Trotz Naturkatastrophen |
13.03.2018 12:46:41
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Hannover Rück bringt für 2018 weitere Sonderdividende ins Spiel - Aktie verliert
Für 2017 können die Aktionäre trotz der immensen Schäden durch Naturkatastrophen wie bereits angekündigt mit einer unveränderten Ausschüttung von 5 Euro je Aktie rechnen. Davon sollen 1,50 Euro als Sonderdividende fließen. Insgesamt schüttet der Konzern damit fast 63 Prozent seines Nettogewinns aus. Größter Nutznießer ist der Versicherungskonzern Talanx, dem gut die Hälfte der Hannover Rück gehört.
Unter dem Strich verdiente der Rückversicherer im abgelaufenen Jahr knapp 959 Millionen Euro nach 1,17 Milliarden ein Jahr davor. Großschäden - darunter vor allem die Zerstörungen durch die Wirbelstürme "Harvey", "Irma" und "Maria" in den USA und der Karibik - kosteten den Konzern 2017 rund 1,1 Milliarden Euro. Um die Belastung abzufedern, verkaufte der Konzern im September alle Aktien aus seinen Kapitalanlagen.
Dennoch hatte Vorstandschef Ulrich Wallin sein Gewinnziel zwischenzeitlich von über einer Milliarde auf rund 800 Millionen Euro gekappt. Anfang Februar stellte er dann doch rund 950 Millionen Euro in Aussicht. Für 2018 peilt er weiterhin einen Nettogewinn von über einer Milliarde Euro an. Von der Personen-Rückversicherung erwartet er allerdings nur noch 200 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern. Bisher hatte er bis zu 300 Millionen in Aussicht gestellt.
Zu dem erwarteten Milliardengewinn des Konzerns für 2018 soll die Trendwende im umkämpften Schaden- und Unfallgeschäft beitragen. Nachdem die Rückversicherungsbranche im Geschäft mit Erstversicherern wie Allianz und AXA über mehrere Jahre hinweg sinkende Preise hinnehmen musste, konnten die großen Rückversicherer zum Jahreswechsel wieder höhere Prämien durchsetzen. Denn für die weltweite Versicherungsbranche war 2017 das schwerste Naturkatastrophenjahr ihrer Geschichte.
Auch deshalb rechnet die Hannover Rück damit, ihre Bruttoprämieneinnahmen 2018 von zuletzt 17,8 Milliarden Euro währungskursbereinigt um einen einstelligen Prozentsatz ausbauen zu können. Unterdessen zehren die anhaltenden Niedrigzinsen weiter an den Gewinnen. 2017 konnte die Hannover Rück die Rendite auf ihre Kapitalanlagen mit dem umfangreichen Aktienverkauf ausnahmsweise auf 3,8 Prozent nach oben treiben. Eigentlich hatte sie nur 3,0 Prozent angepeilt. Für 2018 geht der Vorstand nur noch von 2,7 Prozent aus.
An der Börse lösten die Nachrichten am Dienstag allerdings keine Euphorie aus - im Gegenteil. Die Hannover-Rück-Aktie verliert derzeit über drei Prozent an Wert. Analysten bemängelten die gesenkte Prognose des Vorstands für die Personen-Rückversicherung. Auch die Andeutungen des Vorstands zu einer weiteren Sonderdividende überzeugen nicht jeden Experten.
Das Analysehaus RBC Capital beließ ihre Einschätzung zur Hannover-Rück-Aktie auf "Sector Perform". Die Resultate wie der Überschuss von rund 959 Millionen Euro entsprächen den bereits veröffentlichten Eckdaten vom Februar, schrieb Analyst Kamran Hossain in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Vorstandschef Ulrich Wallin bestätigte auch die stabile Dividende von 5,00 Euro für 2017 und erwartet für 2018 weiterhin einen Gewinn von über einer Milliarde Euro.
Anhaltende Mehrbelastungen in den USA trübten allerdings die Aussichten in der in der Personen-Rückversicherung, bemängelt Analyst Hossain. Noch bei der erstmaligen Bekanntgabe ihrer Jahresziele für 2018 im Herbst hatte die Hannover Rück für den Bereich einen operativen Gewinn (Ebit) von 200 bis 300 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Nun geht das Management noch von rund 200 Millionen aus. Grund dafür sind weitere Anpassungen im US-Mortalitätsgeschäft. Die Hannover Rück hat sich bereits, wie andere Rückversicherer, wegen zunehmend hoher Belastungen aus verlustträchtigen Verträgen herausgekauft.
Analyst Hossain geht nun davon aus, dass die Hannover Rück ihre Vertragsbestände weiter anpasst. Auch sein Kollege Edward Morris von JPMorgan zeigte sich von dem gesenkten Ziel überrascht. Er hatte bisher ein Ebit von 272 Millionen Euro auf dem Zettel. 2017 war dieses Ergebnis wegen der Belastungen in den USA bereits um 29 Prozent auf 245 Millionen Euro eingebrochen.
Aus Morris' Sicht hat die Hannover Rück im bisher schwersten Naturkatastrophenjahr für die Branche allerdings gut geschlagen. Dies liege auch daran, dass der Konzern mehr Schadenrückstellungen aus früheren Jahren aufgelöst habe als zuvor. Dadurch reichten die Prämieneinnahmen im Schaden- und Unfallgeschäft trotz der Katastrophen aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken.
JPMorgan bestätigte die Einschätzung "Neutral" für die Aktie mit einem Kursziel von 108 Euro. Am Dienstagmittag lag die Aktie trotz eines Kursverlusts von rund vier Prozent mit gut 110 Euro noch darüber.
Während die Hannover Rück für 2018 bereits eine weitere Sonderdividende ins Spiel bringt, rechnet RBC-Analyst Hossain nicht damit, dass die Hannover Rück eine größere Kapitalsumme an ihre Anteilseigner zurück gibt. Dem stünden zum einen die Rechnungslegung nach dem deutschen Handelsgesetzbuch im Weg, die für die Ausschüttung einer Dividende maßgeblich ist. Zudem habe der Vorstand wenig Grund, die Kapitaldecke zu kürzen, da der Konzern trotz einer konservativen Planung eine prozentual zweistellige Eigenkapitalrendite erwirtschafte.
Mit der Einstufung "Sector Perform" rechnen die Analysten von RBC Capital Markets auf Sicht von zwölf Monaten mit einer Rendite der Aktien, die in etwa dem Branchendurchschnitt entspricht. Auch JPMorgan rechnet bei "Neutral" auf Sicht der kommenden sechs bis zwölf Monaten mit einer Entwicklung im Gleichklang mit dem jeweiligen Sektor. /stw/bgf/fba
HANNOVER (dpa-AFX)Analysierende Institute RBC und JPMorgan.
Datum der Analysen: 13.03.2018
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