Jahresrückblick Teil 3 30.12.2014 17:40:02

Der IPO-Sommer 2014 mit Alibaba, Zalando und Co.

Der US-amerikanische Leitindex hat in diesem Jahr eine Performance hingelegt, mit der weder der heimische ATX noch der deutsche Leitindex DAX mithalten können. Schauen Sie mit uns im letzten Teil der Jahresrückblick-Trilogie auf Fed, QE3 sowie den IPO-Sommer und wagen Sie einen kleinen Ausblick auf das kommende Jahr.

Fed und US-Konjunktur treiben den Dow Jones

Für die Aufwärtsrally des Dow Jones in diesem Jahr gibt es vor allem zwei Gründe: Die amerikanische Wirtschaft und die US-Notenbank Fed.

Nach der Finanzkrise 2008 hatte die US-Notenbank unter ihrem damaligen Vorsitzenden Ben Bernanke ein riesiges Konjunkturpaket inklusive Anleihekäufen beschlossen. Zusammen mit seiner Nachfolgerin Janet Yellen, die der Fed seit dem 1. Februar 2014 vorsteht, hatte es Bernanke verstanden, dem Markt die richtigen Botschaften zu senden. Inzwischen ist das mehrere milliardenschwere Konjunkturpaket namens QE3 ausgelaufen. Dem Aktienmarkt hat das aber nicht geschadet, was vor allem am gut gewählten Zeitpunkt für den Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm liegt.

Und das führt uns zum zweiten Grund für die Rekordjagd des Dow Jones: Die US-Wirtschaft befindet sich zum Ende des laufenden Jahres auf einem kräftigen Wachstumskurs. In einem Bericht der Fed Mitte Dezember heißt es, im Verarbeitenden Gewerbe habe sich die Lage ebenso verbessert wie bei den Dienstleistern. Im Baugewerbe und am Immobilienmarkt sei es in den vergangenen Monaten ebenfalls bergauf gegangen, so die Fed weiter.

Die Wirtschaft in den USA hat so kräftig Fahrt aufgenommen und eine solche Stabilität erreicht, dass die US-Notenbank bereits eine Zinserhöhung Mitte des kommenden Jahres im Blick hat. Auch diese für Anleger unschönen Aussichten belasteten den Dow nur kurzzeitig.

Alibaba legt größten Börsengang aller Zeiten aufs US-Parkett

Die gute Stimmung an der US-Börse kam im Laufe des Spätjahres 2014 auch dem Internet-Giganten Alibaba zugute. Die chinesische Handelsplattform legte im September den größten Börsengang aller Zeiten hin. Unter dem Kürzel "BABA" hatte Alibaba den Sprung aufs New Yorker Börsenparkett gewagt. Der Erstkurs der Alibaba-Aktie bildete sich bei 92,70 US-Dollar - annähernd 40 Prozent über dem Emissionspreis. Bei der Emission hatte der Online-Riese 21,8 Milliarden Dollar eingenommen. Alibaba ist damit nun mehr als 200 Milliarden Dollar wert.

IPO-Sommer in Deutschland mit Zalando und Rocket Internet

In Deutschland gab es Anfang Oktober zwei große IPOs: Der Online-Händler Zalando und der Start-Up-Helfer Rocket Internet wagten den Sprung aufs Frankfurter Börsenparkett. Den Anfang der beiden Internet-Konzerne machte Zalando. Die Aktie des selbsternannten Amazon-Konkurrenten legte ein maues Börsendebüt hin und schloss an ihrem ersten Handelstag um den Emissionspreis von 21,50 Euro.

Seitdem legten die Zalando-Papiere mehr als 15 Prozent zu und sind inzwischen in den SDAX aufgestiegen. Dort ersetzte der Online-Händler kurz vor dem Weihnachtsfest den Spezialisten für energieeffiziente Gebäudetechnik Centrotec Sustainable. Außerdem kündigte Zalando für dieses Jahr erstmals schwarze Zahlen an.

Noch durchwachsener lief das IPO von Rocket Internet. Der IT-Konzern, der jungen Unternehmen zu einem erfolgreichen Start verhilft, legte beim Börsengang keinen Raketenstart hin - ganz im Gegenteil: Der Erstkurs der Rocket Internet-Aktie bildete sich bei 42,50 Euro, was exakt dem Emissionspreis entsprach. Seit dem Börsendebüt ging es für die Rocket-Aktie allerdings nur kurzzeitig nach unten, das Plus beträgt inzwischen annähernd 35 Prozent.

Ausblick auf das neue Börsenjahr

Dass Europas Börsen für Neueinsteiger wieder attraktiv sind, zeigt eine aktuelle Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC). Insgesamt wagten europaweit über 340 Unternehmen den Schritt aufs Parkett. Laut der Studie betrug der Gesamtwert der Börsengänge annähernd 50 Milliarden Euro und liegt damit um über 80 Prozent über dem Vorjahr. Damit verzeichneten die europäischen Börsen 2014 die stärksten IPO-Aktivitäten seit 2007, so die Experten.

Für 2015 rechnet PwC wieder mit IPO-Aktivitäten auf dem Niveau des gerade ablaufenden Jahres. "Die Rahmenbedingungen sind auch im kommenden Jahr gut", sagte PwC-Kapitalmarktexperte Christoph Gruss. Die Nachfrage nach lukrativen Unternehmen bleibe in einem durch niedrige Zinsen gekennzeichneten Umfeld hoch. Die Pipeline an Börsenkandidaten ist auch 2015 gut gefüllt.

Im kommenden Jahr dürfte die Anleger die Ukraine-Krise weiter beschäftigen. Die russische Konjunktur steht mächtig unter Druck, ebenso die Landeswährung. Wie wird Russlands Präsident Wladimir Putin in Zukunft auf die Isolation seines Landes reagieren? Plant er weitere militärische Interventionen? Wie verhält sich die EU? Werden die Sanktionen gelockert oder gar verschärft?

Gespannt schauen die Anleger auch auf Griechenland. Nach den gescheiterten Präsidentschaftswahlen in Athen deutet sich dort eine unruhige Zukunft an. Im kommenden Jahr werden Neuwahlen stattfinden, einige Pessimisten warnen deshalb schon vor der Rückkehr der "Griechen-Krise".

Die EZB wird 2015 ebenfalls viele Hände voll zu tun haben. EZB-Chef Mario Draghi und seine Notenbanker müssen weiter gegen die Sorgen um eine niedrige Inflation, die niedrigen Zinsen und die schwache Konjunktur kämpfen. Eine Lösung ist derzeit nicht in Sicht, die Geldpolitik in der Eurozone könnte deshalb 2015 weiter gelockert werden - die europäischen Börsen dürfte das auch im kommenden Jahr weiter nach oben treiben.


Von Markus Gentner


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