Halbjahresbilanz 27.07.2023 17:55:00

Andritz-Aktie gesucht: Andritz kann Gewinn und Umsatz kräftig steigern

Andritz-Aktie gesucht: Andritz kann Gewinn und Umsatz kräftig steigern

Bis zur Jahresmitte legte der Umsatz um 24 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro zu. Der Gewinn nach Steuern erhöhte sich um 36 Prozent auf 227 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag bekanntgab. "Wir sind froh, dass wir den schwierigen Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr ganz gut getrotzt haben - wir konnten sowohl den Umsatz als auch das Konzernergebnis anheben", sagte CEO Joachim Schönbeck.

Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg der Gewinn (EBITA) heuer zwischen Jänner und Juni gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 22 Prozent auf 333 Mio. Euro. Die EBITA-Marge betrug 8,1 Prozent (Vorjahresperiode: 8,1 Prozent).

Auch der weitere Jahresverlauf sieht im sonst schwierigen Umfeld relativ rosig aus. "Wir gehen davon aus, dass wir unseren Kurs des profitablen Wachstums fortsetzen können und erwarten einen deutlichen Anstieg bei Umsatz und Ergebnis", so der Vorstandsvorsitzende mit Blick auf das gesamte Geschäftsjahr 2023. "Von einer Steigerung um etwa zehn Prozent auszugehen, das ist sicher eine gute Annahme", sagte der CEO zur Nachrichtenagentur Reuters. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Andritz einen Nettogewinn von 403 Mio. Euro erzielt, bei einem Umsatz von 7,5 Mrd. Euro.

Die gesamtwirtschaftliche Lage beurteilt Schönbeck kritisch: "Die hohen Zinsen und die nachlassende Konjunktur werden das Investitionsklima schon eintrüben", so der Konzernchef am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Wien. Bei den "grünen Produkten" erwartet Andritz allerdings trotzdem "eine stabile Nachfrage".

In den ersten sechs Monaten habe das Unternehmen den Auftragseingang "auf dem sehr hohen Niveau halten können". Er belief sich auf 4,71 Mrd. Euro, nach 4,77 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres (minus 1 Prozent). Dadurch habe Andritz den Auftragsstand auf 10,6 Mrd. Euro um 7 Prozent "nochmal deutlich anheben können". "Das ist eine sehr solide Basis für die sich weiter eintrübende Konjunktur", betonte Schönbeck.

Die Arbeitsplätze sollen dadurch jedenfalls gesichert sein - Andritz beschäftigt weltweit knapp 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um 9 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die meisten arbeiten in Deutschland (fast 5.000 Beschäftigte), in Österreich sind es 3.620. "Auf der Beschäftigtenseite können wir vom Auftragsstand ganz gut zehren in den kommenden Wochen, Monaten, ins nächste Jahr hinein", umriss der Konzernchef die aktuelle Lage.

"Energie bleibt Wachstumstreiber", hielt er unter Verweis auf die nachhaltige Transformation auf der Kundenseite fest. Bis 2025 soll mindestens die Hälfte der Erlöse aus dem Geschäft mit Anlagen in den Bereichen erneuerbare Energien, E-Mobilität und Kreislaufwirtschaft stammen. Letztes Jahr und auch heuer im ersten Halbjahr lag der Anteil den Angaben zufolge bei 45 Prozent.

Derzeit rüsten die Steirer im südostasiatischen Luang Prabang (Laos) das bisher größte Wasserkraftwerk des Landes aus, das eine Kapazität von fast 1.500 Megawatt haben wird. "Wir liefern die Turbinen und die Generatoren für die Elektrizitätserzeugungsstufe", präzisierte Schönbeck. Diese kommen aus Weiz in der Steiermark, "was auch dort entsprechend Arbeit sichert". Der Auftrag im Volumen eines "mittleren dreistelligen Millionenbetrages" - sei heuer im zweiten Quartal verbucht worden und sei eines der größten Wasserkraftwerke, das Andritz jemals alleine beliefert hat. Ab 2029 soll das Kraftwerk, das von der Weltbank finanziert wird, "rund um die Uhr Strom aus erneuerbaren Energien liefern". Andritz kommt damit in Laos bereits zum zweiten Mal zum Zug - die Steirer belieferten auch das Wasserkraftwerk Xayaburi mit einer Kapazität von 1.285 Megawatt.

Um beim Megatrend Nachhaltigkeit zusätzlich zu punkten, erkundet das Unternehmen auch neues Terrain: "Wir haben zwar einen kleinen, aber sehr wichtigen Schritt gemacht, um in den Markt für Wasserstoff einzusteigen", verkündete Schönbeck. Der Konzern hat sich in Finnland einen Auftrag zur Planung einer Großanlage für die Erzeugung von grünem Wasserstoff gesichert. "Wir bemühen uns um den Zuschlag für den Bau der Gesamtanlage", so der Andritz-Chef. Derzeit würden alle Fragen für die Genehmigungsprozesse geklärt. Die Investoren gingen davon aus, dass die Genehmigung erteilt werde.

Besagte Anlage im finnischen Kristinestad ist für eine Kapazität von 200 Megawatt (MW) ausgelegt. Der Strom für die Produktion von Wasserstoff durch Elektrolyse soll hauptsächlich mit Wind- und daneben auch mit Sonnenenergie erzeugt werden. Auftraggeber ist Koppö Energia, "ein Joint Venture von Finanzinvestoren aus Deutschland und Finnland", wie der Konzernchef erklärte. Andritz möchte sich zu einem der weltweit führenden Industriepartner für den Bau großer Wasserstoffanlagen entwickeln. Der Gesamtmarkt für grünen Wasserstoff soll bis 2030 auf fast 40 Millionen Jahrestonnen wachsen "und wir hoffen, dass wir davon einen entsprechenden Teil mitnehmen können".

Der Anlagen- und Maschinenbauer befindet sich zudem auf Einkaufstour. Im Juni erwarb Andritz das dänische Unternehmen Dan-Web. Der Hersteller baut Anlagen, bei denen Zellstoff trockengelegt wird, um Strukturbauteile aus Zellstoffen wie den Deckel eines Kaffeebechers zu erzeugen. Für Zukäufe gebe es drei Zielrichtungen: Digitalisierung, nachhaltige Technologien und das Dienstleistungsgeschäft. "Im Megatrend Nachhaltigkeit spielt die 'Circular Economy' eine Schlüsselrolle. Wir sind davon überzeugt, dass mit Zellstoff in sehr vielen Bereichen Kunststoff-Verpackungen ersetzt werden können", sagte der Vorstandschef kürzlich zu "Focus Money".

An der Wiener Börse stieg die Andritz-Aktie am Donnerstag letztendlich um 0,67 Prozent auf 48,30 Euro.

Die Analysten der Erste Group schreiben in einer ersten Reaktion von soliden Ergebnissen. Andritz habe sowohl die Erste-Prognosen als auch die Markterwartungen übertroffen. Der Konzern profitiere zudem von seiner starken Diversifizierung, was eine höhere Bewertung im Vergleich zu weniger breit aufgestellten Branchenkollegen wie etwa der finnischen Valmet rechtfertigen würde. Derzeit werde die Andritz-Aktie aber mit einem Bewertungsabschlag zu Valmet gehandelt, so die Analysten.

spo/cri

(APA)

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Bildquelle: ANDRITZ,Andritz AG

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