07.09.2009 19:35:23

FOKUS/Rückversicherer für Erneuerungsrunde optmistisch

Von Ulrike Dauer

   Dow Jones NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Im Vorfeld der anstehenden Erneuerungsrunde schlagen einige der weltweit größten Rückversicherer leicht optimistische Töne zur Prämienentwicklung für 2010 an. Grund dafür ist die bisher milde Hurrikan-Saison, die nach ihrer Einschätzung neben einer schwächeren Nachfrage in einigen Segmenten zu im Schnitt stabilen Prämiensätzen führen dürfte.

   Die Rückversicherer kommen in dieser Woche in Monte Carlo mit ihren Kunden zu ersten Gesprächen über die ab 1. Januar geltenden Sätze für Rückversicherungsprämien zusammen.

   Die bisher geäußerten Einschätzungen stehen im Gegensatz zum vergangenen Jahr. Seinerzeit war die Mehrheit der Rückversicherer von einem Anstieg der Prämien für 2009 im zweistelligen prozentualen Bereich ausgegangen.

   Für Analyst Robert Mazzuoli von der Landesbank Baden-Württemberg decken sich die jüngsten Einschätzungen aus der Branche mit seinen eigenen Prognosen, nachdem sich die Hoffnungen im vergangenen Jahr auf einen krisenbedingten Anstieg der Prämien im zweistelligen Prozentbereich nicht erfüllt hätten.

   So hätten die Erstversicherer ihre Bilanzen im Zuge der Erholung der Kapitalmärkte gestärkt. Damit könnten sie mehr Geschäft in den eigenen Büchern halten anstatt für deren Rückversicherung zu zahlen, argumentiert Mazzuoli.

   Anfang 2009 seien die Kapitalerträge sehr stark von der Finanzkrise beeinträchtigt worden. Seinerzeit hätten die Erstversicherer Geschäfte an Rückversicherer zu deren Konditionen abgeben müssen, so Mazzuoli weiter. Nun stelle sich die Situation anders dar, und die Erstversicherer könnten Geschäft selbst halten, wenn die Rückversicherungsdeckung ihnen zu hoch erscheine.

   Er gehe davon aus, dass die Prämien wieder im Jahr 2011 beginnen zu sinken, falls es im nächsten Jahr keine Großschadensfälle gebe, erklärte Mazzuoli,

   Die Hannover Rückversicherung AG, einer der vier weltweit größten Rückversicherer gemessen am Bruttoprämienaufkommen, rechnet für die Erneuerungsrunde ab Anfang Januar mit einer "weitgehend stabilen" Prämienentwicklung, wie der Versicherungskonzern am Montag erklärte.

   Unter der Voraussetzung, dass genügend Spielraum für Rückversicherungen vorhanden sei und es nicht zu substanziellen Großschäden vor der Erneuerungsrunde komme, rechnet die Hannover Rück mit einem stabilen Preisumfeld für die Erneuerungsrunde ab dem 1. Januar, teilte die Hannover Rück am Montag auf einer Pressekonferenz in Monte Carlo mit.

   Der größere Wettbewerber Münchener Rück hatte bereits am Sonntag erklärt, dass der Versicherungskonzern für die anstehende Erneuerungsrunde im Januar von einer überwiegend stabilen Preisentwicklung ausgehe. Keinesfalls stelle sich der Konzern auf niedrigere Prämien ein.

   "Wir erwarten Seitwärtsentwicklungen in unsrem Brot- und Butter-Geschäft", sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek. Ausnahmen davon seien das britische Kfz-Haftpflicht- und das Australiengeschäft. In der Industrieversicherung rechne er mit Erneuerungen auf "hohem Niveau". "Ich sehe keine Preissenkungen", sagte Jeworrek.

   Der schweizerische Rückversicherer Swiss Re gab am Montag die optimistischste Prognose. "Wir beobachten einen breiten Aufwärtstrend in der gesamten Rückversicherungstarifierung, obschon diese Entwicklung je nach Sparte beträchtlich variiert", sagte Michel Lies, Leiter Client Markets.

   Während sich die Prämiensätze in den Sachsparten verbesserten, müssten sich jene in den Long-Tail-Segmenten - insbesondere im Haftpflicht- und Unfall-Bereich - noch an das tiefere allgemeine Zinsumfeld anpassen, fügte Lies hinzu. In diesen Segmenten würden die jahrelange Erosion des Prämienniveaus und die erwarteten Schadentrends noch nicht angemessen reflektiert.

   Die Rückversicherer zeichnen zwei gegenläufige Trends, die kurzfristig Geschäft und Prämiensätze beeinflussen dürften. Auf der einen Seite beobachten Rückversicherer wie die Hannover Rück, dass die Finanzkrise zu einem Kapitalengpass bei ihren Kunden, den Erstversicherern, geführt hat.

   Daher bietet aus Sicht der Hannover Rück das gegenwärtige Umfeld in einigen Bereichen attraktive Gelegenheiten, um die Nachfrage nach Rückversicherungen voranzutreiben und dementsprechend auch die Preise in einigen Marktsegmenten zu erhöhen. Dies zeige sich vor allem in sehr kapitalintensiven Marktsegmenten, so die Hannover Rück weiter.

   Die Münchener Rück führt höhere Preise auf ein geringer werdendes Rückversicherungsangebot zurück. Geringere Leistungen sieht der Versicherungskonzern bei Naturkatastrophen, Kredit-Rückversicherungen und Rückversicherungen in der Managerhaftpflicht.

   Auf der anderen Seite erwartet die Münchener Rück, dass die Erstversicherungspreise angesichts der Konjunkturschwäche unter Druck geraten könnten. Für Versicherungen stehe nur noch ein geringeres Einkommen der Versicherten zur Verfügung.

   Preise im US-Haftpflichtgeschäft müssten noch nachhaltig angehoben werden um ein risikoadäquates Niveau zu erreichen, stellte überdies die Hannover Rück fest. Bei Policen für Naturkatastrophen seien ebenfalls nicht alle Erwartungen in die Prämienentwicklung erfüllt worden.

Webseiten: www.munichre.com www.hannover-re.com www.swiss-re.com

-Von Ulrike Dauer, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29 725 500, unternehmen.de@dowjones.com (Anita Greil aus Zürich hat zu dem Bericht beigetragen) DJG/DJN/mkl/rio/cbr (END) Dow Jones Newswires

   September 07, 2009 13:04 ET (17:04 GMT)

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