Weiterer Jobabbau möglich 28.07.2014 17:58:32

Commerzbank setzt angeblich erneut den Rotstift an

Das zweitgrößte deutsche Geldhaus wolle Teile des Bereichs Finanzen, in den unter anderem die Finanzbuchhaltung fällt, an externe Dienstleister auslagern, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Finanzkreise. Davon seien die Aufgaben von mehreren hundert Mitarbeitern betroffen. Die dadurch drohenden Stellenstreichungen gingen über den erst vor einem Jahr vereinbarten Abbau von 5.200 Stellen hinaus.

"Im Rahmen der regelmäßigen Überprüfung der Geschäftsprozesse plant die Commerzbank Umstrukturierungen im Bereich Finance", sagte eine Commerzbank-Sprecherin der Zeitung. Die Bank habe dazu Gespräche mit dem Betriebsrat aufgenommen.

Auch bei der Commerzbank-Tochter Hypothekenbank Frankfurt sollen die Kosten schneller als bisher geplant sinken, wie das Handelsblatt weiter schreibt. Das Institut habe am Freitag intern bekanntgegeben, dass die sechs Inlandsniederlassungen am 30. September 2015 schließen sollen - drei Monate früher als ursprünglich avisiert. Hintergrund sei der unerwartet schnelle Abbau von Immobilienkrediten. Davon sind rund 100 Beschäftigte betroffen. Die Commerzbank-Sprecherin bestätigte den Termin. "Der Abbau soll so sozialverträglich wie möglich erfolgen", sagte sie. Die Instrumente dafür seien im Sozialplan und in den aktualisierten Anlagen des Interessenausgleichs umfassend geregelt.

Wie das Handelsblatt weiter berichtet, hat die Finanzaufsicht Bafin Mängel im IT-Bereich der Commerzbank gerügt. Die Bafin habe den IT-Bereich, darunter auch Themen der Datensicherheit, im Rahmen einer Sonderprüfung nach Paragraf 44 des Kreditwesengesetzes unter die Lupe genommen, berichtet die Zeitung aus Finanzkreisen. Im endgültigen Bericht, der der Bank im Frühjahr zugestellt wurde, hätten die Bankaufseher dem Institut zahlreiche Mängel vorgeworfen. In drei Punkten bescheinigte die Aufsichtsbehörde dem zweitgrößten deutschen Geldhaus "schwerwiegende Verstöße", so das Handelsbatt. Das sei die schlechteste Note, die die Aufseher bei solchen Prüfungen vergeben. Die Bank habe sich zu den Informationen nicht geäußert.

Der Zeitung zufolge hat die Commerzbank schon im vergangenen Jahr eine Projektgruppe eingerichtet, die die Mängel beheben soll. Viele der Mängel sollen in der Zwischenzeit abgestellt worden sein, so das Handelsblatt. Im Lenkungsausschuss des betreffenden Projekts sollen neben IT-Vorstand Frank Annuscheit auch Commerzbank-Chef Martin Blessing sitzen.

"Im Rahmen der regelmäßigen Überprüfung der Geschäftsprozesse plant die Commerzbank Umstrukturierungen im Bereich Finance", sagte ein Sprecher am Montag und bestätigte damit den Bericht des "Handelsblatts". Dem Sprecher zufolge hat der Konzern bereits Gespräche mit dem Betriebsrat aufgenommen. Wie viele Stellen betroffen sein könnten, ist offen.

Für die Commerzbank gehört Sparen offenbar künftig zum Geschäftsmodell. Das geht aus einem Interview für das Intranet der Bank mit Personalvorstand Frank Annuscheit hervor, in dessen Inhalt das Wall Street Journal Deutschland Einblick hatte. "Wir werden dahin kommen müssen, Kostendisziplin als dauernde Management-Aufgabe zu betrachten", heißt es in dem Interview.

"Die guten alten Zeiten werden nicht wieder zurückkommen", sagte Annuscheit, der damit auf Medienberichte reagierte, wonach das Kreditinstitut zusätzlich zu den 2013 angekündigten 5.200 Stellen weitere Arbeitsplätze in der Finanzbuchhaltung streicht. Die Bank wollte das Interview und die darin getätigten Aussagen nicht kommentieren.

Frank Annuscheit erklärt den Beschäftigten in dem Intranet-Gespräch auch die Hintergründe der jüngsten Sparmaßnahmen und die Auslagerung standardisierbarer Aufgaben im Bereich Finance an polnische Tochtergesellschaften. Die Commerzbank habe bislang im Marktvergleich "zu wenig Gebrauch" von Konsolidierungsprozessen gemacht, um standardisierbare Tätigkeiten "günstiger erledigen zu lassen", sagt Annuscheit in dem Gespräch. "Das werden wir uns auf Dauer nicht mehr leisten können."

Annuscheit will die Veränderungen in der Finanzbuchhaltung nicht als Entlassungswelle verstanden wissen. Es gehe darum, Aufgaben innerhalb des Konzerns zu verlagern und nicht um Outsourcing im klassischen Sinne. Dazu habe ein Treffen mit dem Betriebsrat stattgefunden, ein zweites Treffen ist für Mitte September anberaumt.

Dow Jones Newswires

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