Nach Beinahe-Unfall |
27.01.2024 22:48:00
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Das Boeing-Desaster und Warren Buffett: Auch Berkshire Hathaway-Tochter von Boeing-Problemen betroffen
• Boeing als Großkunde schon in der Vergangenheit Belastungsfaktor
• Neue Turbulenzen könnten Geschäft der Berkshire-Tochter erneut beeinflussen
Warren Buffett hat bei der Auswahl seiner Beteiligungen klare Vorgaben. So investiert der Starinvestor mit seiner Holding Berkshire Hathaway in Unternehmen mit langfristig guten Aussichten, einem verständlichen Geschäftsmodell und einem fähigen Management. Verfügt der potenzielle Investmentkandidat dann noch über einen wirtschaftlichen Burggraben (engl. moat), ist er also vor möglichen Konkurrenten durch eine außergewöhnliche Marktstellung oder Hürden geschützt und erscheint dem Investor zudem als unterbewertet, schlägt Buffett häufig zu.
Auf Precision Castparts, einen Hersteller von Industriekomponenten, trafen zum Zeitpunkt des Einstiegs von Berkshire Hathaway offenbar die wichtigsten Voraussetzungen zu: Das Investmentvehikel des Starinvestors hat im Jahr 2015 37,2 Milliarden US-Dollar für die Komplettübernahme des Industriekonzerns auf den Tisch gelegt, seitdem ist das Unternehmen im Besitz von Berkshire. "Ich habe PCC's Betrieb schon lange bewundert", verkündete Buffett im Rahmen der Übernahme.
Investment kein Rendite-Selbstläufer
Doch trotz der Vorschusslorbeeren, die Buffett für Precision Castparts in petto hatte, lief in den vergangenen Jahren nach der Übernahme nicht alles rund. Insbesondere die enge Verbindung von Precision zu einem der wichtigsten Konzernkunden, dem Flugzeugbauer Boeing, hat bereits in der Vergangenheit für Turbulenzen gesorgt. Denn Produktionsverzögerungen bei dem Airbus-Konkurrenten hatten bereits zwischen 2019 und 2022 auf das Geschäft von Precision Castparts durchgeschlagen, wie dem Jahresbericht 2022 von Berkshire zu entnehmen ist. "Produktionsverzögerungen bei Boeings 737 MAX- und 787-Programmen haben sich in den letzten drei Jahren nachteilig auf das Geschäft von PCC ausgewirkt", heißt es dort.
Jüngste Boeing-Probleme als neuer Belastungsfaktor?
Dass ausgerechnet der Großkunde Boeing nun erneut in Turbulenzen geraten ist, könnte nun Precision Castparts erneut in Mitleidenschaft ziehen. In einer der Maschinen des Flugzeugbauers war es Anfang Januar zu einem Beinahe-Unfall gekommen, als ein Kabinenteil samt Fenster während eines Fluges abriss. In den Folgetagen fand nicht nur die betroffene Airline - Alaska Air - weitere Probleme an anderen Boeing-Maschinen, sondern es meldeten sich reihenweise Flugunternehmen, die an ihrer Boeing-Flotte Auffälligkeiten bemerkt hatten. Die US-Luftfahrtbehörde nahm daraufhin Ermittlungen auf. An der Börse stürzte die Boeing-Aktie ab, was Analysten dazu veranlasste, den Anteilsschein abzustufen.
Im Windschatten der Boeing-Probleme triumphierte ausgerechnet dessen größter Konkurrent, Airbus: Die Airbus-Aktie schaffte es sogar auf ein neues Rekordhoch.
Während Airbus von den Boeing-Problemen profitiert, dürfte sich die Berkshire-Beteiligung Precision Castparts ihrerseits mit neuen Problemen konfrontiert sehen. Sollten Boeings Probleme auf das eigene Geschäft durchschlagen und die Produktionsaufträge an die Berkshire-Tochter belasten, ist mit einer Anpassung des Geschäfts bei Precision zu rechnen. Bereits im Rahmen der Jahreshauptversammlung 2020 hatte Warren Buffett selbst klargestellt, wie wichtig Boeing für Precision Castparts ist: "Wenn Sie an Boeing denken, ist das ein verdammt gutes und wichtiges Unternehmen", sagte er. "Es ist ein riesiger Exporteur und wirkt sich auf viele Arbeitsplätze aus. Und einige davon sind bei uns."
Wie und in welchem Umfang Precision Castparts unter dem Boeing-Fiasko leidet, wird sich wohl frühestens in einigen Monaten zeigen, wenn die Zahlen für das aktuell laufende Geschäftsquartal zur Veröffentlichung anstehen. Im Gesamtjahr 2022 hatte Precision rund 7,5 Milliarden US-Dollar zum Berkshire-Umsatz beigetragen, auf Gewinnebene vor Steuern kamen 1,2 Milliarden US-Dollar von der Berkshire-Tochter. Sie ist also eine wichtige Säule im Berkshire-Gesamtkonzern.
Redaktion finanzen.at
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