21.06.2016 15:03:56

Cryan: Deutsche Bank ist für den Brexit-Fall "gut vorbereitet"

   Von Madeleine Nissen

   BERLIN (Dow Jones)--Die Deutsche Bank hat sich für den Fall eines Brexit gewappnet. Die Tage rund um das Referendum der Briten über den Verbleib in der Europäischen Union werden für die Kapitalmärkte ein "Härtetest", sagte Vorstandschef John Cryan bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsrats der CDU. "Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass wir uns bei der Deutschen Bank gut darauf vorbereitet haben." Die Ergebnisse des Referendums werden am Freitagmorgen erwartet. Der Brite Cryan hofft auf einen Verbleib seiner Landsleute innerhalb der Europäischen Union.

   Auch ohne Brexit sind die Aussichten nicht rosig. Cryan warnte vor einer Dauerstagnation in Teilen Europas. "Es ist offensichtlich, dass mit Europas Wirtschaft etwas nicht stimmt", sagte Cryan. Das zeige ein Vergleich mit den Vereinigten Staaten. Dort ist die Wirtschaft seit der Finanzkrise von 2008 um 11 Prozent gewachsen. "Dagegen kommt die Konjunktur bei uns nicht in Schwung", warnte Cryan. Deutschland schneide mit einem Plus von 6 Prozent noch vergleichsweise gut ab. "In einer Reihe europäischer Länder verharrt die Wirtschaftsleistung dagegen weiterhin unter dem Niveau von 2008", sagte er.

Cryan: Banken droht Teufelskreis

Die europäischen Banken haben nicht nur wegen der Konjunktur Schwierigkeiten, Fuß zu fassen. Sie kranken aus Cryans Sicht an zu hohen Kosten. In seinem eigenen Haus prüft Cryan seit Amtsantritt mit eiserner Hand die Ausgaben und kürzt sie, wo er nur kann. Hierzu gehört auch ein groß angelegter Stellenabbau sowie die Schließung von rund 200 Filialen. Die Deutsche Bank sei stabiler geworden, sagte Cryan. "Gleichwohl haben wir noch einen guten Teil der Wegstrecke vor uns", sagte der Brite. Die Deutsche Bank muss nach seinen Worten weitere juristische Altlasten loswerden, mehr Eigenkapital aufbauen und ihre internen Kontrollsysteme weiter verbessern.

   Die teils zähen Änderungsprozesse werden in der Öffentlichkeit mit Misstrauen beobachtet, auch deshalb, weil die Bank rund 7.000 Prozesse am Hals hat. Davon ist zwar nur eine Handvoll wirklich gravierend, aber die schiere Zahl schockiert viele. "Ich verstehe, dass die Gesellschaft und besonders die Politik in Deutschland erst sehen wollen, ob wir uns insgesamt tatsächlich gebessert haben", sagte Cryan. Er beklagte gleichwohl, dass Banken mitunter heute nur noch als "notwendiges Übel" gesehen würden. "Das betrübt mich persönlich, weil ich selbst gerne Banker bin."

   Eine Überlastung der Banken insgesamt sieht der Vorstandschef der Deutschen Bank durch die internationale Regulierung. Diese belaste Europas Banken überproportional, sagte er. Die Banken liefen den immer strengeren Anforderungen fast pausenlos hinterher, kritisierte Cryan. "Es droht ein Teufelskreis: Schwache Banken stehen einer Erholung der Wirtschaft im Weg und weil wiederum die Konjunktur nicht in Schwung kommt, fällt es den Banken umso schwerer, wieder Tritt zu fassen." Die härtere Regulierung sei nachvollziehbar, aber die Banken bräuchten Sicherheit in der Planung, forderte Cryan.

   Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com

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