Kernkraftwerk 20.09.2022 14:39:00

E.ON-Aktie verliert: Bund Naturschutz fordert nach Ventilschaden Abschaltung von Isar 2 nach Leckage

E.ON-Aktie verliert: Bund Naturschutz fordert nach Ventilschaden Abschaltung von Isar 2 nach Leckage

"Die schockierenden Informationen des Atomkraftwerksbetreibers Preussen-Elektra über einen anscheinend bis vor kurzem entweder nicht entdeckten oder vertuschten Schaden eines kaputten Ventils im Reaktor bestätigen die Befürchtungen des Bundes Naturschutz: Das Atomkraftwerk ist nicht sicher und muss schleunigst abgeschaltet werden", sagte der Landesvorsitzende des BN, Richard Mergner, der Deutschen Presse-Agentur in München.

Weiter sagte Mergner mit Blick auf die von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geführte Landesregierung: "Statt ihre Energie in Ablenkdiskussionen über den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken zu verpulvern, sollten CSU und Freie Wähler endlich ein engagiertes bayerisches Energiesparkonzept und die massive Beschleunigung des Ausbaus von Wind- und Sonnenenergie beschliefen, bewerben und und umsetzen."

Am Montag war bekanntgeworden, dass der Betreiber von Isar 2, der E.ON-Tochter ( Preussen-Elektra, das Bundesumweltministerium schriftlich darüber informiert hat, dass das Kraftwerk spätestens im Oktober wegen einer Leckage für rund eine Woche stillgelegt werden müsse, sollte es über das Jahresende hinweg als Energiereserve eingeplant werden. Eine spätere Reparatur sei nicht möglich, weil der Reaktor dann wegen der reduzierten Leistung der Brennstäbe nach dem Stillstand nicht mehr hochgefahren werden könne, hieß es vom Betreiber.

Das Bundesumwelt- und das Bundeswirtschaftsministerium hatten daraufhin erklärt, es müsse erneut geprüft werden, ob Isar 2 weiter, wie bisher geplant, als Reservekraftwerk infrage komme, das neben dem Meiler in Neckarwestheim (Baden-Württemberg) noch bis April Strom liefern könnte. Die Reparatur sei nach Auskunft des Betreibers nicht notwendig, sollte das AKW wie durch den beschlossenen Atomausstieg zum Jahresende den Leistungsbetrieb beenden.

Ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums hatte den Fall am Montagabend als "sicherheitstechnisch unbedenklich" eingestuft. Er sei der Aufsichtsbehörde des Landes bekannt. "Es handelt sich um kein meldepflichtiges Ereignis." Sicherheit habe oberste Priorität. "Das bayerische Umweltministerium bleibt daher bei der durch ein Gutachten des TÜV Süd bestätigten Haltung: Ein Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Isar 2 wäre sicherheitstechnisch möglich. Für die Schaffung der rechtlichen Grundlagen wäre eine zügige Änderung des Atomgesetzes durch den Bund erforderlich."

Seitens des Bundes hatte auch die Stellungnahme des TÜV Süd viel Kritik herbeigerufen, da sie weder den Kriterien eines Gutachtens entspreche, noch die dort gefällten Schlussfolgerungen legitim seien.

Seit Russland im Zuge seines Angriffskrieges gegen die Ukraine weniger Gas nach Deutschland liefert, wird über einen längeren Betrieb der drei verbliebenen Atomkraftwerke diskutiert. Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sehen vor, zwei Kraftwerke für den Fall von Engpässen noch bis Mitte April einsatzbereit zu halten: Isar 2 und Neckarwestheim. Nach dem unter der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschlossenen Atomausstieg sollten eigentlich alle deutschen Atomkraftwerke zum Jahresende vom Netz gehen.

Ministerin Lemke beklagt fehlende Hinweise aus Bayern zu Leck in AKW

Nach dem Bekanntwerden eines reparaturbedürftigen Lecks im bayerischen Atomkraftwerk Isar 2 beklagt Bundesumweltministerin Steffi Lemke, keine früheren Hinweise aus Bayern erhalten zu haben. Insbesondere die Union und den bayerischen Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Thorsten Glauber (Freie Wähler), nimmt die Grünen-Politikerin dabei ins Visier, wie sie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur deutlich machte.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und CDU-Chef Friedrich Merz hätten sich ja beide den Reaktor angeschaut und mit dem Betreiber gesprochen. "Ich frage mich schon, ob sie über die Leckage nicht informiert wurden, oder ob sie das Problem in ihrer Pressekonferenz am 4. August vor dem Reaktor einfach verschwiegen haben", sagte Lemke der dpa. "Es stellt sich auch die Frage, warum Minister Glauber, immerhin Chef der bayerischen Atomaufsicht, nicht auf das Problem hingewiesen hat. Das ist einfach unseriös", sagte sie weiter.

"Wir sind gerade dabei, die veränderte Situation zu bewerten und Schlussfolgerungen zu ziehen", erklärte Lemke. Neben der nötigen Reparatur im Oktober bedürfe es für einen Notfallreservebetrieb ab Januar noch zusätzlich einer Gesetzesänderung, betonte die Ministerin. Deshalb stünden nun Gespräche mit dem Betreiber an. "Richtig ist, dass jetzt sehr zeitnah vom Betreiber entschieden werden muss, ob er diese Reparaturen durchführt", sagte Lemke.

Das aufgetretene Leck mache deutlich, "dass Fragen der Sicherheitsanforderungen bei der politischen Debatte über eine Laufzeitverlängerung von CDU und CSU systematisch ignoriert werden", kritisierte die Ministerin. "Die neue Wendung ist für mich auch eine Bestätigung, dass eine Laufzeitverlängerung von drei bis vier Jahren nicht verantwortlich und auch nicht einfach möglich ist", bekräftigte die Grünen-Politikerin.

Via XETRA drehen die E.ON-Aktien ins Minus und verlieren zeitweise 2,88 Prozent auf 8,29 Euro.

MÜNCHEN / BERLIN(dpa-AFX)

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Bildquelle: E.ON,PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

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