Führungswechsel |
09.04.2018 17:55:00
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Nach Cryan: Sewing ist direkt neuer Deutsche Bank-Chef - Aktie fest
Aufsichtsratschef Paul Achleitner sagte laut Mitteilung, der Aufsichtsrat sei nach einer umfassenden Analyse zum Schluss gekommen, "dass es nun eine neue Umsetzungskraft in der Führung unserer Bank braucht". "Christian Sewing hat in seinen mehr als 25 Jahren bei der Deutschen Bank konstant bewiesen, dass er führungsstark ist und eine große Durchsetzungskraft hat", erklärte Achleitner weiter. "Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass es ihm und seinem Team gelingen wird, die Deutsche Bank erfolgreich in eine neue Ära zu führen."
Achleitner hatte dem Aufsichtsrat am Sonntagabend den Wechsel an der Spitze des Vorstands vorgeschlagen. Sewing war bislang Co-Vizechef und im Vorstand der Bank zuständig für das Privat- und Firmenkundengeschäft. Damit hat der weitere Co-Chef Marcus Schenck, der für das Investmentbanking zuständig ist, das Nachsehen. Er werde das Institut zur Hauptversammlung am 24. Mai verlassen. Der Rechtsvorstand Karl von Rohr und der Kapitalmarktvorstand Garth Ritchie rücken auf die Posten der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden.
John Cryan zuletzt kämpferisch
In seinen knapp drei Jahren an der Spitze des Geldhauses war es Cryan nicht gelungen, das schwächelnde Kapitalmarktgeschäft anzukurbeln. Drei Jahre in Folge schrieb das Institut tiefrote Zahlen. Vor Ostern hatte sich Cryan noch mit einer kämpferischen Botschaft an die Belegschaft gewandt und damit klargemacht, dass er bleiben wolle. Sein Vertrag lief regulär bis 2020.
Zwar hatte Cryan einen Teil der problematischen Themen inzwischen abgearbeitet, allen voran gefährliche Rechtsstreitigkeiten. Jedoch war es ihm bislang nicht gelungen, das einst so gewinnträchtige Kapitalmarktgeschäft der Deutschen Bank auf Vordermann zu bringen. Zuletzt schockierte Cryan die Anleger sogar mit der Nachricht über deutlichen Gegenwind in der Sparte. Die Deutsche Bank-Aktie hat seit Jahresbeginn erheblich an Wert verloren.
Christian Sewing: Vom Auszubildenden an die Spitze der Deutschen Bank
Erstmals seit dem früheren Bankchef Rolf Breuer säße mit Christian Sewing wieder ein Manager in der Topetage der Frankfurter Zwillingstürme, der das Geldhaus von Beginn seiner Karriere an kennt.
Bis auf ein zweijähriges Intermezzo bei der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank verbrachte Sewing sein Berufsleben bei der Deutschen Bank. Von der Ausbildung als Bankkaufmann über ein berufsbegleitendes Studium an der Bankakademie in Bielefeld und Hamburg führte ihn sein Weg bis in das oberste Führungsgremium.
Seit 2015 sitzt der Manager im Vorstand des Instituts. Im vergangenen März wurde er ebenso wie Schenck, zum stellvertretenden Vorstandschef befördert.
Erfahrungen im Ausland sammelte der begeisterte Tennisspieler unter anderem in Singapur, Toronto, Tokio und London. Sewing arbeitete im Risikomanagement und kennt daher auch das Investmentbanking - aktuell das Sorgenkind des Konzerns.
Gemeinsam mit Postbank-Chef Frank Strauß verantwortet Sewing auch die Integration der Bonner Tochter in das Privat- und Firmenkundengeschäft des Konzerns, nachdem ein ursprünglich geplanter Verkauf im vergangenen Jahr kassiert worden war.
Dabei schreckt der gebürtige Westfale nicht vor harten Einschnitten zurück. Die endgültigen Zahlen stehen zwar noch nicht fest, aber ohne Stellenabbau wird es nicht gehen, das hat Sewing bereits klar gemacht. Neben dem Firmen- und Privatkundengeschäft zählt zu seinem bisherigen Bereich auch das lukrative Geschäft mit Vermögenden (Wealth Management).
Neuer Chef appelliert an 'Jägermentalität'
Nach drei Verlustjahren will der neue Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing Deutschlands größtes Geldhaus mit "Jägermentalität" und harten Entscheidungen zurück in die Erfolgsspur führen. "Mit Blick auf die Erträge müssen wir unsere Jägermentalität zurückgewinnen, uns in allen Geschäftsbereichen steigern und die Messlatte wieder höher legen", forderte Sewing in einer am Montag veröffentlichten Nachricht an die fast 100 000 Mitarbeiter des DAX-Konzerns. "Unser Start in das Jahr war solide, aber "solide" darf nicht unser Anspruch sein."
Die Aufstellung der Investmentbank will der bisherige Chef des Privat- und Firmenkundengeschäfts genau unter die Lupe nehmen. "Zuletzt konnten wir in wichtigen Bereichen wieder Marktanteile hinzugewinnen. Wir wissen aber auch, dass wir uns hier hinsichtlich unserer Ertrags-, Kosten- und Kapitalstruktur weiter verändern müssen", erklärte Sewing.
Sewing kündigte an, der Vorstand werde unter seiner Führung "harte Entscheidungen treffen und umsetzen". Das Führungsteam werde "nicht mehr akzeptieren", dass Kosten- und Ertragsziele verfehlt würden. "Die bereinigten Kosten dürfen dieses Jahr 23 Milliarden Euro nicht übersteigen. Das ist nicht verhandelbar", betonte der 47-Jährige. Die Bank müsse wieder schneller werden: "Wir werden deshalb unsere internen Prozesse daraufhin überprüfen, dass wir Bürokratie oder Doppelarbeiten beseitigen."
Erster Stimmungstest für neuen Chef an der Börse
Die Anleger reagierten zum Wochenauftakt mit Erleichterung auf den Chefwechsel - die Papiere schnellten im XETRA-Handel zeitweise um 4,67 Prozent auf 11,88 Euro nach oben. Damit belegten sie zwischenzeitlich den ersten Platz im DAX. Zum Börsenschluss legte die Aktie 1,16 Prozent auf 11,48 Euro zu. Analysten blieben zunächst aber eher skeptisch.
Der von Sewing umrissene Fokus auf Kostensenkungen und Ertragswachstum dürfte bei den Anlegern gut ankommen, schrieb Analyst Jernej Omahen von der US-Investmentbank Goldman Sachs in einem ersten Kommentar. Allerdings erbe der neue Chef große Herausforderungen im operativen Geschäft. Das deutsche Privat- und Firmenkundengeschäft generiere keine hohen Renditen. Daher führten auch Einschnitte im Investmentbanking nicht zwangsläufig zu einer höheren Konzernprofitabilität.
Experten fordern einen Strategiewechsel. Sewing müsse "neue Akzente setzen, damit die Bank endlich zu profitablem Wachstum zurückfindet", sagte Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment. Er müsse dringend Ruhe in die Bank bringen.
"Neuer Chef und eine 'neue Ära', aber noch keine klare Strategie," schrieb der renommierte Branchenanalyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan in einer Studie. An seiner Einschätzung ändere der Wechsel an der Spitze nichts. Es gehe viel mehr um eine klare Strategie, die dem Konzern nun schon seit Jahren fehle. Die Deutsche Bank müsse nun erst einmal aufzeigen, was die "neue Ära" sein solle.
Dabei spiele es keine Rolle, wer den Konzern führe - solange nicht alle Beteiligten an einem Strick zögen, werde eine Trendwende schwierig. Das Problem sind für Abouhossein vor allem unterschiedliche Ziele der verschiedenen Anteilseigner und Interessengruppen der Deutschen Bank. Hier sieht der Experte wenig Anzeichen für einen Willen, den Konzern im Sinne der Anteilseigner und Geldgeber zu verändern.
Die Aktien des DAX-Konzerns waren denn im Zuge der allgemeinen Börsenturbulenzen der vergangenen Wochen, aber auch wegen der Querelen um den Chefposten und Anzeichen eines schwachen Kapitalmarktgeschäfts im ersten Quartal in Richtung ihres Rekordtiefs aus dem Herbst 2016 gefallen. Damals kosteten sie weniger als 9 Euro. Zum Vergleich: 2007 - vor dem Beginn der Weltfinanzkrise - hatten die Papiere noch mehr als 100 Euro gekostet.
Trotz der Erholung zum Wochenstart beläuft sich das Minus im bisherigen Jahresverlauf immer noch auf mehr als ein Viertel. Damit ist die Deutsche Bank abgeschlagenes Schlusslicht im DAX.
dpa-AFX / Redaktion finanzen.at
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