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Ägypten und Südafrika 24.08.2013 03:00:02

Krisengewinner in Afrika

von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag

Es war eine blutige Woche in Ägypten. Hunderte Menschen wurden bei Auseinandersetzungen in Kairo getötet, Tausende verletzt. Die ägyptische Übergangsregierung verhängte den Ausnahmezustand, Vizepräsident Mohammed el-Baradei trat zurück, und die Welt ist einmal mehr alarmiert: Die politische Lage in dem nordafrikanischen Land ist alles andere als stabil.

Auch Anleger reagieren auf die Unruhen in Ägypten. Sie ziehen ihr Kapital ab und investieren immer häufiger in eine Reihe aufstrebender afrikanischer Staaten wie Ghana oder Nigeria. Vor allem Manager von Afrika-Fonds suchen händeringend nach Anlagealternativen, auch weil es in Südafrika immer wieder zu ­Minenstreiks kommt. „Die Lage in Ägypten oder Südafrika lässt einem kaum eine Wahl“, sagt Sebastian Kahlfeld, der den DWS Invest Africa managt. Mindestens 70 Prozent des gesamten Fondsvermögens muss Kahlfeld in Papiere von Emittenten anlegen, die ihren Sitz in Afrika haben oder überwiegend auf dem Schwarzen Kontinent tätig sind.

„In den vergangenen Jahren ist wegen der Unsicherheit vor allem im Norden Afrikas viel Geld in die nächstgrößeren Märkte des Kontinents geflossen“, sagt Kahlfeld. Für die Aktienmärkte der Länder sind die Kapitalzuflüsse eine Wucht. Denn die Zuflüsse treiben die Kurse an marktengeren Börsen schnell nach oben: Kenias Leitindex NSE 20 legte in den vergangenen zwölf Monaten um 26 Prozent zu, sein nige­rianisches Pendant stieg um 67 Prozent und in Ghana verdoppelten sich die Kurse nahezu.

Fondsmanager Kahlfeld hält den Anlagenotstand in Afrika jedoch nicht für den einzigen Treiber der Kurse: „Der Kontinent hat viel Poten­zial, und es gibt eine ganze Reihe von Ländern mit sehr lukrativen Investmentchancen.“

Afrikaner wollen an die Börse
Viele Staaten sind politisch deutlich stabiler als noch vor ein paar Jahren, die Wirtschaft wächst, und die Infrastruktur wird erneuert und ausgebaut. Vor allem der Telekommunikationsmarkt hat den Kontinent verändert. Die Abwicklung von Geldgeschäften und die Beschaffung von Informationen via Mobiltelefon ermöglicht den Menschen Zugang zum Wirtschaftsleben.

Hinzu kommen die wachsenden Einkommen und Vermögen vieler Afrikaner. Das treibt den Konsum an, wovon insbesondere inländische Firmen profitieren. Vor allem Nigeria ist mit seiner 170 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung ein aussichtsreicher Markt. Fast ein Drittel des Fondsvermögens hat Fondsmanager Kahlfeld deshalb in nigerianische Werte investiert.

Immer mehr Afrikaner wollen aber auch selbst an der Börse investieren und am Aufschwung im eigenen Land teilhaben. Die Zahl der Menschen, die ein investierbares Vermögen von mindestens einer Million Dollar besitzen, ist 2012 um fast zehn Prozent auf 140.000 gestiegen. Große Banken haben das Potenzial längst erkannt: So planen Barclays, Citigroup und die UBS, ihre Vermögensverwaltungsgeschäfte auf dem Kontinent auszubauen.

Trotz der Chancen, die sich für Anleger bieten, sollten Afrika-Investments nur einen kleinen Teil des Portfolios ausmachen. Denn der Kontinent ist nichts für schwache Nerven, wie man an Ägypten sehen kann. Innerhalb weniger Wochen sank der Aktienindex EGX 30 im Juni um 20 Prozent und legte kurz darauf wieder um 20 Prozent zu.

Viele Volkswirtschaften sind zudem stark abhängig von ihren Rohstoffvorkommen. Nigeria etwa erwirtschaftet 95 Prozent aller Deviseneinnahmen durch den Export von Erdöl und Erdgas. Das ist kritisch, weil die Länder von Preisschwankungen besonders hart getroffen werden. Zudem entzünden sich am Rohstoffreichtum auch immer wieder Konflikte.

Und selbst wenn es volkswirtschaftlich gut läuft, heißt das noch lange nicht, dass es auch an den Börsen nach oben geht. Kippt die Stimmung an den Märkten, werden insbesondere ausländische Anleger an den Schwellenländerbörsen vorsichtig. Dazu bedarf es keiner Gewalt, es reichen oft Worte: Als im Juni die US-Notenbank ein Ende ihrer lockeren Geldpolitik in Aussicht stellte, hat es an den Börsen ordentlich gescheppert — auch in Afrika. 

Investor-Info

ETF
MSCI-Africa-Top-50-Index-ETF

Der Indexfonds bildet Afrikas größte Unternehmen ab. Das sind vor allem Titel aus Südafrika, Ägypten und Nigeria, wobei Südafrika mit über 50 Prozent das Schwergewicht darstellt. Trotz eines Wertzuwachses von knapp vier Prozent in den vergangenen zwölf Monaten ist der ETF wegen des Klumpen­risikos Südafrika sowie der Lage in Ägypten vorerst nicht zu empfehlen. Es gibt bessere Fonds.

Fonds I
Silk African Lions Fund

Fondsmanager Zin Bekkali legt das Fondsvermögen breit gestreut in diverse afrikanische Länder und Sektoren an. Nigeria und Südafrika bilden aktuell mit einem Anteil von jeweils 20 bis 25 Prozent die Schwerpunkte des Aktienfonds. Bekkali konzentriert sich lieber auf Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen die Nachfrage der neuen Mittelschicht befriedigen. 

Fonds II
Templeton Africa Fund

Schwellenländerexperte Mark Mobius setzt mit seinem 2012 aufgelegten Templeton-Africa-Fonds vor allem auf Finanz- und Konsumgütertitel. Sie machen über die Hälfte seines Portfolios aus. Fast ein Drittel des Vermögens ist in nigerianische Firmen investiert. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis der Papiere von 10,1 sowie die Dividendenrendite von fünf Prozent machen den Fonds attraktiv.

Zertifikat
Open End auf MSCI Nigeria

Nigeria ist einer der größten Märkte Afrikas; vor allem die Nachfrage nach Konsumgütern steigt angesichts einer Bevölkerung von 170 Millionen Menschen. Zugleich profitiert die Wirtschaft von riesigen Ölreserven. Mit dem Open-End-Zertifikat auf den MSCI Nigeria können Anleger davon profitieren. Im vergangenen Jahr stieg das Papier um 35 Prozent.

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