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Corona-Krise 13.03.2020 17:55:43

Fraport-Aktie im Minus: Fraport erwartet 2020 deutlichen Gewinnrückgang

Fraport-Aktie im Minus: Fraport erwartet 2020 deutlichen Gewinnrückgang

Mit Blick auf die vergangenen Tage lägen die aktuellen Passagierzahlen bereits 45 Prozent unter den Vorjahreswerten, sagte Vorstandschef Stefan Schulte am Freitag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Das könne sich mit der US-Einreisesperre noch auf minus 60 Prozent steigern. Das Unternehmen plant für tausende Mitarbeiter Kurzarbeit und will den Antrag dafür in der kommenden Woche bei der Arbeitsagentur stellen.

Jeder Passagier, der in Frankfurt ausbleibt, belastet Fraports operativen Gewinn (Ebitda) laut Konzernangaben mit 10 bis 14 Euro. Gemessen an den gut 70 Millionen Passagieren, die 2019 in Frankfurt abgefertigt wurden, würde ein Rückgang um 20 Prozent im Gesamtjahr zu einer Ergebnisbelastung von bis zu 200 Millionen Euro führen, führte Schulte in einer Beispielrechnung aus. Dazu kämen noch Rückgänge an den 29 Fraport-Flughäfen im Ausland, für die Schulte vorläufig einen Rahmen zwischen 50 und 100 Millionen Euro schätzte. 2019 hatte der Konzern insgesamt einen operativen Gewinn von knapp 1,2 Milliarden Euro erzielt.

Etwas besser sieht es bei der Fracht aus, die aktuell 8 bis 10 Prozent unter Vorjahr liegt. Vor allem in China sei die Produktion wieder angelaufen, und viele Güter würden per Luftfracht transportiert, sagte Schulte.

Zu einer konkreten Prognose zu den Geschäftszahlen im Gesamtjahr sah sich der Manager jedoch nicht in der Lage. Es sei nicht klar, wie lange die Krise anhalte. Auch könne man noch nicht einschätzen, wie viele Menschen letztlich doch eine Flugreise für den Sommer buchen. Dabei zeigte sich Schulte "überzeugt, dass Corona letztlich ein Einmaleffekt bleiben wird". Die Luftfahrt werde wieder auf ihren Wachstumskurs zurückkehren, die Frage sei nur, wann genau. Die Dividenden für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 will der Vorstand mit zwei Euro je Aktie stabil halten.

Unterdessen will Fraport für bis zu 10 000 Mitarbeiter in den operativen Bereichen Kurzarbeit beantragen, wie Schulte ankündigte. Man sei dazu im engen Kontakt mit den Personalvertretungen. Fraport hat bereits ein umfangreiches Sparprogramm eingeleitet. "Getätigt werden nur noch betrieblich zwingend notwendige Ausgaben", hieß es. Alle Kostenpositionen stünden auf dem Prüfstand.

Mit 1,22 Milliarden Euro ist der Personalaufwand der größte Kostenfaktor in der Fraport-Bilanz. Im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der Beschäftigten um 2,5 Prozent auf gut 22 500 Menschen. Neueinstellungen soll es nun bis auf Weiteres faktisch nicht geben. Arbeitsschichten im Flughafenbetrieb würden in den Sommer oder Herbst verschoben. Der Belegschaft wurde angeboten, unbezahlten Urlaub zu nehmen oder vorübergehend auf Teilzeit zu wechseln.

Die Lufthansa, die mehr als zwei Drittel des Flugverkehrs in Frankfurt bestreitet, hatte ihr Flugangebot für die kommenden Wochen kräftig zusammengestrichen. Das trifft nun auch Verbindungen von Frankfurt nach Nordamerika, auf denen die Passagierzahl im Februar noch gewachsen war. Denn ab diesem Samstag dürfen Reisende aus dem Schengen-Raum für vorerst 30 Tage nicht mehr in die USA einreisen.

Laut Fraport sind am Frankfurter Flughafen bereits 15 bis 20 derzeit nicht benötigte Maschinen abgestellt. Weitere kommen nach der US-Entscheidung hinzu, berichtete Schulte. Komplette Sperrungen eines Terminals, einer Landebahn oder eines Rollwegs seien derzeit nicht geplant, weil es operativ keinen Sinn habe. Allerdings könnte es sein, dass man einen Teil eines Terminals für einige Wochen oder Monate außer Betrieb setze, erklärt Schulte.

Im abgelaufenen Jahr steigerte Fraport den Umsatz um 6,5 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) legte um 4,5 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich blieb für die Aktionäre ein Gewinn von 421 Millionen Euro und damit elf Prozent weniger als im Vorjahr. Damals hatte ein Sonderertrag aus dem Verkauf des Flughafens Hannover den Überschuss nach oben getrieben. Die Anteilseigner - allen voran das Land Hessen und die Stadt Frankfurt - sollen je Aktie wie im Vorjahr eine Dividende von zwei Euro erhalten.

Beim Neubau des dritten Passagier-Terminals für rund 4 Milliarden Euro sieht sich Fraport im Plan. Die Arbeiten würden nicht gestreckt, erklärte Schulte. Ein erster Teilbereich für bis zu 5 Millionen Passagiere im Jahr soll Ende 2021 fertig sein und die beiden bestehenden Terminals entlasten. Bei den Ausschreibungen der Bauleistungen herrsche ein guter Wettbewerb, sagte Schulte. "Das ist vielleicht ein positiver Effekt der schwachen Konjunktur."

Fraport-Aktien erholen sich nicht nachhaltig

Die Aktien von Fraport sind am Freitag nach zunächst weiteren Verlusten nur vorübergehend ins Plus gedreht. Im sich zuletzt wieder erholenden Gesamtmarkt fielen sie nach vorgelegten Jahreszahlen und Aussagen zur weiteren Geschäftsentwicklung sowie generelle Unterstützung durch Maßnahmen der Regierung um letztlich 5,44 Prozent auf 36,66 Euro. Am Morgen noch waren die Aktien des Flughafenbetreibers zeitweise angesichts höher als erwarteter Investitionen mit 35,43 Euro auf den tiefsten Stand seit 2010 gesackt.

"Bei den Logistikunternehmen ist bereits sehr viel eingepreist, was die Coronavirus-Krise betrifft", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der comdirect Bank. Auch aktuelle Aussagen des Vorstandschefs erleichterten in der allgemein wieder aufgehellten Börsenstimmung. Stefan Schulte hatte während der Pressekonferenz gesagt, dass er im ersten Quartal zwar einen Nettoverlust, zugleich aber auch ein positives operatives Ergebnis (Ebitda) erwartet. Darüber hinaus rechne er damit, dass der Konzern, sobald die Coronavirus-Pandemie überstanden ist, wieder auf Vorkrisenniveau zurückkehren wird. Allein diese letzte Aussage deute auf eine Entspannung hin, sagte Lipkow dazu.

Zum Handelsstart indes hatten vor allem die laut Goldman Sachs-Analyst Partrick Creuset "deutlich höheren Investitionen" im neuen Jahr die Aktie tiefer ins Minus gedrückt. Auch der Stand der Nettoverschuldung und die Belastungen durch die Viruskrise wurden von Analysten negativ hervorgehoben. So schrieb Creuset etwa, dass die Höhe der Investitionen und die Nettoschulden rund 200 Millionen Euro über seinen Schätzungen gelegen hätten.

Das Zahlenwerk für 2019 bezeichneten Elodie Rall von JPMorgan und auch Creuset als "mehr oder weniger wie erwartet". Der Ausblick wurde unkonkret genannt. Allerdings enthalte er wegen der Viruskrise "klar negative Effekte", schrieb Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank. Er will nun seine Schätzungen für Fraport prüfen. Der Flughafenbetreiber prognostiziert aktuell virusbedingt einen deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang. Die Dividenden für 2019 und 2020 soll zugleich mit zwei Euro je Aktie stabil bleiben, was Analysten erwartet hatten.

Noch am Donnerstag waren die Fraport-Aktien nach Verkehrszahlen für Februar und ersten Aussagen über den negativen Einfluss der Coronavirus-Pandemie im März im Einklang mit dem Gesamtmarkt um knapp 12 Prozent eingebrochen. Seit Beginn des virusbedingten Börsencrashs am 24. Februar hat die Aktie aktuell rund 36 Prozent an Wert eingebüßt. Der MDax verlor zugleich rund 26 Prozent.

FRANKFURT (dpa-AFX)

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