Um 1 Mrd. Dollar 22.06.2018 17:47:00

Lenzing-Aktie zieht an: Lenzing plant mit Partner in Brasilien Zellstoffwerk

Lenzing-Aktie zieht an: Lenzing plant mit Partner in Brasilien Zellstoffwerk

Die Investitionskosten werden sich auf rund 1 Mrd. Dollar (860 Mio. Euro) belaufen, teilte Lenzing am späten Donnerstagabend mit. Lenzing werde mit 51 Prozent die Mehrheit am geplanten Joint Venture halten, Duratex 49 Prozent.

Mit einer Kapazität von 450.000 Tonnen sei das weltweit größte "Single-Line-Faserzellstoffwerk" geplant. Um es mit Rohstoff zu versorgen, haben sich die beiden Unternehmen einen 43.000 Hektar großen Nutzwald gesichert, der vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert sei. Nun fangen die technischen Planungen und die Einholung von Genehmigungen an, heißt es in der Aussendung von Lenzing. Vom Ausgang dieser Schritte hänge die endgültige Investitionsentscheidung ab. Als Standort ist Minas Gerais in der Nähe von Sao Paolo vorgesehen.

Duratex ist ein seit 1951 in Brasilien börsennotiertes Unternehmen. Es ist der achtgrößte Hersteller von Holzpaneelen weltweit und wird den Wald, aber auch eine Geldspritze in das Joint Venture einbringen.

Zellstoff-Kapazität mit Brasilien-Werk um 75 Prozent erhöht

Zu den derzeit rund 600.000 Tonnen, die in Werken in Österreich und Tschechien produziert werden, kommen 450.000 Tonnen dazu. Das Werk dürfte 2022 in Betrieb genommen werden. Lenzing und der brasilianische Partner Duratex investieren gemeinsam über 1 Mrd. Dollar (870 Mio. Euro).

Lenzing wird 51 Prozent an dem Joint-Venture halten. "Wir haben eine hochsolide Bilanz und eine sehr geringe Verschuldungsrate. Wir können die Investitionssumme ohne zusätzlichen Aufwand stemmen", sagte Lenzing-Chef Stefan Doboczky am Freitag zur APA. Der Faserzellstoff der neuen Anlage werde ausschließlich Lenzing zur Verfügung stehen und sei der Schlüsselrohstoff für die Produktion der Spezialfasern von Lenzing.

Damit will sich Lenzing künftig noch unabhängiger vom Markt machen. Mit den Zellstoffwerken in Lenzing (Oberösterreich) und Paskov (Tschechien) deckt das Unternehmen derzeit 55 Prozent des Bedarfes selbst ab. Der Rest muss zugekauft werden. Mit dem neuen Zellstoffwerk in Brasilien steige der Eigendeckungsgrad Richtung 75 Prozent, so Doboczky. Der Zellstoff, der in Brasilien hergestellt wird, soll dann in Lyocellwerken weiterverarbeitet werden. Lenzing plant ein solches Werk in Thailand.

Der knapp 6.500 Mitarbeiter zählende Konzern will in Zukunft mehr Spezialfasern produzieren, weil er daran besser verdient als an Viskosefasern. Der Viskosemarkt ist zudem sehr volatil, was das Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder in die Bredouille brachte. Derzeit macht Lenzing 42 Prozent des Umsatzes mit Spezialfasern, 2020 soll dieser Anteil bei 50 Prozent liegen.

Die Investitionsentscheidung für das Werk im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais nahe Sao Paulo soll im zweiten Halbjahr 2019 getroffen werden. Von da an dürfte es noch einmal etwa zweieinhalb Jahre dauern, bis die Anlage in Betrieb genommen werden kann, also bis 2022. Auf das Ergebnis von Lenzing wird sich die neue Mega-Anlage erst dann auswirken. Die Aktionäre freuen sich schon heute: Die Lenzing-Aktie ist heute einer der größten Kursgewinner in Wien mit einem Plus von zuletzt 4,6 Prozent.

Der Partner Duratex, ein Hersteller von Holzpaneelen, bringe neben 49 Prozent der finanziellen Ressourcen große Erfahrung im Bereich der Plantagenbewirtschaftung sowie ein sehr gutes Netzwerk und Standing vor Ort ein, sagte Doboczky. Lenzing und Duratex sicherten sich einen 43.000 Hektar großen Nutzwald, der vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert sei. Mit Gegenwind von Umwelt- oder Tierschützern sei nicht zu rechnen, so Doboczky auf Nachfrage. Der Wald werde schon jetzt landwirtschaftlich genutzt und sei zudem in keiner geografisch heiklen Lage.

In Wien zogen Lenzing-Aktien um 5,37 Prozent auf 100,00 Euro an.

(Schluss) tsk/ade

APA

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Bildquelle: Lenzing Mitarbeiter,Markus Kirchgatterer / Lenzing AG

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