Covestro-Börsengang: Bayer-Tochter mit starkem IPO bei 26,00 Euro

Mit einer Erstnotiz bei 26,00 Euro gelang Covestro der Gang an die Frankfurter Börse - ein IPO mit einem ersten Aktienkurs, der leicht über den zuletzt eingedampften Erwartungen lag. Und in einem guten Marktumfeld stiegen die Covestro-Papiere weiter: Die Aktie schloss bei 26,50 Euro und gewann damit gegenüber dem Emissionspreis 10,4 Prozent. Schon der erste Kurs hatte um 8,3 Prozent über dem Ausgabepreis gelegen. In der Spitze erreichte die Aktie einen Kurs von 26,99 Euro.

Der Emissionspreis war von der Bayer-Tochter am vergangenen Freitag bei 24,00 Euro festgelegt worden. Das Platzierungsvolumen beträgt 1,5 Milliarden Euro. Auf Basis der Gesamtzahl von 202,5 Millionen Aktien und des Ausgabepreises von 24 Euro pro Aktie beträgt die Marktkapitalisierung von Covestro damit 4,86 Milliarden Euro.

Covestro-Börsengang deutlich kleiner als im Vorfeld erhofft

Vor wenigen Wochen noch hatten Analysten damit gerechnet, dass der Covestro-Börsengang der größte Börsengang seit 15 Jahren werden würde. Die Kunststofftochter des deutschen Bayer-Konzerns sollte demnach nach dem IPO einen Börsenwert von 7,5 bis acht Milliarden Euro erreichen. Sie hatten mit einem Platzierungsvolumen von 2,5 Milliarden Euro gerechnet. Die Markteintrübungen allerdings, die durch den Abgas-Skandal von Volkswagen ausgelöst wurden und die Sorgen vor einer schwächelnden Konjunktur, machten Covestro einen Strich durch die Rechnung.

Am vergangenen Donnerstag hatte Bayer den Markt überrascht, als der Konzern die Erwartungen an den Covestro-Börsengang deutlich eingedampft und den Gang aufs Parkett um einige Tage verschoben hatte. Ursprünglich sollten die Aktien für 26,50 bis 35,50 Euro unter die Interessenten gebracht werden - für Investoren letztlich sehr enttäuschend. "Das ist nicht schön, aber Bayer musste reagieren", sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu der Entscheidung des deutschen Chemiekonzerns.

Covestro-Aktie vom Börsenumfeld abhängig

Die Covestro-Aktie bleibt dennoch ein spannendes Investment: Der Börsengang von Covestro sei Teil eines großen Masterplans von Bayer und ein richtiger Schritt, so Tüngler weiter. Die deutlich herabgesenkte Preisspanne wurde von den Anlegern nun offensichtlich als günstig empfunden. Der um eine Milliarde Euro niedrigere IPO-Erlös soll nun Bayer zufolge durch eine um eine Milliarde Euro angehobene Kapitaleinlage bei Covestro ausgeglichen werden - für Covestro ist das sehr wichtig, da die Bayer-Tochter ein Investment-Grade-Rating anstrebt.

Nach dem Börsengang beläuft sich der Streubesitz der Covestro-Aktien auf annähernd 31 Prozent. Bayer hält also weiterhin die Mehrheit am Unternehmen. Covestro ist ein klassischer Industriewert, der gut durchkalkulierbar und damit für konservative Fonds interessant sein dürfte. Zukünftig könnte Covestro ein potentieller Kandidat für den Index der mittelgroßen Werte MDAX sein, sagt Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner.

Um jeden Preis müssen Anleger die Papiere aber nicht haben: Zu diesem Schluss kommen viele Aktienexperten. Wie die Covestro-Aktie in den kommenden Tagen performen wird, ist derzeit nicht wirklich kalkulierbar - das hängt auch von den Unsicherheiten um die Zinswende in den USA ab. Behält die US-Notenbank ihre lockere Geldpolitik bei oder erhöht sie noch in diesem Jahr den Leitzins? Das könnte Anleger auch weiter verunsichern. Sicher in Bezug auf die Covestro-Aktie ist deshalb nur eines: Mit dem Emissionserlös will Covestro Schulden beim Mutterkonzern Bayer tilgen.

Von Markus Gentner/Redaktion finanzen.at