16.04.2015 14:12:00
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conwert-Übernahme geplatzt - IVA: Deutsche Wohnen agierte ungeschickt
Die Deutsche Wohnen wollte mindestens 50 Prozent plus eine Aktie an der conwert und bot von Anfang an - unverrückbar - 11,50 je Aktie, das wären in Summe mehr als 1 Mrd. Euro gewesen. "Aus meiner Sicht waren sie hier nicht optimal beraten oder haben die Situation nicht sehr geschickt eingeschätzt", sagte der Präsident des Interessenverbands für Anleger (IVA) heute, Donnerstag, zur APA. Die Deutsche Wohnen habe sich selbst jede Flexibilität genommen. In Österreich sei man aber gewohnt, dass doch die eine oder andere Nachbesserung eines Übernahmeangebots möglich ist. "In der Endphase muss man noch etwas im Talon haben, um nachbessern zu können - das ist gut investiertes Geld."
Außerdem seien sich die Deutschen "ihrer Sache zu sicher" gewesen, hätten sich dabei aber nur auf die positiven Signale der beiden Großaktionäre Hans Peter Haselsteiner und Karl Ehlerding verlassen. Mit den "unzufriedenen Aktionären" - Alexander Proschofsky und die Investorengruppe um Klaus Umek von der Firma Petrus Advisers - hätten sich die Deutschen "zu wenig auseinandergesetzt". Diese Anteilseigner hatten das Übernahmeangebot von Anfang an als "zu gering" abgeschmettert und unter den anderen Kleinaktionären entsprechend Stimmung gemacht. "In der Kommunikation nutzten sie ihren Heimvorteil aus", so Rasinger.
Das Management der Deutsche Wohnen habe "all die Emotionen, die sich bei der conwert über die Jahre aufgebaut haben, zu wenig beachtet", meinte der Kleinaktionärsvertreter unter Verweis auf die "Schatten aus der Vergangenheit", aus der Zeit des Unternehmensgründers Günter Kerbler und dessen Partner Ex-CEO Johann Kowar. Diese hätten ein managementmäßig schlecht aufgestelltes Unternehmen hinterlassen.
"Das Portfolio der conwert ist nicht schlecht, das Unternehmen ist nur schlecht finanziert und verwaltet", analysierte Rasinger. Von der Größe her sei der Wiener Immobilienkonzern "nicht in der Lage, eine Restrukturierung zu machen". "Ich stelle die Frage, ob man die conwert langfristig als eigenständiges Unternehmen braucht - am besten man verkauft die Liegenschaften sukzessive ab und gibt den Aktionären das Geld zurück, derzeit ist es günstig, zu verkaufen", meinte der IVA-Chef.
Die Kleinaktionäre, die sich während der Angebotsfrist an den IVA wandten, seien verunsichert gewesen. "Anleger entscheiden oft aus dem Bauch heraus - nicht rein rational und nach sachlichen Argumenten, das haben die Deutschen unterschätzt", resümierte Rasinger. "Sie haben zur Kenntnis nehmen müssen, dass es in Österreich und bei der conwert doch ein bisschen anders läuft als in Deutschland."
"Die Deutsche Wohnen hätte gute Chancen gehabt, wenn sie flexibler gewesen wäre", glaubt er. Insgesamt bedauerte Rasinger die geplatzte Übernahme. "Ich finde es schade, weil es keine Plan B gibt." Auch die "Uneinigkeit unter den Aktionären" sei wieder sehr evident geworden. "Es wird weiter lustvoll gestritten werden - das ist schlecht, es verdienen weiterhin nur die Anwälte."
Die Aussagen des Bauunternehmers und Großaktionärs Haselsteiner, der vergangenes Wochenende mit einem "Aktionärskrieg" drohte, falls der Deal mit der Deutsche Wohnen nicht zustande käme, wertete Rasinger als "die spontane, emotionale Reaktion eines alternden Alpha-Tieres". Haselsteiner habe die Aktionäre immer als "nützliche Idioten" behandelt und den Kapitalmarkt zu seine Gunsten benützt - auch bei der Strabag, wo er alle geschürten Erwartungen nicht erfüllt habe. Der conwert hätte sich der Bau-Tycoon laut Rasinger "gerne mit einem ordentlichen Schnitt entledigt". Haselsteiner war dort vor einigen Jahren eingestiegen, als der Kurswert noch weit unter dem bis gestern gebotenen Übernahmepreis von 11,50 Euro je Aktie lag.
(Schluss) kre/tsk
ISIN AT0000697750 DE000A0HN5C6 WEB http://www.conwert.at http://www.deutsche-wohnen.com
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