Trotz KI-Boom 04.02.2024 16:43:00

Amazon-Aktie, Alphabet-Aktie & Co.: Diese Tech-Giganten wollen 2024 Stellen streichen

Amazon-Aktie, Alphabet-Aktie & Co.: Diese Tech-Giganten wollen 2024 Stellen streichen

• 2022 und 2023 strichen viele Tech-Firmen Tausende von Stellen
• 2024 könnte sich der Trend fortsetzen: Kosteneinsparungen das Gebot der Stunde
• Geschwindigkeit des Stellenabbaus dürfte aber deutlich abnehmen

Während 2022 als ein Jahr der Tech-Ernüchterung in die Börsengeschichte eingehen wird - der US-Tech-Index NASDAQ 100 stürzte angesichts steigender Zinsen und enttäuschender Geschäftszahlen zeitweise um mehr als 40 Prozent ab - haben sich die Zeichen der Zeit in den vergangenen Monaten gewaltig verändert. Seitdem der KI-Chatbot ChatGPT vor gut einem Jahr auch die nüchternsten Anti-Tech-Gegner mit seinen Leistungen überraschte - oder vielmehr entsetzte -, herrscht wieder eine omnipräsente Tech-Euphorie.

Viele Tech-Aktien - von NVIDIA über Microsoft bis hin zu kleineren Titeln wie das IT-Sicherheitsunternehmen Palo Alto - eilen von Rekordhoch zu Rekordhoch, der NASDAQ 100 hat unlängst erstmals die 17.000-Punkte-Markte überschritten. Da mag es auf den ersten Blick verwundern, dass inmitten des KI-Hypes einige Tech-Firmen ihren 2022 eingeleiteten Stellenabbau zwecks einer Verringerung der Personalkosten fortsetzen dürften.

Wayfair-Stellenstreichungen erregen große Aufmerksamkeit

So kündigte Niraj Shah, Chef des E-Commerce-Versandhauses Wayfair, kürzlich an, 2024 insgesamt 1.650 Arbeitsplätze abbauen zu wollen, nachdem im vergangenen Jahr bereits 1.750 Mitarbeiter entlassen wurden. Die Stellenstreichungen seien notwendig, um "das Unternehmen sowohl jetzt als auch langfristig zu positionieren", wie "Forbes" aus der Wayfair-Mitteilung zitiert. Eine Woche zuvor hatte Shah die Mitarbeiter dazu aufgefordert, "lange zu arbeiten". Nach dem Corona-Boom muss Wayfair inzwischen kleinere Brötchen backen, das geplante Wachstum stellte sich nicht ein und auch der Preis einer Wayfair-Aktie beträgt nur noch den Bruchteil dessen, was sie 2021 kostete.

Google will Belegschaft reduzieren

Auch einige der größten Tech-Konzerne werden 2024 wieder Stellenstreichungen durchsetzen. Beispielsweise hat Google offiziell verlauten lassen, seine Belegschaft in den globalen Werbe- und Vertriebsabteilungen zu reduzieren, wie in einer Erklärung gegenüber "Forbes" bestätigt wurde. Dieser Schritt kommt nur eine Woche, nachdem das Unternehmen Entlassungen vorgenommen hat, von denen "Hunderte" von Mitarbeitern in verschiedenen Abteilungen betroffen waren, darunter Technik, Hardware und das Team, das sich mit der Entwicklung des sprachgesteuerten virtuellen Assistenten Google Assistant beschäftigt. Die Informationen über diese personellen Veränderungen wurden durch eine interne E-Mail offengelegt, die von der "New York Times" erhalten wurde. Ebenfalls betroffen von den Stellenstreichungen ist die zum Google-Konzern gehörende Video-Plattform YouTube: Am 17. Januar wurden "layoffs.fyi" zufolge 100 YouTube-Mitarbeiter entlassen.

Amazon-Konzern will sich 2024 weiter verschlanken

Auch der E-Commerce- und Cloud-Gigant Amazon, der nach dem massiven Job-Aufbau während der COVID-19-Pandemie dann ab 2022 die Anzahl der Mitarbeiter in vielen Segmenten massiv reduzierte, dürfte 2024 weitere Stellen streichen. "Fast jeder Aspekt" der Geschäftsabläufe des Unternehmens sei laut Mike Hopkins, dem Vizechef der Prime Video-Sparte, überprüft worden. Nach dieser eingehenden Analyse sei Amazon zum Schluss gekommen, dass weitere "mehrere Hundert" Mitarbeiter entlassen werden müssten. Dies betreffe besonders die Abteilungen Prime Video und MGM Studios. Auch Amazons Hörbuchsparte Audible entließ kürzlich bereits 100 Mitarbeiter.

Bei der Live-Streaming-Plattform Twitch, die Amazon 2014 zu einem Preis von knapp einer Milliarde US-Dollar übernahm, wird es 2024 relativ gesehen wohl noch zu deutlich stärkerem Personalabbau kommen. Ihr CEO Dan Clancy teilte in einem jüngst veröffentlichten Blog-Post mit, dass Twitch 2024 etwa 35 Prozent seiner Belegschaft, was einer Anzahl von ungefähr 500 Mitarbeitern entspricht, entlassen werde. Twitch habe "viel Arbeit zu tun, um das Unternehmen zu verkleinern", und bezeichnete es als "bedeutend größer, als es angesichts der Größe unseres Geschäfts sein muss".

Trotz weiterer Stellenstreichungen: Trendumkehr bahnt sich an

Auch wenn viele weitere Tech-Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe die Anzahl ihrer Mitarbeiter reduzieren wollen - beispielsweise Duolingo, New Work, Humane, Discord oder Unity Software - so nimmt die Anzahl der Stellenstreichungen insgesamt doch deutlich ab. Die Tech-Szene hat sich von ihrem Zinsschock 2022 wieder erholt und schaut vor allem auch dank des KI-Booms wieder deutlich zuversichtlicher in die nähere Zukunft.

Nach Angaben von "layoffs.fyi" haben in den ersten drei Wochen des neuen Jahres bisher 63 Tech-Unternehmen Entlassungen vorgenommen. Zwar zeigt diese Zahl, dass sich die Mitarbeiterabbau-Programme fortsetzen. Kosteneinsparungen lautet angesichts des hohen Zinsniveaus und der schwächelnden Konjunktur offensichtlich weiterhin das Gebot der Stunde. Allerdings verringerte sich die Geschwindigkeit zuletzt deutlich - im Januar 2023 reduzierten nämlich noch 278 Tech-Firmen ihre Belegschaft.

2023 wird als Jahr der Stellenstreichungen in die Tech-Geschichte eingehen

Im gesamten Jahr 2023 verloren über 305.000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz bei größeren Entlassungen in den USA, wie der Forbes-Entlassungstracker berichtet, der Entlassungen von 100 oder mehr Stellen berücksichtigt. Der größte dieser Einschnitte erfolgte im Juli, als das inzwischen bankrotte Speditionsunternehmen Yellow seine gesamte Belegschaft von 30.000 Mitarbeitern entließ. Vor der Massenentlassung der Yellow Corporation kündigten verschiedene Technologie- und Produktionsunternehmen einen erheblichen Personalabbau an.

So gab Amazon im Januar 2023 Pläne zum Abbau von 8.000 Mitarbeitern inmitten einer "unsicheren Wirtschaft" bekannt und entließ im November weitere 9.000 Mitarbeiter, nachdem Ende 2022 bereits 10.000 Stellen abgebaut worden waren. Im selben Monat traf die Google-Muttergesellschaft Alphabet die "harte Entscheidung", 12.000 Mitarbeiter zu entlassen, wie CEO Sundar Pichai erklärte. Gleichzeitig begannen sowohl Meta als auch Microsoft im Januar 2023 mit dem Abbau von jeweils 10.000 Stellen. Im März legte Meta nochmal nach und entließ weitere 6.000 Mitarbeiter.

Dass sich ein solcher Reigen an Stellenstreichungen 2024 nochmals in dieser Form wiederholt, ist als äußerst unwahrscheinlich einzuschätzen. Die Unternehmen haben ihre Kosten vielfach mit Erfolg senken können - wie exemplarisch aus den letzten Geschäftsberichten von Amazon hervorgeht - und brauchen vielmehr eine wachsende Anzahl KI-Softwareexperten, die am Arbeitsmarkt rar gesät sind.

Auch Wall Street-Banken von Stellenstreichungen betroffen

Die massiven Stellenstreichungen betrafen 2023 aber nicht nur den Tech-Sektor, auch wenn diese Branche angesichts des massiven Job-Einstellungsbooms während der Pandemie die Arbeitsplätze besonders drastisch reduzierte. Eine weitere Branche, die immer wieder wegen Stellenstreichungen von sich reden machte, war der Bankensektor. Die Wall Street-Banken entließen 2023 Tausende von Mitarbeitern - ein Trend, der sich auch 2024 fortsetzen könnte.

An vorderster Front dürfte dabei Citigroup stehen: Nach enttäuschen Geschäftszahlen - die US-Bank musste für das vierte Quartal 2023 einen Nettoverlust von 1,8 Milliarden US-Dollar vermelden - kündigte Citigroup-Finanzchef Mark Mason an, dass nicht weniger als 20.000 Mitarbeiter in den kommenden zwei Jahren entlassen werden.

Redaktion finanzen.at

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