Nur kleines Umsatzwachstum |
04.08.2020 17:57:00
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Bayer wird nach Milliardenverlust vorsichtiger für das Gesamtjahr - Bayer-Aktie unter Druck
Die Verschiebung vieler nicht dringend notwendiger Behandlungen und die Angst vieler Menschen vor Arztbesuchen während der Corona-Pandemie hinterließen im zweiten Quartal im Pharmageschäft insbesondere beim Augenmedikament Eylea - neben dem Gerinnungshemmer Xarelto eigentlich einer der Wachstumstreiber der Sparte - Spuren. Aber auch der Absatz von Verhütungsmitteln für Frauen ging deutlich zurück.
Hinzu kam ein neues nationales Programm Chinas zum Großeinkauf bestimmter Medikamente, das unter anderem zu einem deutlichen Rückgang bei den Verkaufspreisen für das Diabetesmittel Glucobay führte. Höhere Verkaufsmengen durch die Teilnahme an dem Programm konnten das nicht aufwiegen.
Im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten hielten sich die Kunden auch ein wenig zurück. Das lag aber vor allem daran, dass sich der Handel im ersten Quartal wegen der Corona-Pandemie schon reichlich eingedeckt hatte und nun erst einmal die Lagerbestände abbauen muss. Insgesamt blieben die Medizingeschäfte von Bayer denn auch hinter den Erwartungen zurück.
Besser als von Analysten gedacht lief es hingegen in der Agrarsparte. Das lag an guten Geschäften etwa mit Mais-Saat in Brasilien, an einer Erholung der Sojasamen-Nachfrage in Nordamerika sowie einer robusten Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln. Zudem kommt Bayer bei der Integration des 2018 übernommenen US-Saatgutkonzerns Monsanto schnell voran, was Kosten spart.
Insgesamt fiel der Konzernumsatz im zweiten Quartal um 6,2 Prozent auf rund 10 Milliarden Euro, wie Bayer am Dienstag in Leverkusen mitteilte. Aus eigener Kraft - also Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe herausgerechnet - war es ein Minus von 2,5 Prozent. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten stieg auch dank Kostensenkungen im Zusammenhang mit der Monsanto-Integration um 5,6 Prozent auf 2,88 Milliarden Euro. Während der Umsatz hinter den durchschnittlichen Analystenschätzungen zurückblieb, lag das operative Ergebnis leicht darüber.
Angesichts der teils holprigen Entwicklung im Tagesgeschäft peilt das Management nun 2020 vor Wechselkurseffekten sowie dem Zu- und Verkauf von Unternehmensteilen ein Umsatzwachstum von 0 bis 1 Prozent auf 43 bis 44 Milliarden Euro an. Bisher waren 44 bis 45 Milliarden Euro geplant gewesen. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen sollen davon weiter etwa 28 Prozent hängen bleiben, womit sich ein operatives Ergebnis von etwa 12,1 Milliarden Euro ergäbe. Bislang waren hier 12,3 bis 12,6 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden.
Unter dem Strich dürfte 2020 aber ein dickes Minus stehen, nachdem Sonderaufwendungen von 12,5 Milliarden Euro hauptsächlich für Rechtsstreitigkeiten Bayer im zweiten Quartal einen hohen Verlust von 9,5 Milliarden Euro eingebrockt haben. Vor einem Jahr war es noch ein Plus von rund 400 Millionen Euro gewesen.
Ende Juni hatte Bayer Einigungen in US-Rechtsstreitigkeiten um die Unkrautvernichter Glyphosat, Dicamba sowie PCB angekündigt. Der weitaus teuerste Streit ist dabei derjenige um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter. Hier wackelt allerdings der angestrebte Vergleich mit der Mehrzahl der Kläger.
So störte sich der zuständige Bundesrichter Vince Chhabria an dem Teil der Vereinbarung, der mögliche künftige Fälle abdeckt. Dabei geht es um die Bildung eines unabhängigen Wissenschaftsgremiums, das entscheiden soll, ob der Glyphosat-Unkrautvernichter Roundup Lymphdrüsenkrebs verursacht, und falls ja, ab welcher Dosis er gefährlich werden kann.
Angesichts der Skepsis des Richters zog Bayer den Antrag auf Zustimmung zum Umgang mit den möglichen künftigen Fällen zurück, für deren Beilegung 1,25 Milliarden US-Dollar geplant waren. Damit ändert sich eigentlich zwar nichts an der Einigung mit dem Großteil der insgesamt etwa 125 000 eingereichten und nicht eingereichten Klagen, für die bis zu 9,6 Milliarden Dollar (8,1 Mrd Euro) vorgesehen sind.
Allerdings hatte Bayer-Chef Werner Baumann immer wieder betont, dass mit einer groß angelegten Einigung auch künftige Rechtsstreitigkeiten beigelegt werden müssten. Das tat er auch am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Der Ansatz bleibe, eine umfassende Lösung zu finden, sagte der Manager. Ein neuer Vorschlag werde mit den Repräsentanten künftiger Fälle besprochen.
So war die Ankündigung des Glyphosat-Vergleichs Ende Juni angesichts der vielen verbleibenden Fragezeichen nicht zum erhofften Befreiungsschlag für die Anteilscheine des Konzerns geworden. Inklusive des Kursverlustes von mehr als drei Prozent auf 56,65 Euro infolge der Senkung des Jahresausblick am Dienstag summieren sich die Verluste seit dem Juni-Hoch von 73 Euro nun schon auf fast ein Viertel.
Bayer-Aktien schwächeln
Der überraschend vorsichtige Jahresausblick von Bayer hat am Dienstag auf den Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer gelastet. Sie sackten zum Handelsschluss via XETRA als Schlusslicht im DAX um 2,43 Prozent auf 57,05 Euro ab. Dank guter Kostenkontrolle hätten die Leverkusener zwar beim operativen Ergebnis im zweiten Quartal besser abgeschnitten als gedacht, angesichts der gesenkten Prognose dürften die durchschnittlichen Analystenschätzungen für 2020 aber sinken, erklärte Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan.
Im zweiten Jahresviertel bekam Bayer die Corona-Krise unter anderem in der Pharmasparte zu spüren, da Ärzte viele nicht dringend notwendige Behandlungen verschoben oder Patienten aus Angst vor Corona zu Hause blieben.
Angesichts der teils holprigen Entwicklung im Tagesgeschäft peilt das Management 2020 nun vor Wechselkurseffekten sowie dem Zu- und Verkauf von Unternehmensteilen ein Umsatzwachstum von 0 bis 1 Prozent an auf 43 bis 44 Milliarden Euro. Bisher waren 44 bis 45 Milliarden Euro geplant gewesen. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen sollen davon weiter etwa 28 Prozent hängen bleiben, womit sich ein operatives Ergebnis von etwa 12,1 Milliarden Euro ergäbe. Bislang waren hier 12,3 bis 12,6 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden.
Analysten hatten im Durchschnitt zwar bereits Einschnitte bei den Jahreszielen für möglich gehalten, allerdings in geringerem Umfang. Neben dem reduzierte Ausblick dürften aber auch die andauernden Glyphosat-Rechtsrisiken weiter auf dem Aktienkurs lasten, sagte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank.
So hatte Bayer Ende Juni zwar eine Einigung mit der Mehrzahl der Kläger im US-Streit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter vorgestellt. Die wackelt mittlerweile aber. So störte sich der zuständige Bundesrichter Vince Chhabria an dem Teil, der mögliche künftige Fälle abdeckt. Dabei geht es um die Bildung eines unabhängigen Wissenschaftsgremiums, das entscheiden soll, ob der Glyphosat-Unkrautvernichter Roundup Lymphdrüsenkrebs verursacht, und falls ja, ab welcher Dosis er gefährlich werden kann.
Angesichts der Skepsis des Richters hatte Bayer den Antrag auf Zustimmung zum Umgang mit den möglichen künftigen Fällen dann zurückgezogen, für deren Beilegung 1,25 Milliarden US-Dollar geplant waren. Damit ändert sich zwar eigentlich zwar nichts an der Einigung mit dem Großteil der insgesamt etwa 125 000 eingereichten und nicht eingereichten Klagen, für die bis zu 9,6 Milliarden US-Dollar (8,1 Mrd) vorgesehen sind. Allerdings hatte Bayer-Chef Werner Baumann in der Vergangenheit immer wieder betont, dass mit einer groß angelegten Einigung auch künftige Rechtsstreitigkeiten beigelegt werden müssten.
Die Ankündigung des Glyphosat-Vergleichs Ende Juni war denn letztendlich angesichts der verbleibenden Fragezeichen auch nicht zum erhofften Befreiungsschlag für die Aktien geworden. So war der Aktienkurs anfangs noch deutlich über die Marke von 73 Euro geklettert, die Euphorie ließ aber schnell nach. Inklusive des Kursrückschlags an diesem Dienstag summieren sich die Verluste seit dem Juni-Hoch nun schon auf fast ein Viertel. Der deutsche Leitindex Dax hielt sich im gleichen Zeitraum unter dem Strich stabil.
Seit dem ersten Glyphosat-Urteil gegen Bayer im August 2018 beläuft sich das Kursminus auf knapp 40 Prozent; Dividenden eingerechnet sind es minus 34 Prozent. Immerhin schafft es Bayer mit einem Marktwert von rund 57 Milliarden Euro noch unter die Top 10 im DAX, in der Prä-Glyphosat-Ära waren es noch rund 87 Milliarden Euro.
LEVERKUSEN (dpa-AFX) / dpa (Broker)
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