Grund zur Freude |
02.07.2021 12:40:00
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Carl Zeiss Meditec im Fokus: Börsen-Höhenflieger lässt Corona-Knick hinter sich
DAS IST LOS BEI CARL ZEISS MEDITEC:
Mit dem ersten Geschäftshalbjahr 2020/21 war Konzernchef Ludwin Monz sehr zufrieden. Nachdem das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Vorjahr gefallen war, stieg der Wert nun besonders stark: Mit 163 Millionen Euro lag das Ergebnis 59 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Der Erlös stieg erneut um rund sieben Prozent - dieses Mal auf 767 Millionen Euro. Vor allem niedrige Vertriebs- und Marketingkosten hätten eine Rolle gespielt, hieß es. Dabei lief es vor allem im zweiten Geschäftsquartal richtig rund.
Selbstverständlich war das nicht: In der Corona-Krise kassierte der Vorstand erst seinen Ausblick, weil eine verlässliche Vorhersage nicht mehr möglich sei. Dann drückte die Pandemie auf den Umsatz, Rückgänge im zweistelligen Bereich standen an. "Wir hoffen zwar, die Talsohle inzwischen durchschritten zu haben, doch wird auch das laufende vierte Geschäftsquartal deutlich unter dem Vorjahr liegen", hatte Monz im August 2020 gesagt.
Unter anderem litt das Geschäft mit der Augenheilkunde, da Ärzte in vielen Ländern planbare Operationen verschoben hatten. Auch scheuten viele Menschen den Gang zum Arzt. Und auch im Geschäftsbereich Mikrochirurgie gab es zeitweise einen leichten Rückgang. Erst im Schlussquartal des Geschäftsjahrs 2019/20 (30. September) konnte Carl Zeiss Meditec eine Gewinnerholung vermelden. Doch das Unternehmen blieb vorsichtig: Auch die ersten Monate des neuen Geschäftsjahres dürften bei Umsatz und operativem Ergebnis (Ebit) hinter den Vorjahreswerten zurückbleiben.
Erst im April traute sich der Vorstand wieder zu einer detaillierten Prognose für das laufende Jahr: So soll der Umsatz im Geschäftsjahr 2020/21 von rund 1,3 Milliarden auf etwa 1,6 Milliarden Euro steigen. Die Marge gemessen am operativen Ergebnis erwartet Carl Zeiss Meditec bei etwa 20 Prozent nach 13,3 Prozent im Vorjahr. Zahlen zum Geschäftsverlauf der ersten neun Monaten legt das Unternehmen am 6. August vor.
Nach Einschätzung des NordLB-Experten Volker Stoll dürfte der Konzern deutlich zulegen. "Die sich zunehmend normalisierende Nachfrage aus Europa und Nordamerika wird sich in den Umsatz- und Ertragszahlen der nächsten Quartale reflektieren", schrieb er jüngst in einer Studie. Das Geschäftsjahr 2020/21 dürfte im zweiten Halbjahr von einem starken Umsatz- und Gewinnwachstum geprägt sein. Stoll hält die vom Unternehmen gesetzten Ziele für erreichbar.
Den Großteil seines Umsatzes erwirtschaftet Carl Zeiss Meditec mit der Aufrüstung zur Diagnose und Behandlung von Augenerkrankungen. Den kleineren Teil steuern OP-Mikroskope bei. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 3290 Mitarbeiter und liegt mit etwa 59 Prozent in den Händen des baden-württembergischen Optik- und Elektronik-Konzerns Carl Zeiss AG. Dessen Vorstandschef Karl Lamprecht rückte Ende Mai als Aufsichtsratsvorsitzender bei Carl Zeiss Meditec nach.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Die seit Ende April im dpa-AFX-Analyzer erfassten Experten schauen vorsichtig optimistisch auf die weitere Entwicklung der Aktie. So halten sich die Kauf- und Halteempfehlungen mit jeweils zwei die Waage. Zuletzt hoben sowohl die DZ Bank als auch die Privatbank Berenberg ihre Schätzungen an, obwohl sie die Einstufung auf "Halten" beließen. Der durchschnittliche Wert liegt mit 157 Euro etwas unter dem aktuellen Niveau.
Die kurzfristigen Schocks der Pandemie beiseite gelassen, sei bei dem Hersteller von Medizintechnik alles im Lot, schrieb Berenberg-Analyst Scott Bardo zuletzt. Das Unternehmen sei in guter Stellung für ein Rekordjahr, was das Wachstum aus eigener Kraft und die Marge betreffe. Ein Wermutstropfen sei aber die hohe Bewertung der Aktien.
Sein Kollege Sven Kürten von der DZ Bank ist der Meinung, Carl Zeiss Meditec habe im ersten Geschäftshalbjahr sehr stark abgeschnitten. Hoffnung schöpft er aus dem präzisierten Jahresausblick, der konservativ aussehe. Kürten hob seine Schätzungen für 2020/21 sowie die Folgegeschäftsjahre an.
Optimistischer zeigte sich Deutsche-Bank-Analyst Falko Friedrichs: Der Medizintechniker sei gut ins Jahr gestartet und die Dynamik sei weiter vielversprechend. Zudem seien die Resultate für das zweite Geschäftsquartal ausgezeichnet gewesen und die Wachstumsraten für das dritte sollten sogar noch stärker sein. Er behielt die Kaufempfehlung bei einem Kursziel von 170 Euro bei.
Auch NordLB-Analyst Holger Fechner verwies darauf, dass sich die erfreuliche Entwicklung im zweiten Geschäftsquartal fortgesetzt habe. Er geht davon aus, dass sich der positive Trend der Vorjahre angesichts der unverändert guten mittel- bis langfristigen Geschäftsaussichten noch verstärken wird. Er hob sein Ziel von 143 auf 172 Euro an.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Aktie von Carl Zeiss Meditec gehört in diesem Jahr zu den größten Gewinnern unter den deutschen Standardwerten. Seit Ende 2019 legte der Kurs um knapp die Hälfte auf rund 163 Euro zu und liegt derzeit nur knapp unter dem Ende Juni erreichten Rekordhoch von 168 Euro. Damit ist Carl Zeiss den meisten anderen Unternehmen im MDAX, in dem der Konzern seit Ende 2018 notiert ist, voraus.
Mit dem Plus in diesem Jahr kehrte das Papier wieder auf den langjährigen Erfolgspfad zurück, der 2020 durch die Folgen des Corona-Crashs unterbrochen war und den Kurs kurzzeitig unter die Marke von 70 Euro gedrückt hatte. Unter dem Strich war 2020 für die Aktie das erste mit einem Verlust seit 2014.
Über die vergangenen fünf Jahre summiert sich das Kursplus auf fast 350 Prozent; seit Sommer 2011 ging es um fast 1000 Prozent nach oben - damit gehört das Papier in beiden Zeiträumen zu den stärksten Gewinnern unter den deutschen Standardtiteln.
Inzwischen kommt das seit 2000 an der Börse notierte Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von fast 15 Milliarden Euro. Größter Nutznießer des starken Kursanstiegs ist die Mutter, die Carl Zeiss AG. Deren 59-prozentige Aktienpaket kommt derzeit auf einen Wert von rund 8,6 Milliarden Euro.
/ngu/zb/jha/
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