Herbe Einschnitte |
23.03.2020 21:19:00
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Boeing-Aktie gewinnt: Boeing streicht Chefgehälter, Dividende und Aktienrückkäufe
"Boeing zehrt von all seinen Ressourcen, um den Betrieb fortzusetzen, Beschäftigte und Kunden zu unterstützen, und die Lieferkette in der Coronavirus-Krise aufrechtzuerhalten", teilte der Konzern mit.
Boeing steht ohnehin mit dem Rücken zur Wand. Seit zwei Flugzeugabstürzen mit insgesamt 346 Toten gelten für das bis dahin meistgefragte Boeing-Modell 737 Max weltweit Flugverbote. Der Hersteller kann seitdem keine Mittelstreckenjets der Reihe mehr ausliefern, hat aber noch rund 400 Maschinen gebaut, ohne dass dem nennenswert Einnahmen gegenüberstanden. Das Unternehmen bezifferte die Belastung durch das 737-Max-Desaster zuletzt auf rund 18 Milliarden US-Dollar (16,8 Mrd Euro). Wann die Startverbote aufgehoben werden, ist weiterhin offen. Zuletzt hatte Boeing auf Mitte des Jahres gehofft.
Die Folgen der Coronavirus-Pandemie für die Produktion und die Finanzlage von Fluggesellschaften weltweit bringen den Luft- und Raumfahrtkonzern nun noch noch größere Not. Das Management wirbt um milliardenschwere Staatshilfen. Diese würden der gesamten Industrie zugutekommen, da ein großer Teil davon für Zahlungen an Zulieferer eingesetzt würde, argumentierte Boeing vor wenigen Tagen.
Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge versucht der Konzern, bei der US-Regierung mehr als 20 Milliarden Dollar an Hilfsgeldern für sich und Unternehmen aus seiner Produktionskette zu bekommen. Vor wenigen Tagen hatte der Konzern bereits bekanntgegeben, dass er eine bestehende Kreditlinie von 13,8 Milliarden Dollar vollständig abgerufen hat.
Die weitreichenden Einschränkungen im weltweiten Flugverkehr treffen vor allem die Kunden von Boeing und Airbus schwer. Der Lufthansa-Konzern etwa streicht in den kommenden Wochen rund 95 Prozent seiner Flüge und plant Kurzarbeit für einen Großteil der Beschäftigten. Europas größter Billigflieger Ryanair lässt ab 24. März voraussichtlich alle oder fast alle Maschinen am Boden. Der Weltluftfahrtverband IATA schätzt, dass Fluggesellschaften weltweit insgesamt bis zu 200 Milliarden Dollar Nothilfe benötigen, um die Krise zu überleben.
Airbus und Boeing müssen damit rechnen, dass Airlines bestehende Flugzeugbestellungen jetzt stornieren oder die Auslieferung in die Zukunft verschieben. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte jüngst, dass der Konzern derzeit überhaupt keine neuen Maschinen gebrauchen könne, da die bestehende Flotte von 763 Flugzeugen fast komplett am Boden stehe. Die Lufthansa verhandle bereits mit beiden Herstellern darüber, dass sie bestellte Maschinen erst später abnehme. Bei Boeing hat die Lufthansa Großraumjets der Typen 777X und 787 "Dreamliner" geordert, bei Airbus Großraumjets vom Typ A350 und Mittelstreckenjets aus der A320neo-Modellfamilie.
Auch die Luftfahrtmesse im britischen Farnborough im Juli fällt wegen der Coronavirus-Pandemie aus, wie die Veranstalter am Freitag mitgeteilt hatten. Die Farnborough Airshow südwestlich von London gilt als zweitgrößte Luftfahrtmesse der Welt und wechselt sich jährlich mit der weltgrößten Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris ab. Flugzeugbauer und Zulieferer sammeln dort meist Aufträge in Milliardenhöhe ein. Am Mittwoch war auch die eigentlich für Mai geplante Berliner Luftfahrtmesse ILA abgesagt worden.
Boeing fährt Produktion in Corona-Krise weiter herunter
Zudem fährt Boeing seine ohnehin schon stark gedrosselte Produktion aufgrund der Coronavirus-Krise noch weiter herunter. Das Unternehmen teilte am Montag mit, seine Werke in der Region Puget Sound im Bundesstaat Washington für mindestens zwei Wochen zu schließen. "Diese Maßnahmen werden ergriffen, um das Wohlergehen der Beschäftigten, ihrer Familien und der örtlichen Gemeinden sicherzustellen", teilte Boeing mit. Die betroffenen Fabriken sollen gründlich gereinigt werden.
Die Boeing-Aktie stand am Montag im US-Handel an der NYSE letztlich 11,17 Prozent höher bei 105,62 US-Dollar.
/stw/hbr/nas
CHICAGO (dpa-AFX)
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