Ausblick auf das neue Jahr 24.12.2015 12:00:01

Bei Lufthansa fliegt 2016 die Streikangst weiter mit

Erst Ende Oktober wurde die bisherige Gewinnprognose von "mindestens 1,5 Milliarden Euro" beim operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) entsprechend angehoben. Deutschlands führende Airline profitiert wie andere Fluggesellschaften auch vom niedrigen Kerosinpreis. Und auch im kommenden Jahr, das stellt der Branchenverband IATA in Aussicht, ist mit weiteren Ergebnissteigerungen in der Branche zu rechnen.

   Der Preis für das Fass Rohöl war zuletzt deutlich unter 40 Dollar gefallen und damit so billig wie schon seit rund einem Jahrzehnt nicht mehr. Entsprechend günstig können die Airlines tanken. Und Kerosin stellt neben den Aufwendungen für Personal den dominanten Kostenblock im Luftverkehr dar. Lufthansa kommt zudem zugute, dass der US-Dollar, die Abrechnungswährung für Kerosin-Lieferungen, gegenüber dem Euro zwar an Wert gewonnen hat. Zu der von einigen Analysten vorhergesagten Parität ist es bislang aber nicht gekommen. Die Airline kann sich zudem durch Hedging gegen Schwankungen beim Dollar wie auch beim Kerosinpreis absichern und hat daher schon jetzt ein klare Vorstellung von der Sprit-Rechnung im nächsten Jahr.

Politik muss in den Lufthansa-Tarifgesprächen vermitteln

Doch auch wenn der niedrige Ölpreis die Branche beflügelt, das nächste Jahr wird nicht ohne Belastungen verlaufen. Denn die Streikangst wird auch im kommenden Jahr immer wieder mitfliegen. Zwar konnten sich das Management der Lufthansa und das von der Gewerkschaft Verdi vertretene Bodenpersonal jüngst einigen. Trotz des Jobgipfels, bei dem sich der Vorstand mit allen Gewerkschaften im Konzern traf, schwelen die Tarifkonflikte mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit und den von der Gewerkschaft UFO vertretenen Flugbegleitern aber weiter. Letztere bescherten der Lufthansa erst im November den mit einer Woche längsten Streik der Unternehmensgeschichte.

   Nun soll der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck als Schlichter zwischen den beiden Parteien vermitteln. Der Politiker hat Erfahrung mit schwierigen Verhandlungssituationen: Platzeck konnte immerhin auch den hart geführten Tarifkonflikt zwischen der Lokführer-Gewerkschaft GdL und der Deutschen Bahn beenden.

Harter Wettbewerb lässt wenig Spielraum

Doch viel Spielraum hat das Lufthansa-Management um Vorstandschef Carsten Spohr nicht. Vorruhestandsregelungen, wie sie die Piloten und das Kabinenpersonal der Lufthansa bislang genießen, wird sich Deutschlands größte Airline in Zukunft wohl nicht mehr leisten können. Denn die Kosten dafür belasten die Lufthansa im Wettbewerb mit den Billig-Fliegern wie Easyjet und Ryanair, die in Europa das Geschäft der alteingesessenen Fluggesellschaften unterwandern. Und auf der Asien-Strecke unterbieten die Golf-Airlines die Lufthansa häufig im Preis und überbieten sie oft im Service.

   2016 wird daher für die Lufthansa wohl kein ganz schlechtes, aber auch kein Jahr frei aller Probleme werden. Für die globale Branche sagt der Branchenverband IATA eine Kapitalrendite von 8,6 Prozent voraus, 30 Basispunkte mehr als die 2015 erreichten 8,3 Prozent. Bei einer Rendite von 8,3 Prozent decken die Airlines immerhin ihre Kapitalkosten, und das war in der Vergangenheit häufig nicht der Fall.

DJG/apr/kgb

   Dow Jones Newswires

   Von Archibald Preuschat

FRANKFURT (Dow Jones)

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