Neue Warnstreiks 14.03.2024 14:13:00

Lufthansa-Aktie gibt nach: Streik des Luftsicherheitspersonals sorgt für neue Flugausfälle - Verhandlungen zu Bodenpersonal laufen

Lufthansa-Aktie gibt nach: Streik des Luftsicherheitspersonals sorgt für neue Flugausfälle - Verhandlungen zu Bodenpersonal laufen

Betroffen waren die Standorte Berlin, Hamburg, Stuttgart, Karlsruhe/Baden-Baden sowie Köln/Bonn, wo der Arbeitskampf bereits am Mittwochabend begann. In der Regel wurden an den Flughäfen sämtliche Abflüge gestrichen, weil Passagiere und Waren keine Sicherheitskontrollen mehr durchlaufen konnten. Bei den Landungen kam es ebenfalls zu zahlreichen Ausfällen.

Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV dürften mehr als 580 Flugverbindungen abgesagt sein, 90 000 Reisende müssten umplanen. Für Freitag hat Verdi auch in Hannover, Dortmund, Weeze, Dresden, Leipzig sowie weiterhin in Karlsruhe/Baden-Baden zu Warnstreiks bei den Sicherheitsbeschäftigten aufgerufen.

Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt ist von den Warnstreiks an beiden Tagen nicht betroffen. Dort wie auch in München könnte allerdings der zweitägige Streik des Lufthansa-Kabinenpersonals vom Dienstag und Mittwoch vereinzelt noch Verspätungen und Flugausfälle nach sich ziehen. Die Gewerkschaft Ufo hatte Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter des Mutterkonzerns sowie der Tochter Cityline am Frankfurter Airport (Fraport) und einen Tag später am Flughafen München zum Ausstand aufgerufen. Auch an anderen Standorten kam es deshalb zu Einschränkungen.

Derzeit überziehen Gewerkschaften den Luftverkehr mit einer ganzen Welle an Arbeitskämpfen, die mal zu mehr, mal zu weniger Einschränkungen für die Passagiere führen. Besonders häufig trifft es dabei die Lufthansa.

In der Woche zuvor gab es Warnstreiks beim Bodenpersonal der Lufthansa. Das Unternehmen konnte nur rund 10 bis 20 Prozent seiner Flüge anbieten. An diesem Donnerstag startete dort die nächste Verhandlungsrunde. Verdi verlangt für das Bodenpersonal bei einer Laufzeit von zwölf Monaten 12,5 Prozent mehr Geld, während Lufthansa bei einer Laufzeit von 28 Monaten bislang 10 Prozent angeboten hat.

Im Tarifstreit der aktuell streikenden Luftsicherheit geht es hingegen um die Arbeitsbedingungen von etwa 25 000 Beschäftigten privater Sicherheitsdienstleister. Sie kontrollieren im Auftrag der Bundespolizei Passagiere, Personal und Gepäck an den Zugängen zum Sicherheitsbereich. Bei dem Konflikt sind bislang fünf Verhandlungsrunden ohne Ergebnis geblieben. Verdi fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten eine Stundenlohnerhöhung um 2,80 Euro mit schneller einsetzenden Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Überstunde.

Die Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) haben nach eigenen Angaben 2,70 Euro mehr pro Stunde in drei Stufen angeboten, wodurch die Monatslöhne um 432 Euro bis 470 Euro steigen würden. Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 24 Monaten haben. Eine sechste Verhandlungsrunde mit Verdi ist für den 20. März verabredet.

Die Situation ist für Passagiere auch deshalb nicht einfach, weil aufgrund eines weiteren Tarifstreits bei der Deutschen Bahn derzeit auch auf die Schiene kein Verlass ist. Zwar sprechen sich die Gewerkschaften im Luftverkehr nicht mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ab. Trotzdem kam es bereits zwei Mal zu parallelen Arbeitskämpfen im Luft- und Zugverkehr.

Nicht immer steht bei den Tarifkonflikten mehr Geld im Mittelpunkt. Knackpunkt im Tarifstreit bei der Bahn ist die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt. Das hat zuletzt auch aufseiten der Bundesregierung Kritik ausgelöst.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck etwa hatte am Mittwochabend dafür geworben, der Arbeit einen höheren Wert beizumessen, sie als etwas Positives zu begreifen und auch angemessen zu vergüten. "Jedenfalls wird ein bisschen im Moment zu viel für immer weniger Arbeit gestreikt beziehungsweise geworben. Und das können wir uns in der Tat im Moment nicht leisten", sagte der Grünen-Politiker beim "Zukunftstag Mittelstand". Das könne sich Deutschland bei schlechter Wirtschaftslage nicht erlauben. Es seien 700 000 offene Stellen gemeldet, womöglich seien es insgesamt sogar zwei Millionen. Zugleich altere die Gesellschaft.

"Ich beobachte eine Mentalität, in der nicht mehr gestreikt wird für höheres Gehalt, sondern für weniger Arbeitszeit", sagte Finanzminister Christian Lindner (FDP) bei der gleichen Veranstaltung. "Es ist aber noch niemals in der Geschichte beobachtet worden, dass eine Gesellschaft ihren Wohlstand dadurch erhält oder mehrt, indem sie weniger arbeitet, sondern zumeist müssen die Anstrengungen erhöht werden, um zu mehr Wohlstand zu kommen."

Verdi-Warnstreik: Keine Abflüge am Berliner Flughafen

Der Warnstreik am Hauptstadtflughafen BER ist am Donnerstagmorgen wie angekündigt angelaufen. Wegen der ganztägigen Aktion des Sicherheitspersonals fielen sämtliche Abflüge aus, sagte ein Sprecher des Flughafens am Morgen. Auch bei den Landungen kommt es je nach Fluggesellschaft zu Streichungen. Aber: "Ankommen ist möglich", so der Sprecher. Er rechne damit, dass von den 200 geplanten Landungen 170 durchgeführt werden könnten.

Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der Fluggastkontrolle, der Personen- und Warenkontrolle und in den Servicebereichen dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Damit will sie nach eigener Aussage den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, damit diese ein verbessertes und einigungsfähiges Angebot vorlegen. An anderen Flughäfen hatte Verdi auch für Freitag zu Warnstreiks aufgerufen. Der BER ist davon nach Angaben der Gewerkschaft bislang aber nicht direkt betroffen.

Lufthansa und Verdi verhandeln weiter über Bodenpersonal

Im Tarifkonflikt beim Lufthansa-Bodenpersonal haben Vertreter des Unternehmens und der Gewerkschaft Verdi nach Lufthansa-Angaben ihre Verhandlungen am Donnerstag fortgesetzt. Beide Seiten hatten sich den Tag für weitere Gespräche geblockt.

"Beide Seiten haben den Willen sich zu einigen. Uns trennen keine persönlichen Dinge, uns trennt Geld", hatte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky vor Beginn der fünften Verhandlungsrunde am Mittwoch für die etwa 25 000 Beschäftigten am Boden gesagt. Reschinsky betonte aber auch: "Das Unternehmen muss sich noch bewegen, wenn es keine weiteren Streiks riskieren will."

In der vergangenen Woche waren wegen eines von Verdi organisierten Warnstreiks in diesem Bereich Hunderte Lufthansa-Flüge ausgefallen. Verdi verlangt für das Lufthansa-Bodenpersonal bei einer Laufzeit von zwölf Monaten 12,5 Prozent mehr Geld, während das Unternehmen bei einer Laufzeit von 28 Monaten bislang 10 Prozent angeboten hat. Vergleichsweise unstrittig ist nach vier Verhandlungsrunden eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro.

Die Lufthansa-Aktie verliert am Donnerstag im XETRA-Handel zeitweise 1,42 Prozent auf 6,80 Euro.

HAMBURG/BERLIN/KÖLN/SCHÖNEFELD (dpa-AFX)

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