An Elanco |
20.08.2019 17:52:00
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Bayer-Aktie unbeeindruckt, Elanco-Titel im Minus: Bayer verkauft Tiergesundheitsgeschäft für mehrere Milliarden Dollar
Von der Summe sollen 5,3 Milliarden Dollar in bar gezahltwerden, berichtete Bayer. Die übrigen 2,3 Milliarden begleiche Elanco in Aktien. Die Leverkusener wollen sich zu "gegebener Zeit" von dem Anteil an Elanco trennen. Das Transaktionsvolumen entspricht den angaben zufolge dem 18,8-Fachen des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (Ebitda) des Bayer-Tiermedizingeschäfts in den zwölf Monaten bis Juni. Der Deal soll Mitte 2020 abgeschlossen werden - vorbehaltlich der Zustimmung von Wettbewerbsbehörden.
Elanco, einst ein Teil des US-Pharmariesens Eli Lilly, ist mit 5600 Mitarbeitern und 3,1 Milliarden Dollar Umsatz eine Branchengröße. Mit dem Bayer-Deal entstehe die globale Nummer zwei in der Tiergesundheit, hieß es. Marktführer ist der US-Konzern Zoetis.
Bayer vertreibt in der Tiermedizin Floh-, Zecken- und Entwurmungsmittel sowie Halsbänder zur Abwehr des Ungeziefers. Bauern bietet der Konzern Mittel, um die Abwehrkräfte von Nutztieren zu stärken, Schädlinge im Stall zu bekämpfen und die Hygiene zu verbessern. Die Aussichten der Sparte hatte Bayer als gut bezeichnet.
Doch die Tiermedizin ist auch die kleinste Sparte von Bayer, die Tochter mit Sitz in Monheim und Produktionsanlagen in Kiel und Shawnee (USA) hat rund 3700 Mitarbeiter, das sind gut drei Prozent der Bayer-Belegschaft. Auch gemessen am Erlös von 1,6 Milliarden Euro ist die Sparte vernachlässigbar: Bayer setzte 2018 fast 40 Milliarden um.
Die Beschäftigten der deutschen Animal Health GmbH bleiben nun gemäß geltender Vereinbarungen bis Ende 2025 von betriebsbedingten Kündigungen geschützt, betonte Bayer. Für Beschäftigte der KVP Kiel und der Vertriebsgesellschaft Bayer Vital gelte ein nicht ganz so langer Schutz. 4200 Bayer-Mitarbeiter wechseln insgesamt zu Elanco.
Der Bayer-Betriebsrat forderte vom US-Konzern einen Plan für die wechselnden Kollegen. Elanco habe zugesagt, in das Wachstum der Geschäfte sowie weitere Innovationen zu investieren, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Oliver Zühlke am Dienstag. "Hierzu erwarten wir in den nächsten Wochen eindeutige Zukunftspläne vom Erwerber."
Mit dem Verkauf kann Bayer seinen Schuldenberg etwas abtragen, der mit der 49 Milliarden Euro teuren Monsanto-Übernahme entstanden war. Die Leverkusener drücken Verbindlichkeiten von 38,8 Milliarden Euro. Jüngst hatte der Konzern schon mit Anteilen am Chemieparkbetreiber Currenta, der US-Fußpflegemarke Dr. Scholls und der Sonnenschutzmarke Coppertone Kasse gemacht. Nun will Bayer schlagkräftiger im Kerngeschäft werden. "Diese Transaktion stärkt unseren Fokus als ein führendes Life-Science-Unternehmen", sagte Bayer-Chef Werner Baumann.
Für Elanco ist die Bayer-Sparte dagegen interessant. Geschäfte mit der Tiermedizin sind gefragt, denn Besitzer von Hunden oder Katzen geben viel Geld für das Wohl ihrer Liebsten aus. Und Bauern haben ein Interesse daran, dass ihre Kühe oder Schweine nicht von Parasiten befallen werden oder an Infektionskrankheiten leiden.
"Der Markt mit Tiermedizin wächst jährlich um 5 bis 6 Prozent nach Umsatz", sagt Thilo Kaltenbach, Pharma-Experte bei der Beratungsgesellschaft Roland Berger. "Da der Wohlstand in Schwellenländern wie China wächst, geben die Menschen dort immer mehr Geld für ihre Haustiere aus." Zugleich trieben die Industrialisierung der Landwirtschaft und der steigende Fleischkonsum das Geschäft.
Das Potenzial mit Tiermedizin hat auch Boehringer Ingelheim erkannt. Das rheinland-pfälzische Unternehmen hat 2017 das Tiermedizin-Geschäft von Sanofi übernommen und setzt 4 Milliarden Euro in der Tiergesundheit um. Nun wird Elanco vorbeiziehen.
"Pharmakonzerne können Tierarznei schneller entwickeln als Mittel für Menschen, Wirkstoff-Patente spielen eine geringere Rolle", sagt Kaltenbach. "Das ergibt schnelles Wachstum mit guten Margen."
Der Bundesverband praktizierender Tierärzte ist indes wenig begeistert vom Verkauf der Bayer-Sparte: "Damit verschwindet ein urdeutsches Unternehmen von der Bildfläche", erklärt Geschäftsführer Heiko Färber. "Die Marktkonzentration nimmt weiter zu und der Einfluss ausländischer Konzerne steigt." Dadurch komme die geltende Verschreibungspflicht von Tierarznei in Deutschland unter Druck.
Färber fürchtet, dass Europa als Markt an Bedeutung für Tiermedizin verliere und sich Konzerne wie Elanco und Zoetis noch stärker am Bedarf in Amerika und Asien richten. "Perspektivisch könnten Investitionen fehlen, um Präparate auch für den europäischen Markt mit seinen aufwendigen Zulassungsverfahren zu entwickeln."
Elanco indes betonte, die Geschäfte ergänzten sich mit denen von Bayer. "Von der Kombination aus Elancos starker Beziehung zu Tierärzten und der führenden Rolle von Bayer im Einzel- und Onlinehandel werden letztlich all unsere Kunden profitieren."
So reagieren die Bayer-Aktie und Elanco-Titel
Der Verkauf des Tiermedizin-Geschäfts hat die Bayer-Aktien am Dienstag nur kurz aus der Lethargie gerissen. Das kleine Plus schmolz jedoch schnell wieder zusammen und zu Handelsende lagen die Papiere der Leverkusener mit 66,00 Euro 0,45 unter dem Vortagesniveau.
Wie bereits seit Wochen spekuliert geht der Bereich nun für 7,6 Milliarden US-Dollar (rund 6,85 Mrd Euro) an Elanco Animal Health. Die US-Amerikaner zahlen dabei 5,3 Milliarden Dollar in bar und 2,3 Milliarden Dollar in eigenen Aktien.
Gerade letzteres sorgte am Markt für etwas Verwunderung. "Wir hätten gedacht, dass Bayer gegen Cash einen klaren Schlussstrich unter das Kapitel zieht", sagte ein Experte. Stattdessen bleibe eine Beteiligung von etwa 17 Prozent, von der sich Bayer laut eigenen Angaben erst "zu gegebener Zeit" verabschieden will.
Die Kursentwicklung der Elanco-Papiere sorgt bei den Anlegern nicht gerade für Begeisterung. So sackten die im September 2018 zu 24 Dollar ausgegeben Aktien am Dienstag auf ein Rekordtief von 28 Dollar ab. Sie verloren zuletzt 7,90 Prozent auf 27,46 US-Dollar. Neben der Unsicherheit über die verbleibende Beteiligung sieht Analyst Richard Vosser von der Investmentbank JPMorgan auch eine kleine Gewinnverwässerung auf die Leverkusener zukommen. Gleichwohl wertet er den Deal insgesamt leicht positiv.
LEVERKUSEN (dpa-AFX)
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