Keine neuen Streiks |
02.04.2024 16:36:00
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Lufthansa-Aktie schwächer: Schlichtungsverfahren lässt Lufthansa durchatmen - Sommerflugplan ab Sonntag - Flugausfälle bei AUA zu erwarten
Das jüngste Beispiel lieferten die Crews der österreichischen Tochtergesellschaft Austrian, die mit einem Streik bis Freitagmittag rund 400 Flüge ausfallen ließen. Betroffen sind rund 50 000 Passagiere, denen kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen angeboten werden. Piloten und Flugbegleiter wollen mit ihren Gehältern zu den Kollegen der Lufthansa aufschließen und beziffern die Lücke auf 40 Prozent. Anfang April will die Belegschaft über weitere Maßnahmen beraten.
Bis zu 18 Prozent mehr Gehalt
Für die rund 25 000 Bodenbeschäftigten der Lufthansa-Mutter in Deutschland gibt es nach erfolgreicher Schlichtung nun über einen Zeitraum von 24 Monaten im Schnitt 12,5 Prozent mehr Geld, wie beide Seiten am Donnerstag berichteten. Sockelbeträge in beiden Stufen sorgen dafür, dass die unteren Gehaltsgruppen überdurchschnittlich profitieren mit bis zu 18 Prozent. Dazu kommen noch weitere Zulagen und eine zweigeteilte Inflationsprämie von insgesamt 3000 Euro. Die Einigung steht noch unter dem Vorbehalt einer Befragung der Verdi-Mitglieder, die sich in einer Urabstimmung bereits für einen unbefristeten Streik ausgesprochen hatten.
Es ist die Vielzahl der Flugbetriebe und Gewerkschaften, die das Tarifleben bei der streikempfindlichen Lufthansa so schwer macht. Die Schlichter Bodo Ramelow und Frank-Jürgen Weise hatten am Mittwoch noch die Hoffnung geäußert, der mühsam erreichte Kompromiss für das Bodenpersonal möge Ausgangspunkt für eine "neue Lufthansa" sein, die einig gegen die teils unfair subventionierte Konkurrenz anfliege. Auch Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky versprach, "gemeinsam Hand in Hand" für eine gute Lufthansa und ein gutes Produkt zu kämpfen.
Gut zuhören, Differenzen aufzeigen
Nach eigenem Bekunden hörten die Schlichter vor allem gut zu, zeigten Differenzen auf und brachten dann die Sozialpartner dazu, selbst Lösungen zu finden. Man habe keinen Ehrgeiz entwickelt, eigene Vorschläge zu machen, sagte Thüringens Ministerpräsident Ramelow, der sich auch als Lufthansa-Kunde einen funktionierenden Betrieb wünscht. Viele Elemente, die letztlich zur Lösung beigetragen hätten, seien bereits in den Tarifverhandlungen enthalten gewesen.
Reschinsky wie auch Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann rechneten fest damit, dass ihre Gremien den Vorschlägen der Schlichter folgen und noch am Donnerstag ein Eckpunktepapier festzurren. Der neue Vertrag für die rund 25 000 Bodenbeschäftigten soll zwei Jahre bis Ende 2025 gelten. Damit sind unbefristete Streiks dieser Beschäftigtengruppe abgewendet. In einer Urabstimmung hatten bereits mehr als 90 Prozent der Beschäftigten für unbefristete Streiks gestimmt. Sie müssen nun erneut befragt werden.
Eine Urabstimmung und eine erste Streikrunde haben die rund 19 000 Flugbegleiterinnen und -begleiter der Lufthansa und der Regionaltochter Lufthansa Cityline bereits hinter sich. Die Verhandlungen laufen seitdem weiter. Für die Feiertage gibt die Kabinengewerkschaft Ufo Entwarnung. Ihr Tarifexperte Harry Jaeger sagte: "Wir werden niemandem das Osterfest verhageln. Stattdessen werden wir unmittelbar nach den Feiertagen die Gespräche wieder aufnehmen und um eine Lösung am Verhandlungstisch ringen."
Ein Ergebnis ist vorerst nicht absehbar. Ufo hat 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von eineinhalb Jahren gefordert. Außerdem will die Gewerkschaft eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen.
Streit auch bei Discover
Noch mehr Sprengstoff birgt der Konflikt um die vergleichsweise junge Ferienflugtochter Discover Airlines, die auch knapp drei Jahre nach ihrer Gründung noch keine Tarifverträge für ihre rund 2000 Beschäftigten hat. Sowohl die Piloten der Vereinigung Cockpit als auch das von Ufo organisierte Kabinenpersonal haben bereits mit Streiks versucht, erste Tarifwerke für Mantel und Vergütung zu erzwingen. Bislang ohne Erfolg, zumal die Lufthansa dem Vernehmen nach auch mit Verdi über mögliche Tarifverträge bei der Tochter spricht. Sollte Verdi den Zuschlag bekommen, wäre das Verhältnis mit den beiden anderen Gewerkschaften, die vor allem bei der Kern-Airline stark sind, erheblich belastet.
Keinen Einfluss hat die Lufthansa auf die Tarifverhandlungen für die rund 25 000 Beschäftigten der privaten Luftsicherheitsunternehmen, die an den Flughäfen außerhalb Bayerns Passagiere und Gepäck kontrollieren. Auch hier hat Verdi bereits mehrere Warnstreikwellen organisiert und Flughäfen lahmgelegt. Die Lösung soll nun eine Schlichtung bringen, die am 5. April unter Leitung des Bremer Finanzstaatsrats Hans-Henning Lühr startet.
Sommerflugplan: Ab Ostersonntag wird wieder mehr geflogen
Neue Arbeitskämpfe würden die Lufthansa und andere Airlines empfindlich treffen. Denn ab Ostersonntag schalten sie in den Sommerflugplan - und fahren ihr Programm damit hoch. "Um so wichtiger ist es, dass die Gewerkschaften in den laufenden Tarifverhandlungen Augenmaß wahren, so dass der Luftverkehrsstandort Deutschland weiter aufschließen kann", sagte Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Denn im Gegensatz zu den europäischen Nachbarn erhole sich die deutsche Luftfahrt langsamer vom Einbruch durch die Corona-Pandemie.
Streik bei Lufthansa-Tochter AUA vorerst vorbei
Der Streik des Bordpersonals bei der österreichischen Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) ist beendet. Der Betrieb werde nun nach hunderten Ausfällen seit Gründonnerstag wieder hochgefahren, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Beigelegt ist der Streit bisher nicht. Die Belegschaft will Anfang April über weitere Maßnahmen beraten. Die Gewerkschaft vida will erreichen, dass die AUA-Belegschaft so viel verdient wie die Angestellten des Lufthansa-Konzerns.
Die Fluggesellschaft hatte für Gründonnerstag und Karfreitag insgesamt 400 Flüge gestrichen, vor allem am Flughafen Wien. Betroffen waren 50 000 Passagiere.
Die AUA hat dem Personal in der Kabine Gehaltserhöhungen bis 18 Prozent und im Cockpit bis 28 Prozent angeboten. Die Gewerkschaft fordert mehr, um den Gehaltsunterschied zu den Gehältern bei der Lufthansa zu schließen, der nach ihren Angaben bei 40 Prozent liegt.
AUA-Passagiere müssen am Donnerstag mit Flugausfällen rechnen
Eine Woche nach dem Streik des Bordpersonals der Austrian Airlines müssen Passagiere der Fluglinie an diesem Donnerstag wieder mit Flugausfällen rechnen. Die AUA-Belegschaft plant im Streit um bessere Gehälter fürs fliegende Personal am 4. April ab 09:00 Uhr eine Betriebsversammlung. Die Dauer der Beratungen sowie die konkreten Auswirkungen auf den Flugbetrieb sind noch offen. Trotz beidseitiger Gesprächsbereitschaft kam es über das Osterwochenende zu keiner Annäherung.
Die Situation zwischen AUA-Management und Bordpersonal scheint in den Kollektivvertragsverhandlungen festgefahren. Die Gewerkschaft fordert, das Lohnniveau der AUA-Belegschaft an jenes des Lufthansa-Konzerns anzupassen. Das Unternehmen zeigte bisher kein Ansinnen, dem nachzukommen. AUA-Chefin Annette Mann brachte sogar ins Spiel, dass der Lufthansa-Konzern Wien künftig mit günstigeren Airlines bedienen könnte, wenn die Belegschaft ihre Forderungen nicht zurückschraube.
Die Gewerkschaft vida zeigte sich "irritiert" über die "Drohungen von deutscher Seite". Am Donnerstag werde der AUA-Betriebsrat mit der Belegschaft über die weitere Vorgehensweise beraten, sagte vida-Chef Roman Hebenstreit am Freitag. Dabei schloss er einen weiteren Streik nicht aus: "Alle Schritte" seien "möglich".
Der KV-Streit zieht sich nun schon seit Wochen, 17 Verhandlungsrunden haben bisher ohne Ergebnis stattgefunden. Hunderte Flüge sind seit Verhandlungsbeginn ausgefallen. Erst vergangenen Donnerstag strich die AUA aufgrund eines 36-stündigen Streiks rund 400 Flüge. 50.000 Fluggäste kamen laut AUA nicht wie geplant an ihr Ziel.
Lufthansa wirbt mit Teilzeitprogramm um Technik- und IT-Profis
Die Lufthansa Group wirbt mit einem Teilzeitprogramm um Fachkräfte in den Bereichen Finanzen und IT. Das einjährige Einstiegsprogramm PartTimePro startet im November und richtet sich explizit an Menschen mit Berufserfahrung, die in Teilzeit arbeiten möchten, wie der Konzern mitteilte. Damit wolle "die Lufthansa Group neue Beschäftigte für sich gewinnen und den Bedürfnissen im heutigen Jobumfeld gerecht werden".
Die Teilnehmenden können im Rahmen des Programms bis zu drei verschiedene Abteilungen innerhalb des Konzerns kennenlernen und ihr Arbeitszeitmodell zwischen 70 und 80 Prozent einer Vollzeitstelle frei wählen. Das Programm sei der Auftakt für ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis innerhalb des Konzerns.
Die Bewerbungsphase begann am heutigen Dienstag und endet am 1. Mai.
Die Lufthansa-Aktie verliert via XETRA zeitweise 2,27 Prozent auf 7,12 Euro. Die Lufthansa-Aktie verliert via XETRA zeitweise 2,32 Prozent auf 7,11 Euro.FRANKFURT / WIEN (dpa-AFX) / APA / (Dow Jones)
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