Effizienzprogramm läuft |
13.12.2017 18:05:41
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Aurubis-Aktie unter Druck trotz deutlicher Gewinnsteigerung
Im Geschäftsjahr 2016/17 profitierte Aurubis von einer höheren Kupferkonzentrat-Produktion, nachdem im Vorjahr dem Konzern noch ein Werksstillstand in Bulgarien zu schaffen gemacht hatte. Neben der wieder laufenden Produktion an dem Standort lieferten höhere Raffinierlöhne für Altkupfer, der stärkere US-Dollar sowie das Effizienzprogramm Rückenwind. Gleichzeitig litten aber die Preise für Schwefelsäure unter einem Überangebot. Der Konzernumsatz stieg dennoch um 17 Prozent auf 11,04 Milliarden Euro.
Beim Gewinn ging es noch deutlicher nach oben. Das operative Ergebnis vor Steuern stieg um 40 Prozent auf 298 Millionen Euro. Das war etwas mehr als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. Unter dem Strich verdienten die Hamburger mit 352 Millionen Euro fast dreimal so viel wie im Vorjahr. Daran sollen auch die Aktionäre beteiligt werden: Die Dividende soll um 20 Cent auf 1,45 Euro je Aktie steigen. Hier hatten sich Analysten im Mittel allerdings mehr ausgerechnet.
Auch der Gewinnausblick blieb hinter den Erwartungen zurück. Allerdings erscheine dieser angesichts der geplanten Effizienzmaßnahmen konservativ, schrieb Analyst Eggert Kuls von Warburg Research in einer Studie.
Bei der Umsetzung der neuen, langfristigen Strategie will der Konzern nun nachlegen. "Es bedarf weiterer Anstrengungen, damit das Programm sein volles Potenzial in den kommenden Jahren entfalten kann", sagte Schachler. Geplant sind weitere Effizienzmaßnahmen und Investitionen. Als Teil der Neuausrichtung wurde bereits zum Start des laufenden Geschäftsjahres im Oktober eine neue Organisationsstruktur eingeführt, die sich stärker an den Wertschöpfungsprozessen ausrichtet. Bei dem Zukunftsprogramm geht es auch um die Stärkung des Kupfergeschäfts sowie eine Ausweitung der Verarbeitung komplexer Rohstoffe.
Neue Verkaufskanäle sollen entwickelt und ausgebaut werden. Auch sollen Durchlaufzeiten von Edelmetallen verkürzt und Kapazitätsengpässe in Hamburg reduziert werden. Hierfür plant Aurubis Investitionen von rund 320 Millionen Euro an den Standorten Hamburg und im belgischen Olen. Mit der südkoreanischen LS Corp arbeitet das Unternehmen an einer Machbarkeitsstudie über den möglichen Bau einer Produktionsfabrik für batteriefähige Nickelsulfate.
Aus Wachstumsmaßnahmen allein wird eine nachhaltige Ergebnisverbesserung von 200 Millionen Euro ab dem Geschäftsjahr 2022/23 angestrebt. Übernahmen schloss Schachler während der Telefonkonferenz zu den Resultaten ebenfalls nicht aus. Zumindest kurzfristig dürften Zukäufe aber keine Priorität haben, erklärte Analyst Fawzi Hanano von der Berenberg Bank.
Der Aurubis-Chef will den MDax-Konzern zudem durch einfachere Strukturen und verbesserte Prozesse voranbringen. Durch das bereits laufende Effizienzprogramm wird bis zum Geschäftsjahr 2019/20 eine Ergebnisverbesserungen von ebenfalls rund 200 Millionen Euro in Aussicht gestellt. "Das finanzielle Gesamtziel unserer Strategie sind insgesamt zusätzliche 400 Millionen Euro beim operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bis zum Geschäftsjahr 2022/23", sagte Schachler.
Der mehr als 150 Jahre alte Konzern, an dem der Stahlkocher Salzgitter beteiligt ist, stellt mit rund 6500 Mitarbeitern reines Kupfer aus Kupfererz und Kupferschrott her und verarbeitet es weiter zu Blechen, Rohren und Kabeln für die Auto-, Elektro- und Bauindustrie. Salzgitter hatte zuletzt eine Reduzierung der Aurubis-Beteiligung von 25 auf rund 16 Prozent angekündigt. Schachler sprach von einem weiterhin guten Verhältnis beider Unternehmen. "Salzgitter bleibt ein wichtiger Ankeraktionär".
Anleger machen wegen Ausblick Kasse
Aurubis hat am Mittwoch seine Anleger mit dem Ausblick und der Dividende enttäuscht. Die Papiere des Kupferkonzerns rutschten nach den vorgelegten Jahreszahlen bis zum Handelsende immer tiefer ins Minus ab und büßten zuletzt 2,65 Prozent auf 69,63 Euro ein. Unter den mittelgroßen Werten im MDAX waren sie damit das Schlusslicht. Im Tief erreichten sie sogar den niedrigsten Stand seit etwa einem Monat.
Die Papiere konnten nicht davon profitieren, dass der Kupferhersteller nach einem Gewinnsprung im vergangenen Geschäftsjahr verhalten optimistisch voraus blickt. Börsianer bezeichneten den Ausblick als "nicht gerade inspirierend". Analyst Fawzi Hanano von der Berenberg rechnete am Morgen bereits damit, dass einige Anleger deshalb ihre Gewinne mitnehmen werden. Die Aurubis-Papiere sind im bisherigen Jahresverlauf um fast 24 Prozent gestiegen, womit sie sich besser entwickelten als der Index der mittelgroßen Werte.
Aurubis-Chef Jürgen Schachler hatte ein Ergebnis auf etwa gleichem Niveau wie im vergangenen Geschäftsjahr in Aussicht gestellt und dabei einige Unsicherheiten hervorgehoben. Etwa mit Blick auf die Referenzpreise für Kupferschmelz- und Raffinierlöhne sowie dem nur schwer prognostizierbaren Markt für Schwefelsäure, einem Nebenprodukt bei der Produktion. Experte Eggert Kuls von Warburg Research sah diese Faktoren in einem ersten Kommentar als Grund für einen "vorsichtigen Ausblick" an - auch vor dem Hintergrund weiterer von Aurubis geplanter Effizienzmaßnahmen.
Kritik gab es marktseitig außerdem wegen der Dividende. Sie soll zwar um 20 Cent auf 1,45 Euro je Aktie steigen, Analysten hatten sich im Mittel aber etwas mehr versprochen. Commerzbank-Experte Ingo Schachel sprach denn auch von einer enttäuschenden Ankündigung, für die es nach einer erfolgten Entschuldung in den Bilanzbüchern eigentlich keinen Grund gebe. "Wir hätten vermutet, dass Aurubis dazu bereit ist, mehr als 27 Prozent des operativen Nettogewinns auszuschütten", so der Experte. /mis/mne/men
HAMBURG (dpa-AFX)
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