Techriese legt Zahlen vor 28.01.2021 22:26:00

Apple meldet Gewinn- und Umsatzsteigerung - Aktie trotzdem im Minus

Apple meldet Gewinn- und Umsatzsteigerung - Aktie trotzdem im Minus

Apple hat im Weihnachtsquartal einen Rekordgewinn von gut 28,7 Milliarden Dollar eingefahren. Auch überschritt der iPhone-Konzern erstmals die Marke von 100 Milliarden Dollar (82,7 Mrd Euro) Quartalsumsatz. Das schafften in den USA zuvor nur der Supermarktriese Walmart und der Ölkonzern Exxon Mobil. Analysten rechnen damit, dass im vergangenen Quartal auch Amazon zu diesem exklusiven Club dazustieß.

Mit 111,44 Milliarden Dollar war der Umsatz von Apple 21 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Alle Produktreihen und auch Abos und Apps trugen zu dem Wachstum bei. Der Gewinn stieg in dem Ende Dezember abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal um 29,3 Prozent. Das iPhone profitierte unter anderem vom 5G-Ausbau in China, das Geschäft mit Macs und iPads vom Arbeiten und Lernen zuhause in der Pandemie.

Nach Berechnungen der Marktforschungsfirma IDC verkaufte Apple die Rekordzahl von gut 90 Millionen iPhones - so viele wie kein anderer Hersteller zuvor in einem Quartal. Das machte Apple zur klaren Nummer eins im Smartphone-Markt vor Samsung mit 73,9 Millionen Geräten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Apple im Weihnachtsquartal den langjährigen Marktführer aus Südkorea überholt. Diesmal war aber laut IDC mit einem Marktanteil von 23,4 Prozent fast jedes Vierte weltweit verkaufte Smartphone ein iPhone.

Apple hatte zum Weihnachtsgeschäft das neue iPhone 12 auf den Markt gebracht, das erstmals für den superschnellen 5G-Mobilfunk gerüstet ist und ebenfalls erstmals seit Jahren wieder ein neues Design bekam. Wegen der Folgen der Corona-Schließungen in China kamen die neuen Modelle im Oktober und November auf den Markt, statt wie sonst üblich im September. Damit entlud sich die aufgestaute Nachfrage in einem kürzeren Zeitraum - und Apple rechnet erst für das laufende Quartal damit, die Lieferengpässe ausräumen zu können.

Der iPhone-Umsatz stieg im Jahresvergleich um 17,2 Prozent auf knapp 65,6 Milliarden Dollar, wie Apple nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Das iPhone bleibt damit das mit Abstand wichtigste Produkt des Konzerns und brachte fast 60 Prozent des gesamten Geschäfts ein. Apple macht selbst seit einiger Zeit keine Angaben mehr dazu, wie viele iPhones abgesetzt wurden und wie hoch der durchschnittliche Preis war.

Die Zahl insgesamt aktiver Apple-Geräte erreichte 1,65 Milliarden, darunter sind eine Milliarde iPhones. Und der Konzern weitet seine Nutzerbasis aus: Für rund 75 Prozent der Käufer einer Apple Watch war es ihre erste Computer-Uhr. Bei Mac-Computern und iPad-Tablets lag der Anteil bei rund 50 Prozent.

Das Geschäft mit Abo-Angeboten wie Apple Music oder iCloud-Speicher brachte im vergangenen Quartal einen Umsatz von knapp 15,8 Milliarden Dollar ein - fast ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Apple führte Ende vergangenen Jahres erstmals Bündel-Abos für mehrere Dienste des Konzerns ein. Insgesamt gab es Ende am Jahresende 620 Millionen kostenpflichtige Abos - 35 Millionen mehr als drei Monate zuvor.

Mit Mac-Computern erlöste Apple knapp 8,7 Milliarden Dollar, ein Plus von 21 Prozent. In der Corona-Krise legen die Notebook-Verkäufe branchenweit zu. Apple brachte zudem erstmals Macs mit Prozessoren aus eigener Entwicklung statt Intel-Chips auf den Markt. Das iPad-Geschäft wuchs um 51 Prozent auf 8,4 Milliarden Dollar. Apple hatte im vergangenen Quartal ein neues Modell des iPad Air rausgebracht. In der Corona-Pandemie wurden neben Laptops auch verstärkt Tablets für den Schulunterricht gekauft.

In der Sparte, in der die populären AirPods-Kopfhörer, die HomePod-Lautsprecher und anderes Zubehör zusammengefasst sind, wuchsen die Erlöse um fast 30 Prozent auf knapp 13 Milliarden Dollar.

Eine wichtige Rolle für das starke Wachstum von Apple spielte auch eine deutliche Verbesserung des Geschäfts in China. Dort stieg der Umsatz binnen eines Jahres um 57 Prozent auf 21,3 Milliarden Dollar. Konzernchef Tim Cook sah darin unter anderem einen Effekt des 5G-iPhones. Die neuen schnellen Netze seien dort bereits gut etabliert. Allerdings hätten sich auch andere Geräte gut verkauft: "Es war mehr als eine iPhone-Story."

Zugleich geriet der Konzern zuletzt verstärkt in den Fokus von Wettbewerbsvorwürfen von Konkurrenten wegen seiner Kontrolle darüber, wie die Geschäfte auf seinen Plattformen zu laufen haben. Der Spieleentwickler Epic zog vor Gericht, weil er für In-App-Käufe auf Apples Abrechnungssystem zurückgreifen muss. Apple verweist unter anderem auf den Schutz der Nutzer. Facebook-Chef Mark Zuckerberg eskalierte am Mittwoch den Streit wegen Apples Plänen, den Nutzern mehr Kontrolle über Datenabgriff durch Apps zu geben. Der iPhone-Konzern sei ein Konkurrent und agiere im eigenen Interesse, sagte er. Facebook befürchtet, dass die Nutzer auf die Datenbremse treten und das Online-Netzwerk deshalb die Werbung weniger präzise personalisieren kann. Apple betont das Recht auf Privatsphäre und bekräftigte, dass die Pläne trotz des Gegenwinds umgesetzt werden.

Apple saß zum Ende des vergangenen Jahres auf Reserven von 196 Milliarden Dollar, denen Verbindlichkeiten von 112 Milliarden Dollar entgegenstehen. Der Konzern hatte sich in den vergangenen Jahren trotz hoher Gewinne mehrfach Geld am Markt für Ausschüttungen an Aktionäre besorgt, während der Großteil der Auslandserträge bis zur US-Steuerreform in Irland geparkt war.

In den vergangenen Wochen war wieder verstärkt über ein Apple-Auto spekuliert worden, in der Telefonkonferenz mit Analysten ließ Cook Fragen zu möglichen neuen Geschäftsaktivitäten unbeantwortet. Er sagte aber, dass Apple sich grundsätzlich für Bereiche interessiere, in denen Hardware, Software und Dienste zusammenkommen - und der Markt groß sei. Zugleich betonte er mehrfach, dass Apple auch in den bisherigen Produktkategorien noch Luft nach oben sehe. "Selbst wenn man sich unsere Marktanteile in entwickelten Ländern anschaut - nicht jeder hat ein iPhone, nicht annähernd."

Die an der NASDAQ notierte Apple-Aktie verlor letztlich 3,5 Prozent auf 137,09 US-Dollar.

Redaktion finanzen.at / dpa-AFX

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