptstadtflughafen BER kommt es laut Flugplan am Donnerstag und Freitag zu vielen Ausfällen bei Lufthansa-Flügen von und nach München und Frankfurt. Passagieren wird geraten, sich vor der Anreise bei der Fluggesellschaft über den aktuellen Stand ihres Fluges und Umbuchungsmöglichkeiten zu informieren.
Hamburg: Am Hamburger Helmut-Schmidt-Flughafen bleibt die zentrale Sicherheitskontrolle geschlossen, der Flughafenbetreiber hat deshalb alle 141 Abflüge für Donnerstag abgesagt. Am Freitag sind laut Flughafen jeweils 15 Ankünfte und Abflüge der Lufthansa annulliert worden.
Düsseldorf: An den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn wurden wegen des Verdi-Warnstreiks fast alle Lufthansa-Verbindungen gestrichen. Insgesamt fallen zwischen Mittwoch- und Freitagabend etwa 100 Abflüge und Ankünfte aus. Fluggäste anderer Airlines haben voraussichtlich keine Auswirkungen zu befürchten.
Weitere Streiks möglich - auch bei den Flugbegleitern
Im laufenden Tarifkonflikt fordert Verdi 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem soll es eine konzernweit einheitliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro geben. Lufthansa verweist auf zurückliegende Lohnsteigerungen und hat für einen Zeitraum von 28 Monaten bislang 10 Prozent mehr Gehalt sowie die Inflationsausgleichsprämie angeboten. Die nächsten Verhandlungen sind für den 13. und 14. März angesetzt.
Die Passagiere der Lufthansa müssen in naher Zukunft auch mit Streiks einer weiteren Berufsgruppe rechnen. Wenige Wochen vor Beginn der Osterferien haben am Mittwoch die Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen der Lufthansa und ihrer Regionaltochter Lufthansa Cityline bei einer Urabstimmung der Gewerkschaft Ufo für Streiks gestimmt. Wann mit Ausständen zu rechnen ist, blieb vorerst unklar.
Lufthansa: Arbeitskämpfe kosten bislang 100 Millionen Euro
Die fortgesetzten Warnstreiks bei Lufthansa haben das Unternehmen nach seinen Angaben im laufenden Jahr bislang rund 100 Millionen Euro gekostet. Darüber hinaus hielten sich zahlreiche Kunden mit Buchungen zurück, sagte Finanzvorstand Remco Steenbergen am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Personalvorstand Michael Niggemann forderte die Gewerkschaften auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nur dort könnte Lösungen gefunden werden.
Lufthansa bleibt im Abwärtstrend - Metzler stuft ab
Die Ziele der Lufthansa für das laufende Jahr haben den Aktien am Donnerstag keine frischen Impulse verliehen. Nach Kursschwankungen im frühen Xetra-Handel überwog die Zurückhaltung, zuletzt traten die Papiere mit gut 7 Euro auf der Stelle. Erschwerend hinzu kam, dass die Metzler Bank die Kaufempfehlung für Lufthansa-Aktien einkassierte.
Die Fluggesellschaft stellt für das laufende Jahr ein operatives Ergebnis auf Vorjahresniveau in Aussicht. Der Anstieg der Ticketpreise dürfte fürs Erste vorbei sein. Und so viele Tickets wie vor der Pandemie wird die Lufthansa auch 2024 noch nicht wieder anbieten. Zudem blieb die für 2023 vorgeschlagene Dividende etwas hinter den Erwartungen von Analysten zurück.
Analyst Jaime Rowbotham von der Deutschen Bank sprach von "alles in allem ordentlichen" Aussagen der Lufthansa. Diese reichten aber wohl nicht aus, um die zuletzt unterdurchschnittliche Kursentwicklung umzukehren.
Um gut 12 Prozent ging es für Lufthansa-Aktien in diesem Börsenjahr bisher nach unten. Zum Vergleich: Der europäische Reisesektor stieg seit Anfang 2024 um gut 8 Prozent. Vom jüngsten Zwischenhoch der Lufthansa-Aktie von vor fast genau einem Jahr bei gut 11 Euro ist der Kurs um fast 40 Prozent abgesackt.
Wenn Analyst Guido Hoymann von der Metzler Bank Recht behält, dann dürfte die Flugindustrie das Beste bald schon hinter sich haben. Die Knappheit an Flugzeugen, Motoren und Piloten habe die Ticketpreise nach oben getrieben. Das Verkehrsaufkommen auf kurzen, mittleren und langen Strecken nähere sich den Niveaus von vor der Pandemie. Die Nachfrage nach Reiseflügen sei schon über diesem Niveau. Hoymanns Fazit: Die Flugbranche dürfte in diesem Jahr "nahe am Optimum" sein. Als Konsequenz stufte der Experte die Lufthansa-Aktie von "Buy" auf "Hold" ab.
FRANKFURT (dpa-AFX / Dow Jones Newswires)

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