Gewinneinbruch |
29.07.2019 16:45:01
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Brexit und Preiskampf zehren an Ryanair-Gewinn - Aktie dreht ins Minus
Das Preisumfeld für Ferienflüge innerhalb Europas sei immer noch schwierig, schrieb Luftfahrt-Analyst Daniel Roeska vom Analysehaus Bernstein. Den Kurs der Ryanair-Aktie sieht er absehbar weiter auf dem jetzigen Niveau von rund 10 Euro.
Auch die Ryanair-Führung beklagte den Preiskampf auf dem wichtigen deutschen Markt. Die Lufthansa verkaufe ihre überschüssigen Tickets unterhalb ihren eigenen Kosten, kritisiere O'Leary. Seiner Ansicht nach haben die größte europäische Fluggesellschaft und ihre Tochter Eurowings seit der Übernahme großer Teile von Air Berlin überschüssige Kapazitäten.
Allerdings hat die Lufthansa umgekehrt Billiganbietern wie Easyjet und Ryanair samt deren österreichischen Tochter Laudamotion vorgeworfen für Marktanteile in Deutschland Verluste in Kauf zu nehmen. Wegen der Rabattschlacht rechnet die Lufthansa-Billigmarke Eurowings im laufenden Jahr erneut mit roten Zahlen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr musste auch die Gewinnprognose für den Gesamtkonzern zurechtstutzen.
Ryanair verdiente in den Monaten April bis Juni unter dem Strich nun 243 Millionen Euro und damit 21 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Zwar wuchs die Zahl der Fluggäste um elf Prozent auf 41,9 Millionen, und der Umsatz zog im gleichen Maß auf 2,3 Milliarden Euro an. Dies gelang aber nur, weil Ryanair die Ticketpreise im Schnitt um sechs Prozent senkte. Zusatzerlöse etwa für Sitzplätze nach Wunsch federten den Rückgang ab.
Doch die Mehreinnahmen konnten den Anstieg der Kosten nicht ausgleichen. Denn Treibstoff, Flughafengebühren und Personal schlugen deutlich teurer zu Buche als ein Jahr zuvor.
Unternehmenschef O'Leary hatte das vorausgesehen und für das laufende Geschäftsjahr nur noch einen Gewinn von 750 bis 950 Millionen Euro angekündigt. Damit dürfte Ryanair praktisch höchstens so viel verdienen wie im vorangegangenen Geschäftsjahr. An dieser Prognose hält das Management fest - obwohl sich die Aussichten eher verdunkeln.
So schlug die anhaltende Unsicherheit rund um den Brexit bei Ryanair schon im abgelaufenen Quartal negativ zu Buche. Der bevorstehende Austritt des Landes aus der EU dämpfe die Zuversicht und die Konsumfreude der Verbraucher, schrieb das Management. Für den Billigflieger ist Großbritannien ein wichtiger Absatzmarkt.
Hinzu kommen die allgemein fallenden Ticketpreise bei gleichzeitig steigenden Kosten. Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende März 2020 rechnet O'Leary jetzt mit einem Rückgang der Ticketpreise um bis zu zwei Prozent, nachdem er zuvor auch einen leichten Anstieg für möglich gehalten hatte. Die Zahl der Passagiere dürfte zwar um sieben Prozent auf über 152 Millionen steigen, allerdings etwas weniger stark als zuletzt geplant.
Wie es tatsächlich ausgeht, hängt dem Manager zufolge vom Geschäft des kommenden Winterhalbjahrs ab - sowie davon, dass es keine weiteren negativen Entwicklungen im Zuge des Brexits gibt.
Zu schaffen macht der Easyjet-Rivalin auch das Flugverbot für Boeings Mittelstreckenjet 737 Max, dessen Auslieferung sich voraussichtlich deutlich verzögert. Ryanair will 210 Maschinen der Reihe kaufen, hat jedoch noch keine einzige erhalten. Denn nach dem Absturz zweier Flugzeuge des Typs bei anderen Airlines in Indonesien und Äthiopien mit 346 Toten gilt für das Modell seit März ein weltweites Flugverbot. Wann die Probleme und das Startverbot endet, ist weiterhin offen.
Die Ryanair-Führung hat ihre Wachstumspläne daher bereits Mitte Juli zusammengestrichen. Die ersten "Max"-Maschinen erwartet sie jetzt nicht vor Januar 2020, und für den nächsten Sommer plant sie nur mit 30 statt mit 58 Jets des Typs. Die Zahl der Fluggäste soll im nächsten Geschäftsjahr bis Ende März 2021 zwar auf rund 157 Millionen steigen. Zuvor hatte Ryanair aber noch 162 Millionen angepeilt.
An der Londoner Börse wurden die Nachrichten negativ aufgenommen. Die Ryanair-Aktie drehte im Handelsverlauf ins Minus und verliert am Nachmittag 0,8 Prozent auf 9,95 Euro, nachdem es für den Kurs vor allem seit Anfang Mai deutlich abwärts gegangen war.
DUBLIN (dpa-AFX)
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